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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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was über seine Familie. Was wohl aus ihr geworden ist?«, meinte eine von ihnen. »Schlimm, dass so etwas in einer unserer alteingesessenen Familien passiert ist.« Die anderen schaukelten in ihren Schaukelstühlen und nickten zustimmend.
    »Aber die Fontaines haben es vertuscht und seitdem hat niemand Evangeline je wieder gesehen.«
    »Ich nehme an, sie ist inzwischen gestorben«, sagte eine der alten Damen dann für gewöhnlich.
    »Das denke ich auch«, antwortete eine andere. »Die meisten Leute, die wir gekannt haben, sind gestorben.«
    In Crowmarsh Priors wurde Evangeline Fontaine Fairfax durch eine ganze Flotte von Lastern einer Catering-Firma geweckt, die auf dem Dorfanger zum Stehen kamen. Schon bald begrüßten sich fröhliche junge Australier mit lautstarkem »Hallo« und riefen einander Anweisungen zu. Lastertüren öffneten sich geräuschvoll und Stangen für das Festzelt wurden laut scheppernd abgeladen. Evangeline schlug die Bettdecke beiseite und angelte mit ihren blaugeäderten Füßen nach den Hausschuhen. Sie streifte einen ausgefransten Satinmorgenrock über, zog die Vorhänge auf und blinzelte in der hellen Morgensonne Richtung Kanal.
    Sie warf einen Blick auf Elsies Brief, der auf der Kommode lehnte, zwischen wild durcheinanderstehenden Fotos in beschlagenen Silberrahmen. Eines zeigte ihren verstorbenen Mann in seiner Marineuniform, auf einem anderen war sie selbst mit ihrem Sohn Andrew auf dem Arm zu sehen, dann waren da Bilder vonAndrew bei der Abschlussfeier an der Universität und mit seiner Frau und den Kindern in ihrem Haus in Melbourne.
    Sie nahm eine Haarbürste in die Hand, auf deren elfenbeinernem Rücken ein »P« eingraviert war, und goss aus einer Karaffe einen Schluck Sherry in ihren Zahnputzbecher. Sie trug Bürste und Sherry zum Bett und setzte sich. »Tja, hey Laurent, hey Richard, hey Frances, fünfzig Jahre und alle sagen, diese schlimme alte Geschichte mit dem Krieg wäre erledigt. Jedenfalls sagen das die Leute, die nicht dabei waren. Vielleicht bringen wir sie heute zu Ende. Auf euer Wohl«, sagte sie laut. Der Südstaatenakzent schlug nun deutlicher durch und die einstmals weiche Stimme klang heiser. Sie trank etwas Sherry, dann bürstete sie sich die Haare, während sie überlegte, was sie an diesem großen Tag anziehen sollte. »Oh ja, wartet’s ab.«

1
    Crowmarsh Priors,
    Zweiter Weihnachtsfeiertag, 1937
    Mit ihren zweiundzwanzig Jahren gehörte Alice Osbourne zu jener Sorte vernünftiger und verantwortungsbewusster junger Frauen, die die Leute für gewöhnlich als »feinen Kerl« bezeichneten. Allerdings waren sie durchaus geneigt hinzuzufügen, dass sie hübsch aussah, wenn sie lächelte. Sie war hochgewachsen, wie ihr Vater, der kürzlich verstorbene Gemeindepfarrer von Crowmarsh Priors. Auch die Gesichtszüge, das braune Haar und den Anschein lebensfremder Zerstreutheit hatte sie von ihm geerbt. Sie zeigte keinerlei Ähnlichkeit mit ihrer Mutter, deren einstige Schönheit verblichen war, nach Jahren »zarter« Gesundheit und der vergeblichen Hoffnung, ihr Mann würde es in der Kirche weiter als zu einer Pfarrstelle im ländlichen East Sussex bringen.
    Als ernstes und phlegmatisches Einzelkind hatte Alice außer Richard Fairfax nur wenige Freunde unter den Kindern im Dorf. Richard war zwei Jahre älter als sie. Auch er war ein Einzelkind und sein Vater hatte zusammen mit dem Pfarrer in Cambridge studiert. Alice verbrachte lange Nachmittage mit Richard und seinem Kindermädchen. Bei gutem Wetter spielten sie im Garten der Familie Fairfax und wenn es regnete, flüchteten sie in die Keller, in denen Richards Vater seinen Wein lagerte, und erfanden alle möglichen Spiele. Pfarrer Osbourne gab Richard Latein- und Griechischunterricht, doch nachdemRichard aufs Internat geschickt worden war, sah Alice ihn nur noch während der Ferien. Jedes Mal, wenn er nach Hause kam, schien er besser auszusehen und als sie beide schließlich das Teenageralter erreicht hatten, war er in Alice’ bewundernden Augen zu einem Gott geworden. Richard war nicht da, ihre Mutter war normalerweise unpässlich und so war ihr Vater ihr wichtigster Gefährte und Vertrauter. Am glücklichsten war sie an den Samstagen. Dann wanderten sie durch die hügelige Landschaft der Sussex Downs, manchmal sogar bis zur Küste, und der Pfarrer, der eine lebhafte Fantasie besaß, ließ seiner Liebe zur Heimatkunde freien Lauf. Er erzählte Alice spannende Geschichten über die römischen Legionen, die die Küste

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