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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Schicht gehörte, die die Regeln aufstellte und dafür sorgte, dass sie ihnen passten. Wenn ihnen ein Gesetz nicht gefiel, änderten sie es. Leute wie Bernie und sie verstießen gegen die Gesetze und wanderten dafür ins Gefängnis. Aber was nützten die blöden Gesetze schon,die die Regierung aufstellte? Bernie hatte ihr einen Zeitungsbericht über ein Schiff voller Flüchtlingskinder gezeigt, das auf der Fahrt nach Kanada torpediert wurde, weil das Gesetz sie nicht nach England hereinließ.
    »Ein Glück, dass eure Agnes und Vi’let und die anderen in Yorkshire sind und nicht auf dem Schiff, oder?«, hatte Bernie gesagt. Er wollte sie trösten. Der Name des Schiffs war
City of Benares
gewesen, daran erinnerte Elsie sich. Viele Kinder waren ertrunken, als das Schiff in Flammen aufging und sank. In diesem Moment verspürte sie einen derartigen Hass auf die Deutschen, dass es ihr fast die Luft abschnürte. Und sie hasste die britischen Behörden, die die Kinder auf das Meer hinausgeschickt hatten. Eigentlich gab es zwischen beiden keinen Unterschied.
    Plötzlich war Elsie dankbar, dass Evangelines herrische Schwiegermutter ihre Mum überredet hatte, mit der Familie London zu verlassen. Bernie hatte recht: Auch wenn sie nicht zusammen sein konnten, wenigstens waren die Kleinen mit Mum in Yorkshire in Sicherheit, weit weg von den Bomben und den deutschen Teufeln, die Kinder torpedierten. Auch wenn sie Agnes die Haare abgeschnitten hatten, das war nicht dasselbe wie von den Deutschen abgeholt zu werden oder zu ertrinken. Sie schauderte.
    Evangeline suchte nach etwas, womit sie Tanni aufmuntern konnte. »Vielleicht geht es den Mädchen gut. Viele Franzosen hassen die Kollaborateure. Die Freien Franzosen in London versorgen die Résistance mit Waffen und Material und die Leute von der Résistance retten unsere Piloten, wenn sie abgeschossen werden. Sie sorgen dafür, dass sie nach Hause kommen, bevor die Deutschen sie schnappen.« Dann fiel ihr etwas anderes ein, das sie gehört hatte. »Vielleicht haben die Quäker sie aus Frankreich herausgeschafft. Es gibt eine Organisation, sie heißt Secours des Enfants oder so ähnlich. Sie schmuggelt jüdische Kinder über die Schweizer Grenze. Und dann gibt es noch den Chemin de la Liberté, der geht über die Pyrenäen nach Spanien. Es ist ein langer Weg über einen Bergpass, aber es gibt Leute, die das machen, es ist nicht unmöglich. Vielleicht …«
    Es war erstaunlich, wie viel Evangeline über die Verhältnisse in Frankreich wusste. »Woher hast du das alles?«, wollte Alice wissen.
    »Ähm, in der … Klinik, also, als ich das letzte Mal in London war … eine der, also, eine der Krankenschwestern ist mit einem von den Freien Franzosen verheiratet und wir, nun ja, wir haben uns unterhalten.«
    »›Achtloses Gerede kostet Menschenleben‹«, fuhr Alice sie an und zitierte eines der zahlreichen Plakate, die das Kriegsministerium herausgegeben hatte. »Und ich verstehe nicht, warum diese Krankenschwester dir so viel erzählen sollte.« Sie stellte sich vor, wie Evangeline als Spionin verhaftet wurde und lächelte.
    »Selbst wenn die Quäker sie herausholen können, bevor die Miliz sie findet«, sagte Tanni und zeichnete die Route auf der Karte mit dem Finger nach, »dann könnte Klara es schaffen, zu Fuß über die Berge in die Schweiz oder nach Spanien zu gehen, aber Lili ist schwächer und langsamer. Klara muss ihr bei allem helfen. Und Klara würde sie nie allein lassen.« Sie müssen denken, dass ich mich von ihnen abgewendet habe, dachte sie traurig.
    Die Uhr in der Diele schlug eins. Alice hatte ihr Strickzeug hervorgeholt, doch die Maschen verschwammen vor ihren Augen und sie ließ immer wieder einige fallen. Im Raum herrschte Stille, alle dachten nach. Das kleine Feuer im Kamin flackerte und warf Schatten an die Wände.
    »Können wir denn gar nichts tun?«, fragte Evangeline. »Ich meine, den Mädchen helfen, irgendwie zu entkommen?« Sie dachte an ihre eigene verzweifelte Flucht aus New Orleans.
    »Sie müssen irgendwie aus Frankreich raus, was schwierig ist, weil die Deutschen überall sind. Und dann müssen sie nach England rein und das ist ein Problem, weil es illegal ist.«
    »Und was ist, wenn man es sozusagen nicht offiziell macht?«, fragte Elsie. »Könnten sie nach England kommen, ohne dass es jemand mitkriegt?«
    Alice hatte ihr Strickzeug hervorgeholt und stocherte wütend mit ihren Stricknadeln in dem Gewirr aus Wollgarn herum, das sie am nächsten

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