Fünf Freunde im Nebel
Georg?«
»Ich glaube schon«, antwortete Georg und nahm ihn auf den Arm. »Er ist schrecklich schwer, aber es wird gehen. Vielleicht macht ihn die frische Luft draußen wieder munter.«
»Aber - aber - wir finden ja gar nicht hinaus!« jammerte Anne.
Ihre Stimme zitterte vor Angst. »Wenn Tim uns nicht führen kann, sind wir verloren. Wir werden immer im Kreise in diesem Berg herumirren und nie hinauskommen.«
»Wir müssen es versuchen«, bestimmte Willi. »Kommt! Ich gehe voraus. Wir müssen einfach gehen!«
Er verließ die Höhle durch den nächstbesten Gang. Die anderen folgten, Georg den matten Tim auf den Armen. Aber schon bald stand Willi unschlüssig an einer Gabelung.
»Hmm - nun rechts oder links?« überlegte er.
Keiner wusste es. Georg leuchtete mit der Taschenlampe hierhin und dorthin und versuchte, sich zu erinnern.
Plötzlich entdeckte sie etwas: zwei Stöcke, ein kurzer, ein langer, kreuzförmig übereinandergelegt.
»Seht - eine Zinke!« rief sie aus. »Von Schnüffel gelegt, damit wir hinausfinden. Wir müssen den Gang nehmen, in den der lange Stock zeigt. Hoffentlich hat Schnüffel an allen Ecken und Abzweigungen Zinken gelegt.«
Sie wanderten in der angegegebenen Richtung weiter, und nun lag an jeder Stelle, wo es zwei Möglichkeiten gab, die man wählen konnte, eine Zinke - eine Zinke von Schnüffel!
»Wieder ein Kreuz - hier entlang müssen wir gehen«, sagte Anne.
»Da ist wieder eine Zinke - also diese Abzweigung«, sagte Georg.
Und so ging es weiter, bis sie glücklich aus dem Berg ins Freie traten. Fast freudig begrüßten sie den Nebel, bedeutete er doch, dass sie nicht mehr im Berg gefangen waren»Jetzt zu den Pferden«, drängte Willi. »Wir werden zu zweit auf jedem reiten.«
Und dann, als sie die Pferde schon beinahe erreicht hatten, begannen die Hunde der Zigeuner ein wütendes Gebell.
»Sie haben uns gehört!« Willi war bestürzt. »Schnell! Wir müssen sofort weg, sonst ist es zu spät.«
Dann brüllte eine Stimme laut: »Ich sehe euch dort drüben mit den Taschenlampen! Bleibt sofort stehen! Hört ihr? Bleibt stehen!«
Durch den Nebel zum Gutshof zurück
Es begann nun zu dämmern. Der Nebel leuchtete weiß und wurde zusehends dünner. Die vier Kinder eilten zu den Pferden, die ungeduldig scharrten. Tim, der bisher schlaff und schwer in Georgs Arm gehangen hatte, zappelte plötzlich. Die frische, kühle Luft hatte seine Sinne wieder belebt, und er verlangte, zu Boden gesetzt zu werden, was Georg dankbar tat.
Mit Gebell schoss er davon.
Willi und Georg sprangen auf ein Pferd, Henry und Anne auf das andere, und noch ehe die Pferde Zeit hatten, sich über die doppelte Last zu wundern, ging's davon.
Im Lager der Zigeuner war es inzwischen lebendig geworden.
Sie rannten, schrieen und schüttelten zornig die Fäuste. Es war ihnen unerklärlich, wie diese Flucht möglich geworden war: Die beiden Mädchen waren gefesselt gewesen, den Hund hatten sie auf die Suche nach den Jungen geschickt, die Berghöhle war für Fremde unauffindbar. Sie standen vor einem großen Rätsel.
So schnell der Nebel es erlaubte, führte Tim die Pferde durch die Heide. Es schien ihm besser zu gehen, doch Georg fürchtete, dass nur die augenblickliche Aufregung ihn anstachelte. Sie warf einen scheuen Blick zurück: Gott sei Dank! Die Zigeuner konnten sie nicht mehr einholen!
Irgendwo hinter dem Nebel schien nun die Sonne, und bald würde sie die unheimlichen Schwaden zerteilt haben. Georg schaute auf die Uhr. War es wirklich schon sechs Uhr morgens?
Ihre Gedanken wanderten zu Dick und Julian und voll Dankbarkeit zu Schnüffel. Ohne seine Zinken wären sie verloren gewesen. Sie dachte an Henry und Willi und strich Willi plötzlich zaghaft über den Rücken. Mitten in der Nacht waren sie gekommen, um ihnen zu helfen!
»Wisst ihr, wo Julian und Dick sind?« fragte sie Willi.
»Glaubst du, sie irren noch in der Heide herum? Sollten wir nicht rufen und sie suchen?«
»Nein«, antwortete Willi über die Schulter zurück. »Wir reiten auf dem schnellsten Weg zum Gutshof. Sie müssen sich selbst zurechtfinden.«
Julian und Dick saßen lange in dem Busch, unter den sie krochen, nachdem ihre Bemühungen alle erfolglos geblieben waren. Als sie beim Licht ihrer Taschenlampe feststellten, dass es Viertel vor fünf Uhr war, kletterten sie feucht und steif aus ihrem Busch, streckten sich und blickten in das Dunkel der Nacht, durch das der Nebel noch immer in dicken Schwaden zog.
Es war zu der Zeit,
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