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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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einen Lüftungsschacht und warf alles in die Toilette, was sie in die Finger bekam. Im Park schnappten fremde Hunde nach ihr, weil sie sie am Schwanz zog, und sie rannte ihrem Kindermädchen mehr als einmal davon. Im Hyde Park war sie eines Tages in den See getapst, um ein paar Enten Gesellschaft zu leisten. Ein Polizist hatte sie in letzter Sekunde herausgefischt und vor einem nassen Tod bewahrt.
    Auch wenn sie triefnass war, bis auf die Knochen fror, wenn die Katze der Köchin sie gekratzt oder wenn sie nach einem Sturz lauter blaue Flecken hatte: Frances weinte nie. Wenn sie jedoch ihren Willen nicht bekam, steigerte sie sich in eine derartige Wut hinein, dass der Admiral sie anbrüllte, sie solle sich gefälligst benehmen. Anstatt eingeschüchtert zu schweigen, brüllte Frances zurück. Ein Kindermädchen nach dem anderen kam und ging, bis sich der Admiral in seiner Verzweiflung an seine alte Freundin Muriel Marchmont wandte, die Frances’ Patentante war. Sie empfahl, eine Gouvernante einzustellen. Als sich auch diese Maßnahme als Fehlschlag erwies, wurde Frances in eine Reihe von Internaten geschickt,allesamt von Muriel ausgewählt. In der Vormittagspost des Admirals tauchten nun regelmäßig Briefe von Schuldirektorinnen auf. Jede von ihnen bedauerte ihm mitteilen zu müssen, dass ihr Institut nicht das richtige für Frances sei und dass er sie bitte abmelden möge. Alle stimmten in zwei Punkten überein. Erstens: Frances war ungewöhnlich intelligent, wenn man sie dazu bringen konnte, zu arbeiten. Und zweitens: Sie langweilte sich schnell und war undiszipliniert, eine Unruhestifterin, die ohne mit der Wimper zu zucken sämtliche Regeln missachtete und andere ermunterte, es ihr nachzutun.
    Schließlich hatte Tudor Falconleigh sie auf das Mädchenpensionat in Frankreich geschickt, nicht nur als Geste des Respekts ihrer verstorbenen Mutter gegenüber, sondern auch, weil sie nirgendwo sonst angenommen wurde.
    Muriel Marchmonts jüngster Brief lag schon eine Weile ungeöffnet auf einer Ecke seines Schreibtisches und schien ihn vorwurfsvoll anzustarren. Oft schob er die Lektüre ihrer Schreiben hinaus, weil er sich nicht in der Lage sah, sich mit einer langen Liste von Frances’ Verfehlungen zu beschäftigen. Zudem neigte Lady Marchmont zu dramatischen Übertreibungen. Allerdings hatte sie seit einiger Zeit offenbar das Gefühl, dass sie Frances nicht gewachsen war, und schlug daher vor, dass sie heiraten sollte. Dann hätte ihr Ehemann die Verantwortung für sie.
    Nun seufzte der Admiral und schlitzte den Umschlag auf. Er war erleichtert zu erfahren, dass seine alte Freundin offenbar Licht am Ende des Tunnels erspähte. Ein geeigneter junger Mann machte Frances den Hof. Obwohl sich das Mädchen ihr nicht anvertraut hatte, war Muriel der Ansicht, der liebe Tudor müsse unverzüglich davon in Kenntnis gesetzt werden, dass sie mit Hugo de Balfort so gut wie verlobt sei. Unter diesen Umständen sei es unumgänglich, so schrieb sie, dass er sie nach London einbestellte: »In einer solchen Zeit ist es die Pflicht eines Vaters, ein ernstes Wort mit seiner Tochter zu reden.«
    Dem Admiral sackte das Herz in die Hose. Ein »ernstes Wort« mit Frances endete immer damit, dass sie sich stritten, dassFrances schmollte und dass der Admiral damit drohte, ihr ihre monatliche Zuwendung zu kürzen oder ganz zu streichen. Trotzdem, wenn Muriel es für möglich hielt, dass eine Unterhaltung mit ihr die Eheschließung mit einem geeigneten Mann beschleunigen würde, war er bereit, dieses ernste Wort mit ihr zu reden. Er war wie Muriel der Ansicht, dass eine Frau in den Stand der Ehe gehörte, und wenn er die ganze Angelegenheit auf diese Weise vorantreiben konnte, so würde er sich eben mit seiner Tochter unterhalten. Allerdings musste er darauf achten, dass er nicht ihre rebellische Ader reizte, denn dann würde sie genau das Gegenteil von dem tun, was er ihr ans Herz legte. Er würde die finanzielle Seite des Ganzen mit ihr besprechen und die Hochzeitsvorbereitungen ganz in Muriels Hände legen. Sie würde schon wissen, was zu tun war.
    Wenn er Muriel richtig verstanden hatte, so war das Erbe, das Frances zu erwarten hatte, für die de Balforts von großer Bedeutung. Wie viele Aristokraten besaßen sie viel Land, aber nur wenig Geld. Im Gegenzug würde seine Tochter jedoch in eine der ältesten Familien Englands einheiraten und sich mit einem Adelstitel schmücken können.
    Bevor er Frances anrufen konnte, hatte sie ihn angerufen

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