Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Räuber-und-Gendarm-Idee, die nichts bewirkt, außer dass sie denen in die Quere kommt, die für England kämpfen.«
»Weißt du, Vater, eine ganze Menge Leute werden den Krieg schon bald auf unterschiedliche Weise führen und es hört sich viel interessanter an, als Kühe zu hüten. Sie brauchen Funker und Kuriere und …«
»Die ganze Sache ist nicht nur unausgereift, sie ist auch gefährlich. Sie führt hinter die feindlichen Linien und ist nur etwas für Männer. Außerdem lehne ich Saboteure und Widerstandsgruppen ab. Diese
SOE
ist doch nichts anderes als eine Söldnertruppe.Schläger! Gedungene Mörder! Schändlich! Hinterhältig! Ich weiß nicht, wie oft ich das Winston schon gesagt habe: Kein Ehrenmann wollte irgendetwas damit zu tun haben. Aber natürlich hat er nicht auf mich gehört. Er hört auf niemanden. Für die Männer ist es schon gefährlich genug und Frauen haben dort überhaupt nichts zu suchen. Ausgesprochen unweiblich. Überhaupt sind junge Frauen für solche Einsätze viel zu emotional, sie brechen doch sofort zusammen und bringen alle in Gefahr.«
Frances holte tief Luft und versuchte es noch einmal. »Stimmt. Aber, Vater, junge Frauen sind auch schrecklich nützlich, sie können die Männer auf so viele verschiedene Arten unterstützen. Sie können Ausweispapiere und Lebensmittelkarten organisieren oder Nachrichten decodieren und so weiter. Und ich kann übersetzen. Sie sagen, sie brauchen Leute, die Französisch so gut wie die Einheimischen sprechen, und das kann ich und …«
»Und woher wissen sie, dass du perfekt Französisch sprichst? Hast du etwa hinter meinem Rücken schon mit diesen Leuten geredet? Ich sage es dir noch einmal, meine Tochter wird sich nicht der
SOE
oder diesen halbgaren
Auxi
-Gangstern anschließen!«
»Aber Vater, diese Organisation bietet als einzige die Art von Arbeit, die ich machen kann. Sei doch vernünftig! Bitte, hör mir zu! Sie wissen, dass ich perfekt Französisch spreche, weil, ja, ich heute bei ihnen war und dieser schrecklich nette Mann mir den ganzen Vormittag lang Fragen auf Französisch gestellt hat. Er hat gesagt, er sei wahnsinnig beeindruckt.«
»Zum letzten Mal, das kommt gar nicht in Frage! Und solang du noch nicht volljährig bist, kannst du ohne meine Zustimmung gar nichts tun.«
»Oh, Mist!« Wenn Frances nicht auf einem Stuhl gesessen hätte, hätte sie mit dem Fuß aufgestampft. »Ich bin zwanzig! Wenn ich ein Junge wäre, würde ich richtige Kriegsarbeit leisten, Spitfires oder Hurricanes fliegen oder so etwas. Die Sache mit den landwirtschaftlichen Helferinnen ist ja gut und schön und als ich mich mit Elsie zusammen gemeldet habe – sie ist übrigens Tante Muriels Hausmädchen –, da dachte ich, das wäre doch mal ein Jux. Aberdie Schweine versorgen und Kartoffeln ausgraben und Kühe melken und sich auf den Feldern von oben bis unten schmutzig machen und sich mit dem Heu abplagen, das sich nicht bündeln lassen will, das ist so langweilig. Ich kann mehr, das weiß ich. Ich habe das Gefühl, mein Talent zu verschwenden. Kühe zu melken ist furchtbar, ich hasse es. Und die Kühe hassen mich – sie treten nach mir. Wenn ich meinen Teil zum Kampf gegen die Deutschen beitragen soll, dann will ich mehr tun, als nur die Milchkanne gerade zu halten.«
Die Geduld des Admirals schwand zusehends. Er war ein vielbeschäftigter Mann und Frances machte keinerlei Anstalten, von ihrem Standpunkt abzurücken. Das war immer so, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Aber es kam gar nicht in Frage. Frances würde als landwirtschaftliche Helferin in Crowmarsh Priors bleiben, egal wie viele Beziehungen er spielen lassen musste, um sie dort zu behalten. Muriel Marchmont hatte recht. Je eher seine Tochter heiratete desto besser.
»Ich habe dich nicht hergebeten, um mich mit dir über deine neuesten Verrücktheiten zu unterhalten, sondern aus einem ganz anderen Grund«, setzte er an. Frances hatte den Mund geöffnet und in ihren Augen war jenes stählerne Blitzen zu sehen, das einen Streit oder einen Wutanfall ankündigte, doch sie sagte nichts. Der Admiral fuhr fort: »Als dein Vater und als Mitglied des Kriegskabinetts bestehe ich darauf, dass du deinem Land und mir gegenüber deine Pflicht und Schuldigkeit tust und bei den landwirtschaftlichen Helferinnen bleibst. Über diesen Unsinn, den Gubbins verbreitet, reden wir nicht mehr. Um nun auf ein anderes Thema zu kommen: Deine Patentante schreibt, dass du dich oft mit einem bestimmten
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