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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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bleiben. Außerdem war es eine willkommene Entschuldigung, ihre Rückkehr nach Hause zu ihrer Mutter noch ein wenig hinauszuzögern. Frances Falconleigh, die sich zur Überraschung aller zusammen mit dem jungen Hausmädchen Elsie den landwirtschaftlichen Helferinnen angeschlossen hatte, kam normalerweise in der Abenddämmerung mit dem Fahrrad nach Hause. Frances oder Mrs. Gifford zogen die Verdunkelungsvorhänge vor und dann scharten sich die fünf Frauen im Morgensalon um das Radiogerät.
    Sie hörten Churchills mitreißende Rede, in der er sagte, dass sie »an den Stränden kämpfen und sich niemals ergeben würden«. Dadurch fühlten sie sich alle auf seltsame Weise ermutigt. Wochen später vertraute Frances ihnen dann an, was ihr Vater ihr erzählt hatte: Churchill hatte die Rede mit der Bemerkung beendet, dass sie auf den Stränden mit leeren Flaschen zum Kampf antreten würden, weil sie außer leeren Flaschen nichts hatten, womit sie kämpfen könnten. Das hörte sich an, als könne Großbritannien seine Gegenwehr nicht mehr lang aufrechterhalten, hatte sie hinzugefügt.Schließlich war die französische Armee viel größer gewesen als die englische, doch selbst sie hatte nicht verhindern können, dass die Deutschen Paris überrannten oder die französische Regierung sich ergab.
    Als sie das hörte, schloss Alice die Augen und betete.
    Frances betrachtete sie voller Widerwillen. »Ich wünschte, ich hätte einen Revolver!«, sagte sie heftig. »Wenn sie hier einmarschieren, würde ich ganz sicher ein paar Deutsche mitnehmen, bevor sie mich umbringen.« Alice unterbrach ihr Gebet und starrte sie an. Sie hatte noch nie eine junge Frau so trotzig reden hören.
    Wie sollte ein einzelner Mensch die Deutschen bekämpfen? Alice fragte sich, ob sie Angst vor dem Sterben hätte, wenn ihre Zeit käme, und ob sie mutig genug wäre, »ein paar Deutsche mitzunehmen« in den Tod, wie es allgemein hieß. Vielleicht hatte Frances recht, vielleicht brauchten sie wirklich Revolver. Revolver! »Sorget euch nicht um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen«, murmelte sie. Das lenkte sie von der Frage ab, ob sie Deutsche erschießen sollte, und half ihr, sich stattdessen auf die Menschen zu konzentrieren, für die sie verantwortlich war.
    Die neuen Rekruten der landwirtschaftlichen Hilfstruppe wurden auf dem Hof eingesetzt, der zum Land der de Balforts gehörte. Sie waren gerade dabei, Kartoffeln auszugraben und die letzten Äpfel zu ernten. Normalerweise arbeiteten sie bis zum Einbruch der Dämmerung und fuhren dann mit dem Bus zurück in ihre Unterkunft. Es war Elsie Pigeons Aufgabe, sie mitsamt ihren Gasmasken in den Luftschutzkeller auf dem Hof zu scheuchen, und sie machte ihre Sache gut. Sie war zwar die Jüngste in der Gruppe, doch sie konnte andere gut herumkommandieren. Frances war nicht da. Sie hatte einen Tag Urlaub und war nach London gefahren, um sich mit ihrem Vater zu treffen.
    Die Alarmsirene heulte unablässig. Es war nicht besonders tröstlich, dass sie auch die Bürgerwehr auf den Plan gerufen hatte. Sie bestand aus Oliver, Albert Hawthorne, Hugo de Balfort, dem Kneipenwirt Harry Smith und einigen jungen Bauernsöhnen, die bald eingezogen werden sollten. Sie hatten mit Besenstielen exerziert,bis Hugo ihnen die alten Jagdgewehre zur Verfügung stellte, die sie auf Gracecourt übrig hatten. Alice hatte wenig Vertrauen in die Überlebenschancen der Bürgerwehr, wenn die Deutschen tatsächlich einmarschierten. Der Feind hatte die Nachricht verbreitet, dass jeder, der sich der Invasion widersetzte, als Verräter betrachtet und auf der Stelle exekutiert würde.
    Außer Atem hielt Alice an, um einen Blick in Lady Marchmonts Garten zu werfen. Bis auf die Lavendelbüsche und den Plattenweg war der gesamte Garten in einen Gemüsegarten verwandelt worden, so wie es das Kriegsministerium empfohlen hatte. In ihrer weißen Schürze folgte Mrs. Gifford der alten Dame den Plattenweg zu ihrem Anderson-Unterstand hinunter. Sie waren mit Gasmasken, Decken und einer Thermoskanne Tee ausgerüstet. Lady Marchmont konnte sich nur langsam bewegen, weil sie sich beim Gehen auf ihren Stock stützen musste, aber sie hatte es fast schon geschafft. Alice winkte ihr zu und fuhr schnell am Haus von Penelope Fairfax vorbei.
    Sie wusste, dass Evangeline die drei ausgebombten Kinder, die seit Kurzem bei ihr untergebracht waren, zusammen mit Tanni und Johnny hinunter in den moderigen Weinkeller gebracht hatte. Dort hatte

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