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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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bei deinem Mann.«

11
    Crowmarsh Priors,
    Oktober 1940
    Als Frankreich unter nationalsozialistischer Kontrolle stand und das Britische Expeditionskorps in einem blutigen Durcheinander aus Dünkirchen evakuiert worden war, ließen sich die Deutschen auf der anderen Seite des Ärmelkanals nieder und begannen mit dem »Blitz« die Invasion von England vorzubereiten.
    Einen Monat später hatten alle das Gefühl, als dauerten die Bombenabwürfe schon ewig. Jeden Tag donnerten deutsche Flugzeuge und ihre Begleitjäger über den Kanal, verdunkelten den Himmel über Sussex und drehten dann in nördliche Richtung ab. An ihrem Heck blitzten schwarze Hakenkreuze frech in den letzten Strahlen der Herbstsonne.
    Schafe, die in den Downs grasten, rannten in Panik davon. Ihr Geblöke wurde von dem Dröhnen der Maschinen überdeckt. Einen Augenblick später tauchten RAF-Spitfires auf, doch die endlose deutsche Bomberkolonne flog eine Kurve und steuerte weiter erbarmungslos auf ihr Ziel zu. In der Ferne war Flakfeuer zu hören. Über Croydon stürzte eine Spitfire vom Himmel, schwarzer Rauch stieg hinter ihr auf.
    Albert Hawthorne, der hinter seinem Häuschen Kohl erntete, sah auf, schüttelte die Faust und fluchte.
    Nell scheuchte Rose, die achtjährige Tochter der Hawthornes, in den Anderson-Unterstand am Ende des Gartens und rief ihrem Mann zu, er solle auch kommen. Doch Albert ließ die Hacke fallen und schob sein Fahrrad aus dem Schuppen: Er gehörte jetzt zur freiwilligen Bürgerwehr. Mit wehenden Schürzenbändern rannte Nell ihm nach, um ihm seine Gasmaske zu bringen. »Es ist ja alles gut und schön mit diesen Plakaten, mit denen die Regierung Leute für die Bürgerwehr anwirbt«, murmelte sie. Aber sollten sie die Deutschen mit der Gartenhacke umbringen, wenn sie sich an Fallschirmen herunterließen und über das Dorf herfielen? Schließlich war die Bürgerwehr unbewaffnet. Sie schärfte Albert ein, dass er an Frau und Kind denken solle, die zu Hause im Unterstand saßen, und dass sie extra mit dem Bus nach Hurst Green gefahren und stundenlang nach Würstchen zum Tee angestanden hatte. Also tue er gut daran, wieder heil nach Hause zu kommen. Er radelte davon und wunderte sich über die Prioritäten, die Frauen offenbar hatten.
    Fast wäre er mit Alice Osbourne zusammengestoßen. Sie war nun der örtliche Luftschutzwart und kam gerade aus der Kirchentür gestürzt. Ihre geblümte Schürze hatte sie noch um. Sie stopfte ihren Rock fest, schwang sich auf ihr Fahrrad und blies auf der Trillerpfeife, mit denen man die Luftschutzwarte ausgestattet hatte. Ihre Gasmaske baumelte am Fahrradlenker, während sie auf ihrem Rad durchs Dorf sauste. »Fliegeralarm!«, rief sie fünf kleinen Jungen in strengem Ton zu, die auf dem Dorfanger Fußball spielten. Die Gruppe löste sich sofort auf und die Jungen rannten nach Hause.
    Alice fuhr so schnell sie konnte das Dorf ab und achtete darauf, dass keine Kinder mehr draußen waren. Seit Beginn des »Blitz« hatte es so oft falschen Alarm gegeben, dass sie die ganze Sache mittlerweile nicht mehr ernst nahmen. Ein Fliegeralarm war wie ein neues Spiel für sie. Als die Bombenabwürfe anfingen, hatten sie und Oliver sich ein Signal für Luftangriffe ausgedacht: Die Glocken der St.- Gabriel-Kirche sollten dreimal läuten, Pause, dreimal läuten, Pause. Eine Sirene hatten sie nämlich nicht. Inzwischenhatte das Kriegsministerium die Weisung gegeben, dass Kirchenglocken nur läuten sollten, wenn die Invasion begonnen hatte. Oliver sagte, die Ereignisse hätten damit eine traurige Wendung genommen. Auf dem Gemeindesaal hatte die Regierung nun eine Sirene angebracht, doch sie war ziemlich unzuverlässig und funktionierte nicht immer.
    Zu wissen, dass die Deutschen nur fünfundzwanzig Meilen entfernt auf der anderen Seite des Kanals waren, machte Alice Angst. Man hörte Gerüchte, dass Leichen in Naziuniformen an der Küste angeschwemmt und Spitzel in England eingeschleust worden wären und sich überall eingeschlichen hätten. Sie mussten versuchen, die Invasion aufzuhalten, doch viele sagten, es sei nur noch eine Frage der Zeit. Die Leute hatten die Anweisung, wachsam zu bleiben und den Behörden jeden zu melden, der sich verdächtig verhielt. Alice hatte sich angewöhnt, abends in Glebe House vorbeizuschauen, um an Lady Marchmonts Rundfunkgerät die BBC-Nachrichten zu hören. Es funktionierte besser als das kleine Gerät im Haus der Osbournes und als Luftschutzwart musste sie auf dem Laufenden

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