Fuenf Freunde 53 - Fuenf Freunde und der Hexenring
hob Anne kurz den Kopf, um tief Luft zu holen, als ihr plötzlich der Atem stockte. Hatte sie jetzt auch noch Halluzinationen? Da war doch gerade eine Gestalt über den orangeblauen Himmel geschwebt! Eine Hexe auf ihrem Besen!
»Anne, was ist denn?«, fragte Georg besorgt.
Doch verdutzt wie sie war, brachte Anne nur ein »Da!« über die Lippen und zeigte zum Horizont.
Georg blinzelte. In der Ferne konnte sie gerade noch erkennen, wie ein fliegendes Objekt hinter den Baumwipfeln verschwand.
Anne schüttelte sich. »Ich glaub, ich sehe schon Gespenster.«
»Was war denn?«, fragte Richard. Er folgte den Blicken der Mädchen, konnte aber nichts Auffälliges am Himmel erkennen.
Anne winkte ab und lächelte verlegen. »Ach, ich weiß auch nicht. Für einen Moment habe ich tatsächlich gedacht, da würde eine Hexe auf ihrem Besen durch die Luft fliegen.«
Georg stemmte sich die Fäuste in die Seiten. »Hm«, machte sie. »Aber irgendwas war da tatsächlich.«
Richard warf lachend den Kopf in den Nacken. »Soll ich euch mal sagen, was da war? Euch geht in euren Fieberträumen die Fantasie durch!« Dann hüpfte er im Schweinsgalopp ein Stück über den Pfad und tat so, als halte er einen imaginären Besen vor sich fest. »Huhu, ich bin eine böse Hexe mit einer großen Warze auf der Nase und fliege jetzt zum Blocksberg!«
»Tim, lauf und beiß Richard ins Bein!«, befahl Georg. »Er hält uns mal wieder zum Narren!«
Natürlich biss Tim Richard nicht, aber er sprang kläffend und mit flatternden Ohren auf ihn zu, und schon war eine wilde Verfolgungsjagd im Gange, bis Richard schließlich stehen blieb, sich vor Lachen den Bauch hielt und schnaufte: »Friede! Ich kann nicht mehr.«
Georg schien die Erscheinung am Himmel schon wieder vergessen zu haben, denn sie hörte interessiert Julius zu, der ihr von der abenteuerlichen Busfahrt in die Berge erzählte.
Anne hingegen trottete schweigend hinter den anderen her. Sie hing ihren Gedanken nach, und je mehr sie versuchte, sich das Bild des Flugobjekts in Erinnerung zu rufen, desto sicherer war sie sich, dass es wirklich wie eine fliegende Hexe ausgesehen hatte.
Endlich erreichten die Kinder das Dorf. Hier fiel ihnen auf, dass die Bewohner mancher Häuser Kreuze aus Strohbündeln vor ihre Haustüren gelegt hatten. Einige hatten sie auch mit roten Schleifen an die Türen gehängt.
Anne fand diesen Schmuck hübsch und fragte sich, was es damit auf sich hatte.
Als die Kinder beim alten Pfarrhof ankamen, öffnete Frau Braun den Kindern die Tür. Mit einem besorgten Blick auf die Uhr gab sie ihnen zu verstehen, dass Tante Alberta sie bereits erwartete. »Sie sitzt im Wohnzimmer und ist ein wenig ungehalten, weil ihr so lange weggeblieben seid.«
Anne betrachtete sich in dem großen Spiegel mit dem verschnörkelten Goldrahmen, der in der Diele über einer Kommode hing. Sie war kreideweiß im Gesicht. Gesund sah sie beim besten Willen nicht aus. Schnell rieb sie sich mit den Handflächen über das Gesicht, sodass wenigstens auf den Wangen zwei rote, kreisrunde Flecke erblühten.
»Ihr müsst wissen, dass ich soeben für euch gelogen habe«, begrüßte Tante Alberta die Kinder, ohne sie zu fragen, wie ihr Ausflug gewesen sei. Ihrer Stimme war deutlich anzuhören, dass ihre Stimmung nicht die beste war.
»Deine Mutter hat vor über einer Stunde angerufen und wollte dich sprechen, um zu hören, wie es dir geht, Georg«, erklärte die Großtante. »Nun, ich habe ihr gesagt, ihr wäret nur eben für mich in den Ort gelaufen, um einige Besorgungen zu machen, und wäret gleich wieder da. Ich hatte schließlich längst mit eurer Rückkehr gerechnet. Ich habe Fanny versprochen, dass du sie gleich nach deiner Rückkehr anrufst, und nun warte ich und warte...«
»Tante Alberta«, versuchte Georg sich zu rechtfertigen. »Es war so ein schöner Ausflug, wir haben sogar einen Steinadler gesehen. Außerdem geht es uns gut, wirklich!«, versicherte sie.
Tante Alberta blickte in Annes blasses Gesicht und verzog die Mundwinkel. »Wenn Fanny wüsste, dass ich euch erlaubt habe, eine Bergwanderung zu machen, dann wäre sie sicher maßlos enttäuscht von mir.« Sie seufzte. »Nun denn, es ist jetzt nicht mehr zu ändern. Geh jetzt lieber sofort und ruf deine Mutter an, Georg. Und dann könnt ihr euch gleich fürs Abendbrot fertig machen. So wie ihr Mädchen ausseht, könnt ihr eine kräftige Hühnersuppe vertragen.«
Anne verdrehte die Augen. Nicht schon wieder Hühnersuppe! Das war
Weitere Kostenlose Bücher