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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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in New Orleans ihre liebe Mühe, den Laden seit dem Tod deines Vaters über Wasser zu halten. Sie schreiben von Zeit zu Zeit und fragen, wie es mir geht. Sprechen Sie mit dir … über diese Nacht?«
    »Keiner kann begreifen, warum ich mit Richard durchgebrannt bin. Andre ist der Einzige, der mir noch schreibt. Er sagt, niemand wird je den Skandal vergessen, den ich verursacht habe. Und wenn eine Familie etwas auf sich hält, erlaubt sie ihrer Tochter noch nicht einmal, mit meinem Bruder zu tanzen. Er hat mir erzählt, dass Daddy meine Eheschließung sofort für ungültig erklären lassen wollte, doch Mama hat ihn davon überzeugt, dass es dem Ruf der Familie nur noch mehr schaden würde, vor allem, wenn ich ein Baby bekäme. Wenn ich jemals wieder einen Fuß auf den Boden von Louisiana setzen sollte, werde ich verhaftet, weil ich auf Maurice geschossen habe. Doch das ist egal, ich will nicht zurück, niemals.« Evangeline fuhr mit der Hand über die fahlen Narben auf seinem Rücken.
    Er zuckte zusammen, glitt auf den Rücken und zog Evangeline auf sich. »Mit einer Flinte in der Hand bist du eine gefährliche Frau, meine Süße, aber du kannst auch richtig nett sein. Komm her …«
    Danach teilten sie sich eine Zigarette, so wie sie es früher immer getan hatten. Das machte ihr Mut und sie versuchte noch einmal, über ihre gemeinsame Zukunft zu sprechen. »Warum kannst du nicht hierbleiben? Gar nicht nach Paris zurückkehren? Es ist gefährlich. Oder vielleicht könnten wir in irgendein anderes Land durchbrennen, gar nicht in England oder in Frankreich bleiben. Wenigstens wären wir zusammen.«
    Laurent nahm einen tiefen Zug und reichte die Zigarette an sie weiter. »Gefährlich ist es überall – zu Hause, in Frankreich, hier, mit den Deutschen kurz vor der Invasion, wenn die Engländer sie nicht aufhalten können. Was ihnen nicht gelingen wird. Im Moment kann ich es mir nicht leisten, aus Paris wegzugehen. Mit den Plattenaufnahmen und Auftritten im Club verdiene ich genug zum Leben. Ich muss nur aufpassen, schließlich will ich die Deutschen nicht auf dem falschen Fuß erwischen. Sie mögen keine Farbigen. Und auch sonst niemanden, der kein Deutscher ist. In Paris sage ich meist, ich bin Nordafrikaner, aber ich habe zwei Pässe, für den Fall, dass die Deutschen kommen.«
    »Wie schaffst du es in diesen unruhigen Zeiten, zwischen England und Frankreich hin- und herzufahren?«
    »Mit Hilfe von ein paar Freunden, Franzosen, die immer in den Club gekommen sind. Sie haben in London ein Hauptquartier eingerichtet, über einem Pub – sie nennen sich die Freien Französischen Streitkräfte oder die Freien Franzosen. Als Musiker und Amerikaner ist es für mich nicht so schwierig, hin- und herzureisen, also haben sie mich als Kurier angeheuert. Es lohnt sich.«
    »Oh, Laurent, könnte ich das nicht auch machen? Ich bin Amerikanerin und …«
    »Nein!«
    Die Enttäuschung stand Evangeline ins Gesicht geschrieben.
    »Aber wann immer es möglich ist, komme ich nach England, um dich zu sehen. Das weißt du doch«, sagte Laurent.
    »Ich weiß. Aber es kommt mir so unfair vor. Da haben wir beide so viel auf uns genommen, um zusammen sein zu können, und wegen der verdammten Deutschen können wir es nun doch nicht.«
    Nach einem Moment legte Laurent seine Arme um sie. »Ich weiß, Schatz, ich weiß«, sagte er. Sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf. »Reden wir nicht mehr darüber.«
    Der Streifen Sonnenlicht wanderte über den Teppich und verschwand schließlich, während der Tag verging, während sie sich liebten und es vermieden, über ihre alte oder ihre künftige Heimat zu sprechen.
    Als sie sich am späten Nachmittag anzogen, bemerkte Evangeline, dass Laurents Socken löchrig und sein Hemd am Kragen und an den Manschetten ausgefranst war. In der Abenddämmerung verließen sie das Haus und gingen Seite an Seite durch die Straßen. Im italienischen Café tranken sie Kaffee. Sie waren es nicht gewohnt, sich zusammen zu zeigen, und waren unsicher und nervös, doch niemand warf ihnen auch nur einen einzigen Blick zu. Sie gingen durch die verdunkelten Straßen, bis sie ein Plakat für den neuen amerikanischen Film »Vom Winde verweht« sahen. Sie stellten sich in die Schlange. Als sie aus dem Kino kamen, schlenderten sie Hand in Hand durch die milde Nacht. »Ich bin froh, dass wir nicht in Atlanta sind«, sagte Laurent und drückte ihre Hand.
    »Ich auch«, sagte Evangeline und brach in Tränen aus.
    Wieder liebten sie sich,

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