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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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sondern ein älterer Mann mit Bartstoppeln, ein Patient ihres Vaters. Er schnappte nach Luft und spuckte beim Sprechen. »Beeilt euch«, keuchte er und spie einen Speichelregen in die Luft. »Soldaten kommen! Es heißt, sie zünden Synagogen an und die jüdischen Geschäfte und plündern und zertrümmern die Fensterscheiben – sie schießen sogar! Du musst deinen Vater holen! Sie sagen, sie wollen die jüdischen Teufel davonjagen … sie prügeln einige von ihnen zu Tode.«
    Ein atemloser Bruno tauchte hinter dem alten Mann auf, die Brille saß schief auf seiner Nase.
    »Tanni, eigentlich sollte es erst nächste Woche sein, aber wir müssen uns beeilen. Du weißt, dass wir …«
    Doch die geschockte Tanni hatte jetzt keine Zeit für Bruno. Wer nannte sie »Teufel«? War der alte Mann verrückt geworden? War nun die ganze Welt verrückt geworden, ebenso wie der gesamte Josephsche Haushalt? Tanni stand reglos da und starrte die beiden Männer an. In der Hand hielt sie Brunos Feige.
    »Geh«, rief der Mann und gab ihr einen kräftigen Schubs. »Lauf! Lauf! Sag es deinem Vater!« Sein Gesicht war vor Angst verzerrt. Auf der anderen Seite waren unverkennbar Gewehrschüsse zu hören. »Sie kommen! Soldaten!«, heulte er auf.
    Zu Tode erschrocken ließ Tanni die Feige fallen und rannte davon.
    Sie platzte in das Nähzimmer, wo der Rabbi gerade etwas zusammenrollte, während ihre Eltern und Frau Zayman zusahen. Sie hatte keine Ahnung, was der Rabbi im Nähzimmer zu suchen hatte. »Papa, da ist ein verrückter alter Patient von dir. Er kam im selben Moment wie Bruno, er redet wirres Zeug über jüdische Teufel«, keuchte sie. »Komm besser mit. Bruno ist auch hier, aber er sagt auch lauter komische Sachen.«
    Dr. Joseph und der Rabbi eilten nach draußen. Tannis Mutter und Frau Zayman nestelten die Knöpfe am Rücken ihres Kleides auf, zogen es ihr über den Kopf und streiften ihr ein anderes über. Tannis Gedanken wirbelten wild durcheinander. Hatten sie denn nichts anderes im Sinn als Anproben? Ihre Mutter und Frau Zayman zupften und knöpften und ignorierten ihre Proteste. Vor lauter Ärger, Verwirrung und Angst stampfte sie mit dem Fuß auf und trat gegen die Stofffalten. »Warum macht ihr ausgerechnet jetzt solch ein Theater um ein Kleid? Was ist los?«
    »Halt still. Es ist dein Hochzeitskleid«, sagte ihre Mutter.
    »WAS?«
    Etwas wurde in ihrem Haar festgesteckt und vor ihrem Gesicht drapiert, sodass sie nur noch verschwommen sehen konnte, was vor sich ging. Spitze. Das Tischtuch. »Beil dich!«, drängten ihre Mutter und Frau Zayman. Sie drehten sie um ihre Achse undzupften an den Knöpfen. Die Spitze vor ihren Augen und ihre Verwirrung machten Tanni blind.
    »Beeilung«, sagte Frau Zayman.
    »Sofort!«, donnerte ihr Vater vor der Tür.
    »Mutti?« Alles um sie herum war undeutlich und verschwommen. Sie zogen sie mit sich.
    »Bruno darf seine Frau mit nach England nehmen«, flüsterte Tannis Mutter ihr ins Ohr, während sie durch die Flure hasteten. »Glaub mir, auf diese Weise bist du in Sicherheit. Du bist zu alt für den Kindertransport.«
    Tanni hörte Lili laut fragen, warum Tanni so angezogen sei. War sie eine Prinzessin?
    »Wie ein Gespenst«, warf Klara ein, »mit dem Tischtuch vor dem Gesicht!«
    »Eine Braut, Schätzchen«, sagte jemand. »Tanni ist eine Braut.«
    Sie sagten ihr, sie solle stillstehen, genau hier, zwischen den Packkisten im Arbeitszimmer ihres Vaters. Unter ihrem Schleier sah Tanni auf. Sie stand unter einer Art Hochzeitsbaldachin, der aus einem Samtvorhang bestand. Wo kam der denn her?
    Frau Zayman fragte, wo die beiden Zeugen seien. »Da«, sagte der Rabbi und zeigte auf den alten Mann und Anton, den er zu diesem Zweck mitgebracht hatte. Anton starrte sie voller Schmerz an und Tanni wollte zu ihrem Versteck im Feigenbaum fliehen, damit all das hier nicht passierte, doch unter dem Baldachin war sie von Bruno und Frau Zayman auf der einen und ihren Eltern auf der anderen Seite eingezwängt.
    Lili und Klara hielten Tannis Hände und starrten zu ihr hoch. »Was ist eine Braut?«, wollte Klara wissen. »Ich will auch eine Braut sein. Kann ich auch eine Braut sein, Tanni?«
    »Eines Tages sicherlich«, sagte Tanni automatisch, wie es ihre Gewohnheit war.
    »Braut«, sagte Lili und lächelte ihre Schwester bewundernd an. »Tanni sieht hübsch aus.«
    »Geh siebenmal um Bruno herum,
schnell
!«, trieb Frau Joseph sie an. Wie betäubt gehorchte Tanni. Unter ihrem Schleier wandtesie den Kopf

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