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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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reiten. Bruno sagt, es gibt dort herrliche Museen voller wunderschöner und interessanter Dinge und danach kann man bei Fortnum & Mason Tee trinken …« Warum lag die beste Spitzentischdecke ihrer Mutter in Stücke geschnitten auf dem Nähtisch? »Kann ich beim Nähen helfen, Mutti? Frau Zayman hat mir gezeigt, wie man ganz kleine Stiche macht, so klein, wie du sie noch nie gesehen hast, und ich wäre so sorgfältig, du würdest staunen …«
    »Ich denke«, unterbrach ihre Mutter sie, während sie ein Stück des Tischtuchs an einen weißen Stoffstreifen nähte, der auf ihrem Schoß lag, »wir werden Bruno heute vielleicht sehen. Halte dich bereit, ihm schnell die Gartentür aufzumachen, wenn er kommt, Tanni.« Normalerweise durften die Mädchen niemanden hereinlassen. Von der Gartentür aus führten ein paar Treppenstufen hinunter zum Fluss und zu einem kleinen Anlegesteg für Fischerboote. Früher waren sie an die Tür gekommen und hatten Fisch verkauft, den die Köchin zubereitete, aber nun kam niemand mehrund verkaufte Fische an Juden. Kam Bruno mit dem Boot? Warum nicht mit dem Zug wie sonst?
    Ihr Vater klopfte an die Tür. »Der Rabbi ist mit dem Vertrag hier«, sagte er und trat ins Zimmer. »Also wirklich, meine Liebe, welch ein Unfug!«, rief er ärgerlich, als er sah, womit seine Frau beschäftigt war.
    »Einen Moment, Herr Doktor!« Hastig zog Frau Zayman Tanni ihr altes Kleid über den Kopf und knöpfte rasch die Knöpfe auf dem Rücken zu.
    »Lass uns einen Moment allein, Tanni«, sagte ihr Vater.
    Ihre Mutter schüttelte das ausladende weiße Ding aus, an dem sie nähte, und stichelte dann noch schneller als zuvor. »Es ist wichtig, Männer verstehen das nicht«, sagte sie störrisch.
    Tanni mischte sich ein: Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für einen Streit zwischen ihren Eltern. »Ich weiß, ich soll Bruno die Gartentür aufmachen, aber warum kommt er her, Papa, schließlich hat er doch eine neue Dozentenstelle in England. Und hier ist alles so … «
    »Er kommt, weil er uns davon erzählen will. Und nun muss ich mit deiner Mutter und Frau Zayman sprechen, Tanni. Lauf und …«
    »Aber ihr wisst doch schon alles darüber! Warum sollte er herkommen und euch davon erzählen?«
    »Geh«, befahl ihr ihre Mutter scharf. Sie hielt den Kopf gebeugt und nähte wie verrückt. »Deine Schwestern rufen nach dir.«
    »Aber ich möchte hierbleiben und beim Nähen helfen, schließlich scheint es ungeheuer wichtig zu sein …«
    »Geh!«, sagten die Josephs wie aus einem Mund.
    Tanni stampfte mit dem Fuß auf und rauschte aus dem Zimmer. Bevor die Zwillinge sie sehen konnten, zog sie sich auf den Feigenbaum zurück. Das ergab alles keinen Sinn. Wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen. Nach einer Weile merkte sie, dass sie Hunger hatte. Sie pflückte eine der letzten Feigen, die noch am Baum hingen und aß sie, obwohl sie schon ein bisschen verdorrt war. Sie fand eine bessere für Bruno, der Feigen mochte. Unterihr lagen die Früchte, die zu Boden gefallen und aufgeplatzt waren und nun allmählich verfaulten, weil in diesem Jahr niemand Feigenmarmelade gemacht hatte.
    Die Sonne ging unter und die hohen Äste, auf denen Tanni saß, erhaschten den letzten Rest ihrer Wärme. Ein Windhauch fuhr durch die trockenen Blätter. Tanni roch den Rauch eines Holzfeuers in der kühlen Luft. Die Schatten des Spätnachmittags wurden länger. Früher hatten die Dienstmädchen in der Dämmerung Feuer im Kamin gemacht, während der köstliche Duft des Abendessens durchs Haus zog. Ihre Mutter hatte gebadet, ein Teekleid aus Samt angezogen und vor dem Kamin darauf gewartet, dass Dr. Joseph aus seiner Praxis kam. Er gab ihnen beiden einen Kuss und trank dann ebenso wie ihre Mutter einen Aperitif, bevor Frau Anna die Suppe und die Koteletts servierte. Nach dem Abendessen spielten Tanni und ihr Vater Schach, während ihre Mutter ein neues Stück auf dem Klavier übte oder einen Roman las, den sie sich aus Wien hatte kommen lassen.
    An der Gartentür erklang ein lautes Klopfen, dann donnernde Schläge, die sie aus ihren Träumen rissen. Tanni fuhr zusammen und kletterte vom Baum, um die Tür zu öffnen. Sie war überwuchert von Windenzweigen und Dornengestrüpp und sie brauchte einen Moment, um sie beiseitezuschieben. Inzwischen wurde das Klopfen immer lauter und drängender.
    Sie zog an der Tür. »Einen Augenblick, Bruno! Sei nicht so ungeduldig. Die Tür klemmt. Da!«
    Sie erschrak, denn vor ihr stand nicht Bruno,

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