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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Morgen würde aufziehen müssen. Sie hatte Kopfschmerzen,offenbar war es doch zu viel Brandy gewesen. Sie hatte die Nase voll vom Krieg. Das Kriegsministerium musste schließlich nicht jede Nacht mit ihrer Mutter in dem engen Kohlenkeller sitzen. Blödes Kriegsministerium! Und blöde Mum, dachte sie. Ständig jammerte sie herum: »Was hätte dein Vater bloß dazu gesagt?«
    Dieser nur allzu vertraute Satz ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. »Was hätte dein Vater bloß dazu gesagt?« Sie war es leid, sich in jeder Situation zu fragen, was ihr Vater wohl gesagt hätte, wenn er da wäre. So auch in dieser Situation … sie war müde, doch die Frage ließ ihr keine Ruhe: »Was hätte dein Vater bloß dazu gesagt?«
    Am liebsten hätte sie geschnauzt, dass sie ganz genau wusste, was ihr Vater gesagt hätte!
    »Black Dickons Bande hat sie vierzig Jahre lang benutzt«, würde er sagen und auf einen Fleck zeigen, wo sich die Öffnung einer alten Schmugglerhöhle in die Klippen schmiegte. »Die Öffnung ist nur bei Ebbe zu sehen, sie ist groß genug, dass ein flaches Boot unbemerkt hineinschlüpfen kann. Direkt unter den Augen der Steuereinnehmer.«
    Alice!
Ihr Vater stand neben ihr.
Das kannst du doch nicht vergessen haben. Direkt unter den Augen der Steuereinnehmer.
    »Aber … gehört jetzt zur Verteidigungszone«, murmelte Alice.
    Wir haben Karten gezeichnet
, sagte Alice’ Vater mit Nachdruck und war verschwunden.
    »Ja, Vater, Karten«, sagte Alice.
    Alice ist schon genauso verrückt wie ihre Mutter, dachte Frances.
    Evangeline zog die Augenbrauen in die Höhe. »Wie wär’s mit Tee?«, fragte sie und verschwand in der Küche. Bald darauf kam sie mit einem Tablett voller Tassen zurück.
    »Schmuggler«, sagte Alice und nahm ihre Tasse entgegen, »haben es gemacht.«
    »Alice, wir haben alle mehr getrunken, als wir gewohnt sind. Trink deinen Tee. Haben was gemacht?«
    »Hört zu«, sagte Alice. »Ein anderer Weg nach England, nun, es gibt einen. Schmugglertunnel. An der ganzen Küste gab es frühereine Menge Schmuggler. Sie brachten Waren wie Spitze, Brandy und Tabak von Frankreich nach England, damit sie keinen Zoll bezahlen mussten. Wenn man sie schnappte, wurden sie gehenkt – das zeigt, wie ernst man die ganze Sache genommen hat. Jedenfalls hatte mein Vater ein altes Buch über den Pfarrbezirk und ein berühmter Schmuggler namens Black Dickon hatte eine Höhle … die Steuereinnehmer haben sie nie gefunden. Anscheinend konnten sie bei Ebbe gerade mal ein einziges Boot in die Höhle bringen, bei Flut ist der Eingang versperrt. Die Schmuggler haben die Schmuggelware in der Höhle ausgeladen und benutzten die Tunnel, um sie von der Küste wegzubringen.«
    »Alice, das alles war vor langer Zeit …«
    »Nein, hört zu! Vater und ich haben sie gefunden! Wir sind samstags nachmittags immer zusammen gewandert und haben sie eines Tages bei Ebbe entdeckt. Vater war ganz aufgeregt, er hat Karten gezeichnet, um herauszufinden, wo die Tunnel möglicherweise verlaufen, denn in dem Buch über den Pfarrbezirk hieß es, dass sich auf unserem Friedhof ein Zugang befindet. Vater hielt das für möglich und er meinte auch, dass die de Balforts wahrscheinlich an der Schmuggelei beteiligt waren, weil Gracecourt House so ein feines Haus ist.«
    Elsies Augen verengten sich. »Kann man heute noch was von Frankreich hereinschmuggeln? Menschen vielleicht?«
    »Das ist gefährlich. Obwohl … vor all den Jahren muss es auch gefährlich gewesen sein, als die Soldaten des Königs die Schmuggler gehenkt haben, die sie schnappten. Und die Regierung hält es offenbar auch für möglich. Schließlich gibt es jede Menge Plakate, die davor warnen, dass die Deutschen es an den Verteidigungsanlagen an der Küste vorbei ins Land schaffen und dass wir alle die Augen aufhalten sollen«, erwiderte Alice.
    Es ist erstaunlich, was man alles mitbekommt, wenn die Leute glauben, dass man kein Französisch versteht, dachte Evangeline. Laut sagte sie: »Gib mir mal die Karte. Irgendwo vor der bretonischen Küste hält die Résistance Fluchtrouten offen. Sie nehmen RAF-Piloten auf, direkt unter den Augen der Deutschen. Unddann bringen sie sie über den Kanal.« Sie fuhr mit dem Finger die bretonische Küste entlang. »Hier! Plouha. Dort gibt es hohe Klippen. Was meint ihr: Könnte man die Résistance dazu überreden, englischen Piloten zwei Kinder mitzugeben?«, fragte Evangeline.
    »Evangeline, die Kinder sind Hunderte von Meilen von diesem Ort

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