Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
gesagt, man würde ihn nie ins Gefängnis kriegen, keine Chance«, schnaufte Alice. »Wir hatten vereinbart, dass er bezahlen sollte«, sagte sie und suchte Bestätigung bei den anderen. »Waren wir alle damit einverstanden?« Die Frauen nickten und strichen ihre Kleider glatt. »Dann gehen wir jetzt zurück.«
»Ich frage mich, was mit Frances’ Baby passiert ist«, sagte Alice, während sie langsam zum Dorfanger zurückgingen.
»Weißt du, als ich sagte, wir sollten nach dem Vater des Babys suchen, hatte Bernie diesen Frettchen-Blick, der mich immer misstrauisch gemacht hat, aber er sagte, vielleicht wollte Frances, dass es ein Geheimnis bleibt«, sagte Elsie, die voranging. »Einen schrecklichen Moment lang dachte ich: ›Es wird doch wohl nicht Bernie sein?‹, doch er sah den Ausdruck in meinem Gesicht und sagte Nein, noch bevor ich ihn überhaupt fragen konnte. Dann sagte er noch etwas über Versprechen, die man halten muss, und wenn es das Letzte ist, worum man dich bittet. Ich wusste nicht, was er damit meinte.«
»Ich weiß es«, sagte Evangeline. »Und ich erzähl es euch. Aber erst muss ich mich hinsetzen.««
»Prima Aufnahme«, sagte Katie leise zum Kameramann, als sie die vier Damen langsam von der Kirche auf sie zukommen sah. Sie waren offenbar völlig erledigt, die Armen, vor allem Mrs. Zayman. Im Zwielicht sah man den vier Frauen ihr Alter an. Auch ihre Kleidung sah mitgenommen aus, so als wäre der Tag zu viel für sie gewesen. »Machen wir zum Schluss noch eine Aufnahme von ihnen und schwenken dann zum Feuerwerk über«, sagte sie, als die ersten Funken in den Himmel sprühten.
Sie hob ihr Mikrofon. »Möchten die Damen zum Schluss noch einmal das Wort an unsere Zuschauer richten?«
»Nein, meine Liebe, wir haben uns gerade über Verbrechen unterhalten, die im Krieg begangen wurden. Jetzt sind wir ein bisschen müde, denke ich. Entschuldigen Sie uns. Wir möchten uns nur einen Augenblick hinsetzen und unsere Ruhe haben, einen Moment für uns allein sein.«
»Oh«, sagte Katie. Sie war sich unsicher, ob sie ihnen auf den Fersen bleiben sollte.
»Komm langsam zum Ende«, sagte Simon.
Das Mikrofon fing die Stimme des alten Mannes in der Uniform der Bürgerwehr ein. Er jammerte laut, dass er noch ein Bier haben wolle, er wollte noch nicht nach Hause gehen. Und dann sagte er plötzlich: »Es sind nur vier. Eine fehlt.«
»Wer fehlt, Opa?«
»Die, die den Pfarrer geheiratet hat – Oliver … wie hieß er noch gleich? Ich war Trauzeuge. War ganz schön plötzlich, in Tunbridge, in der Kirche dort. Oliver sagte so was wie: ein Mann könne nicht gegen seine Ehefrau aussagen. Bernie hat gelacht und hat gefragt, ob Frances denn vorhätte, unter die Bankräuber zu gehen. Oliver hat ihm gesagt, dass man Dinge und Menschen manchmal auf Treu und Glauben annimmt, aber er hat Frances angeguckt, als er das gesagt hat. Bernie und ich mussten schwören, dass wir kein Sterbenswörtchen davon erzählen, niemandem, Elsie nicht und Nell nicht und auch sonst niemandem. Gestrahlt haben sie, wie die Honigkuchenpferde, als es vorbei war. Im Dorf haben sie dann so weitergemacht, als wär nichts gewesen. Frances kam und ging, war immer mal wieder ein paar Tage weg und kam dann wieder. Und schließlich ist sie ganz weggeblieben. Hat mir einen Brief für Oliver gegeben, hat mir gesagt, ich soll mich um ihn kümmern, falls sie nicht wiederkommt. Nell hat sie gesehen, bevor sie verschwunden ist. Wenn sie nicht wüsste, dass Frances nicht verheiratet wär, hat sie zu mir gesagt, dann hätt sie schwören können, dass sie in anderen Umständen ist. Hat behauptet, man könnt’s sofort sehen. Nun ja, ich hatte ja geschworen, dass es geheim bleibt, also konnt ich ja nichts sagen …«
»Was für eine Geschichte, Opa! Was ist dann passiert?«
»Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist. Jedenfalls haben wir sie danach nie wieder gesehen. Ich hab ihm schließlich den Brief gegeben, aber er hat mir nicht erzählt, was drinstand. Ist dann ein paar Tage später gestorben. War schon komisch. Wie’s schien, hatte er ’n schwaches Herz. Hat keiner gewusst, sah gesund und munter aus. Sechsundvierzig oder siebenundvierzig ist er gestorben. Nell hat gesagt … nun ja, ist lang her. Sehr lang.«
Die Kohle in dem großen Grill war erkaltet. Die Sonne ging langsam unter und die Caterer brachten leere Schüsseln, Tabletts und Flaschen mit großem Geschepper in ihre Transporter zurück. Die Blumen ließen die Köpfe hängen
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