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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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und den Saphiren und drehte ihn an ihrem Finger hin und her. »Du klingst, als hättest du Heimweh, nicht nur Hunger. Vielleicht ist es ein und dasselbe. Mir geht’s auch manchmal so, wenn es regnet und Paris nur noch aus nassem Stein und fremden Gesichtern besteht und wenn ich daran denke, wie das war, als es warm war und die Leute Hallo gesagt haben. Aber für dich ist es etwas anderes. Du bist eine verheiratete Frau, dich beschäftigen andere Dinge. Sieht so aus, als würde dein Mann gut für dich sorgen.« Mit einem kleinen Schwung drehte er den Ring ein letztes Mal um ihren Finger.
    »Ich bin gar nicht richtig getraut worden. Für die Kirche zählt die Trauung durch einen Schiffskapitän nicht, also kann ich die Ehe annullieren lassen und dann können wir heiraten, wenn …«
    »
Wir?
Heiraten?« Er blickte überrascht auf.
    »Nun … wir können doch nicht einfach zusammenleben, Laurent.« Evangeline dachte an das Haus in der Provence – nein, in Paris – voller Kinder und mit Laurent, der jeden Abend zu ihr zurückkehrte. Wie konnten sie dieses Leben haben, ohne verheiratet zu sein? Dann brach es aus ihr heraus. »Aber … wir müssen … weißt du, ich habe beinahe ein Baby bekommen – ich wollte es dir erzählen – aber dann hatte ich eine Fehlgeburt …«
    »Wann war das?«
    »Letzten Sommer, als du in Marseille warst. Wahrscheinlich war es das Beste so; vielleicht hätte Richard einen Aufstand gemacht, weil er dachte, es ist seins und …«
    Er ließ sie los, wandte sich ab und griff nach seinen Zigaretten.
    Evangeline beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Etwas an seiner Haltung machte sie unruhig. War er traurig, weil er meinte, sie sei von Richard schwanger gewesen? Das musste es sein. »Das Baby war von dir«, sagte sie vorsichtig.
    Laurent lächelte bitter und zündete ein Streichholz an. »Soweit ich gehört habe, haben die Deutschen die Theorie, dassMulatten wie Maultiere sind – sie können ihre eigene Art nicht fortpflanzen.«
    »Dann sind sie noch nie in New Orleans gewesen. In Sussex denken sie, dass ich nach London gefahren bin, um zu einem Arzt zu gehen und herauszufinden, weshalb ich das Kind nicht bekommen konnte.«
    »Zum Glück hast du es nicht bekommen. Zu Hause sind die Mädchen immer zu einer alten Frau gegangen, Mama La Bas hieß sie. Die hat es so hingedreht, dass sie kein Baby bekommen haben.«
    Evangeline holte tief Luft. »Lass uns nicht mehr darüber reden. Erzähl mir, wie es jetzt in Paris ist. Bestimmt sind die Franzosen erleichtert, dass die britische Armee da ist und die Grenze sichert.«
    Laurent schüttelte ihre Kissen auf, lehnte sich zurück und zog Evangeline in seine Arme. Er stützte das Kinn auf ihren Kopf und so konnte sie nicht sehen, dass ein Schatten über sein Gesicht flog. »Paris? Du hast noch nie so viele hoffnungslose Menschen gesehen, die nicht wissen, wo sie hingehen sollen. Die Deutschen kommen schnell immer näher – das Einzige, das noch schneller kommt als die Deutschen, sind die Gerüchte über das, was sie in Polen und anderswo angerichtet haben. Die Maginot-Linie war von Anfang an vollkommen nutzlos. Die Invasion ist fast schon offiziell. Man rechnet damit, dass Pétain einen Waffenstillstand aushandeln wird. Alle haben derartige Angst, man kann es förmlich riechen. Männer, die nicht in der Armee sind, haben sich aufs Land abgesetzt. Aber noch«, sagte er und zuckte mit den Schultern, »gibt es Kaffee und die Frauen ziehen sich nett an und tragen hübsche Hüte und duften gut. Die Clubs und die Kasinos und die Varietétheater sind jeden Abend voll von Leuten. Man trinkt Champagner und tanzt und versucht, so zu tun, als wäre alles wie immer.«
    »Kannst du Frankreich nicht verlassen und nach England kommen?«
    »Für mich ist es okay. Amerika ist nicht im Krieg mit Deutschland. Und weil ich keine Angst habe, in Paris zu bleiben, kriege ich an den meisten Abenden Arbeit. Obwohl die Deutschen vorrücken. Josephine Baker und die Revue Nègre waren ein vollerErfolg. Die Franzosen lieben Jazz und Blues und Swing und das, was sie
exotische Tänze
nennen. All das, was wir schon im Tremé gemacht haben, dieses Schütteln und diese Tanzschritte, die so aussehen, als würde man marschieren. Ich habe bei Plattenaufnahmen gespielt und die Leute kaufen eine ganze Menge davon, also verdiene ich genug zum Leben. Ich hab dir ja schon gesagt, die Firma in Marseille gibt es praktisch nicht mehr und wie ich höre, haben Andre und Philippe

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