Fünf Freunde verfolgen die Strandräuber
freuen wir uns vielleicht, wenn noch etwas zu trinken da ist.«
Dick sah auf seine Uhr. »Erst halb drei«, seufzte er.
»Stunden und Stunden müssen wir hier noch sitzen. Wollen wir etwas spielen? Vielleicht ›Ich sehe was, was du nicht siehst‹?«
Sie spielten so lange, bis es ihnen über war. Dann schlug Anne vor, Namen zu raten, und als auch das langweilig wurde, gaben sie sich gegenseitig Rätsel auf. Um fünf Uhr meinte Julian, im Augenblick sei es wohl die amüsanteste Beschäftigung, wieder etwas zu essen. Sie taten es und sprachen darüber, was Frau Wigand wohl sagen würde, wenn sie zum Abendbrot nicht nach Hause kämen.
»Wenn Herr Wigand etwas mit der Schmuggelei zu tun hat«, überlegte Julian, »und das ist ziemlich wahrscheinlich, dann wird er nicht gerade begeistert sein, wenn er die Polizei rufen soll, um uns zu suchen. Gerade in dieser Nacht, in der das Schiff erwartet wird.«
»Ich glaube eher, er ist ganz zufrieden, wenn die Polizei damit beschäftigt ist, verlorengegangene Kinder zu suchen, anstatt ihre Nase in seine dunklen Angelegenheiten zu stecken«, wandte Georg ein.
»Natürlich«, sagte Julian, »das kann stimmen. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Wie langsam die Zeit verging! Sie gähnten, spielten mit Tim, unterhielten sich und schwiegen wieder. Das Licht der Taschenlampe wurde schwächer und schwächer, und sie mußten die andere nehmen.
»Wie gut, daß wir zwei haben«, sagte Anne. Es wurde halb zehn.
»Ich bin dafür, daß wir versuchen zu schlafen«, gähnte Dick. »Ich bin entsetzlich müde. Da, in der Ecke, ist ein Sandhaufen. Be sser als auf dem Felsen wird’s sich da wohl liegen.«
Sie fanden alle, das sei ein guter Gedanke, und jeder schaufelte mit den Händen so viel Sand beiseite, daß er sich in eine flache Mulde legen konnte.
»Sehr bequem ist es ja nicht, aber es geht«, meinte Georg und gab Tim einen kleinen Klaps. »Laß das Schnuppern an meinem Gesicht. Leg dich auch hin.«
Tim gehorchte, legte den Kopf auf Georgs Füße und seufzte schwer. »Hoffentlich macht er das nicht die ganze Nacht so«, sagte Anne.
Keiner hatte geglaubt, daß er einschlafen könnte. Doch sie schliefen, sogar Tim, obwohl er gleichsam ein Ohr und ein Auge offenhielt. Niemand konnte es wagen, sich der Tür zu nähern, ohne daß er es gemerkt hätte.
Es war gegen elf Uhr, als er die Augen öffnete und die Ohren spitzte. Ohne den Kopf zu heben, lauschte er.
Und dann setzte er sich mit einem Ruck auf. Schlaftrunken streckte Georg die Hand nach ihm aus und murmelte: »Leg dich wieder hin.« Aber Tim gehorchte nicht. Er winselte leise.
Georg fuhr hoch, mit einem Schlage hellwach. Was war los?
Hatte er etwas gehört? Vielleicht die Männer, die zur Küste gingen? War das Schiff gekommen, auf das sie warteten?
Sie faßte in Tims Halsband, denn sie fürchtete, er finge bei dem nächsten Geräusch an zu knurren. Aber er tat nichts dergleichen.
Und plötzlich riß er sich los, lief zur Tür und winselte wieder.
Georg knipste die Taschenlampe an.
»Julian, es muß jemand draußen sein. Wach auf!«
Alle schraken sofort hoch.
»Tim hat mich geweckt«, flüsterte sie. »Er hat an der Tür gekratzt und gewinselt. Der Mann, der uns eingeschlossen hat, kann es nicht sein, sonst hätte Tim geknurrt. Ob wir vielleicht schon gesucht werden?«
»Seid mal einen Augenblick still«, sagte Julian leise.
»Vielleicht hören wir auch etwas.«
Sie saßen regungslos und lauschten und wagten nicht zu atmen.
Ein leises, kratzendes Geräusch kam von draußen. Dann Stille. Jetzt würde Tim bellen, jetzt! Alle starrten zu ihm hinüber, aber wie seltsam, mit zur Seite geneigtem Kopf und aufgestellten Ohren saß er erwartungsvoll da. Dann winselte er wieder und begann, wild an der Tür zu kratzen.
Von der anderen Seite kam ein leises Flüstern. Tim gebärdete sich nun wie verrückt. Er lief zu Georg, sprang an ihr hoch und rannte zurück.
Julian stand auf. Ja, da mußte jemand sein. Vielleicht zwei, die miteinander flüsterten?
»Wer ist da?« sagte er plötzlich. »Ich kann Sie hören. Wer sind Sie?« Totenstille! Und dann sagte eine wohlbekannte Stimme leise:
»Ich bin es, Schan.«
»Jan? Du? Du bist es? Wirklich?«
»Jo.«
Überwältigt schwiegen alle. Jan war es! Mitten in der Nacht stand er vor ihrem Gefängnis. Träumten sie?
Tim drehte sich vor Freude um sich selbst, warf sich gegen die Tür und bellte und jaulte. Julian griff in sein Halsband!
»Ruhig, du Idiot! Du wirst uns
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