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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Einladungen zum Tee bei Lady Marchmont lehnte sie ebenso ab wie zu Drinks und Tennis auf Gracecourt Hall. Sie führte gestelzte Unterhaltungen mit der bleichgesichtigen Alice Osbourne, die sie offenbar nicht leiden konnte, die aber kam, um sich nach Tannis Wohlbefinden zu erkundigen. Evangeline konnte sehen, dass Alice dem Madonnenbild auch nicht mehr abgewinnen konnte als Penelope, doch es war ihr egal, was Alice dachte. Alice war nichtsweiter als eine weitere Qual in dem Fegefeuer, das England für Evangeline darstellte.
    Sobald Laurent ihr sagte, sie solle sich auf den Weg zu ihm machen, wollte Evangeline ihre Ringe in einen Umschlag stecken – ihren Ehering und den mit einem Diamanten und Saphiren besetzten Ring, der Penelope gehört und den Richard ihr als Verlobungsring gegeben hatte, auch wenn sie gar keine Zeit hatten, verlobt zu sein. Außerdem hatte sie bereits einen Brief an Richard geschrieben, in dem sie ihm sagte, dass es ihr leid tat und dass er sich von ihr scheiden lassen sollte. Armer Richard. Er hatte sie gerettet und er schien sie wirklich zu lieben, doch die Möglichkeit, bei ihm zu bleiben, zog sie gar nicht in Betracht. Allenfalls konnte sie sich nach dem goldenen Baby umsehen – vielleicht gab es eine Möglichkeit, den Gris-Gris unwirksam zu machen –, doch sie fand es nirgendwo. Sie konnte nur an Laurent denken.
    Dann wurde der Krieg erklärt und der Herbst brach an. Laurents seltene Anrufe kamen meist spät in der Nacht, wenn Tanni schon im Bett war. Im Hintergrund hörte Evangeline Musik und Gelächter. Er hatte sich mit einer Gruppe nordafrikanischer Musiker angefreundet, die in einer Bar im Hafenviertel spielten. Oft gesellte er sich nach der Arbeit zu ihnen, erzählte er ihr, und sprang für den Pianospieler oder den Saxophonisten ein. Es erinnerte ihn an die Zeit in New Orleans. Nordafrikaner sahen aus wie Farbige, doch sie lebten unter den weißen Franzosen und niemand fand etwas dabei. »Nicht mehr lang, Liebling, nur das Reisen ist durch den Krieg ein bisschen schwieriger geworden. Du darfst nicht allein fahren. Ich komme bald und hole dich.«
    »Wann, Laurent? Ich vermisse dich so sehr!«
    »Bald, Liebling, bald. Ich vermisse dich auch.«
    Kurz vor Weihnachten rief Laurent an und sagte, dass er jetzt in Paris lebe. Er murmelte etwas davon, dass er bei einem Musikerfreund untergekommen sei und nun für sich und Evangeline eine Wohnung in der Stadt suche. »Du musst Geduld haben, Schatz. Hier eine Wohnung zu finden, ist gar nicht so einfach …« Die Verbindung brach unvermittelt ab.
    Ein dunkler Tag folgte auf den anderen und immer noch wartete sie. Evangeline versuchte, sich keine Sorgen zu machen, und bemühte sich, das Kriegsgrollen aus ihren Gedanken zu verbannen.
    Eines Morgens im Mai tauchte sie nach den üblichen Albträumen mühsam aus dem Schlaf auf. Das Läuten einer Kirchenglocke hatte sie geweckt. Sie wusste nicht, wo sie war. Ich schlafe noch, dachte sie und kniff sich fest in den Arm.
    Doch es bestand kein Zweifel: Sie war wach und lag in einem Zimmer, das sie nicht kannte. Es war ziemlich schmutzig und wurde durch einen Streifen Sonnenlicht schwach erhellt, der auf einen abgetretenen, grellfarbigen Teppich fiel. Ganz in der Nähe läuteten tatsächlich Kirchenglocken, sie erinnerte sich, dass sie an der Ecke eine alte Kirche gesehen hatte. Die Fensterscheiben waren mit Reisstrohpapier beklebt, damit sie nicht kaputtgingen, wenn in der Nähe eine Bombe explodierte. Draußen stritten ein Mann und eine Frau. Ihren Stimmen war anzuhören, dass sie betrunken waren. Ein Milchwagen rumpelte vorbei. Im Flur erklangen Schritte und hinter einer dünnen Trennwand redete jemand mit leiser Stimme. Sie war nicht in New Orleans und auch nicht in Sussex, sondern in London, und nun war sie wach – und glücklich. Laurent lag tatsächlich neben ihr, sie spürte sein warmes nacktes Bein an ihrem. Er war etwas größer und kräftiger als sie ihn in Erinnerung hatte, doch er schlief so fest wie immer.
    Als sie sich erinnerte, ergriff sie eine Woge des Glücks. Gestern hatte das Telefon in der Eingangshalle geläutet, es war früher Nachmittag und beinahe hätte Tanni abgenommen. Laurent war in London! Evangeline griff sich ihren Koffer und hastete zum Zug. Sie war in solcher Eile, dass sie vergessen hatte, ihre Ringe abzustreifen und den Brief für Richard zurückzulassen.
    Die vergangene Nacht war ihre erste gemeinsame Nacht seit mehr als einem Jahr gewesen, doch diesmal

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