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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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dabei das Schienbein stieß. Am Boden des Bootes stand Wasser und der Rock ihres Hochzeitskleides war triefnass. Als das Boot vom Ufer rutschte, begann sie zu zittern und drückte die Reisetasche an sich, während Bruno und der Fischer ruderten. Über ihnen stiegen brüllend hell lodernde Flammen in den Himmel. Mit einem Krachen brach das Dach der Synagoge ein.
    Schwer atmend ruderten Bruno und der alte Mann, und das Boot entfernte sich langsam vom Ufer. Dann hatte es die Mitte des Flusses erreicht und die Strömung wurde schneller. Hinter ihnen verschwanden allmählich die Stadtmauern, die Flammen, das Gejohle und die Gewehrsalven. Bald waren da nur noch die Nacht, der dunkle Fluss und der rote Himmel, das klatschende Geräusch der Ruder im Wasser und die Kälte. Tanni spürte ihre Füße nicht mehr. Was passierte mit ihrer Familie? Sie wollte sich über den Bootsrand ins Wasser werfen und zurückschwimmen.
    Als Bruno aufsah, bemerkte er, dass ihre Zähne klapperten und dass sie sich ihren dünnen Schleier eng um die Schultern gezogen hatte. Sofort schob er sein Ruder beiseite und ging zu der Bank, auf der sie kauerte. Er zog seinen Mantel aus, legte ihn ihr um die Schultern und küsste sie auf die Stirn. Tanni sah ihn mit ausdruckslosen Augen an. Bruno war ihr Mann.

5
    Crowmarsh Priors,
    März 1939
    Während er auf den Nachmittagszug von London nach Brighton wartete, saß Albert Hawthorne, der Stationsvorsteher von Crowmarsh Priors, in seinem winzigen Büro und nahm die Zeitung von gestern zur Hand. Die Berichte über die slowakische Separatistenbewegung in der Tschechoslowakei beachtete er ebenso wenig wie die Schlagzeile »Kabinett beurteilt Beziehungen zu Berlin optimistisch« und den Artikel über einen Mann namens Göring, der Ferien an der Riviera machte. Jemand oder etwas namens Baldwin Fund wollte »sie rausholen«. Juden, so schien es. Jedenfalls Ausländer. Auch das übersprang er.
    Als treuer Untertan las er die Bildunterschrift unter dem Foto, das den König und die Königin mit dem französischen Präsidenten und seiner Frau in der königlichen Loge im Opernhaus zeigte. Für die Franzosen hatte Albert nicht viel übrig. Der König sah abgespannt und unglücklich aus – kein Wunder, bei der Verantwortung, die man als König hat, dachte Albert –, doch die mollige kleine Königin an seiner Seite strahlte unter ihrem Diadem und winkte fröhlich mit einer behandschuhten Hand. Er stieß einen leisen Pfiff aus, als ihm ein Bild des neuen Daimler-Modells ins Auge fiel, und beschloss, den Zug abzuwarten, bevor er die Kricket-Ergebnisse des Testspiels gegen Südafrika genau studierte.
    Er blätterte um. Eine große Schlagzeile – »Polizei nimmt Windsor-Freunde in Gewahrsam« – stach ihm ins Auge. Darunter war ein Foto von Leuten in Abendkleidung zu sehen, die in einer Polonäse durch die Brunnen am Trafalgar Square planschten. Die Männer schienen Champagnerflaschen zu schwenken und ihre Abendanzüge saßen schief, während die Frauen klatschnass waren und aussahen, als hätten sie gar nichts an. Ganz vorn auf dem Foto sah man ein hübsches Mädchen, das vor Lachen kreischte und sich mit einer Hand an einen großen, blonden Mann klammerte. Mit der anderen hielt sie ihren nassen Rock so hoch, dass schockierend viel von ihren Beinen zu sehen war. Im Hintergrund rückte die Polizei an. Die Bildunterschrift lautete: »Admirals wilde Tochter erneut festgenommen!«
    Albert las weiter. Im Savoy hatte es einen Gesellschaftsball gegeben und danach war eine Gruppe von Gästen zum Café de Paris weitergezogen. Nach Angaben der Polizei verließen sie es im Morgengrauen, allerdings nur widerstrebend – einige von ihnen hatten an die Türen gehämmert und verlangt, dass man sie wieder einließ. Die Nachtschwärmer hatten Taxen angehalten, die Fahrgäste hinausgeworfen und die Taxifahrer gezwungen, sie zum Trafalgar Square zu bringen. Dort wurden ein paar von ihnen schließlich festgenommen. »Lesen Sie auch den Leitartikel auf Seite 10: Skandal einer modernen Debütantin.«
    Solche Geschichten waren ganz nach Alberts Geschmack. Sie bestätigten ihn in seiner Überzeugung, dass die oberen Klassen auch nicht besser waren als alle anderen und dass das Land vor die Hunde ging. Er schnalzte missbilligend mit der Zunge, während er auf Seite zehn vorblätterte und las:
    … Es gibt nur drei Gelegenheiten, bei denen ein wohlerzogenes Mädchen in der Zeitung erwähnt werden sollte: wenn es geboren wird, wenn es

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