Fuenf Maenner Fuer Mich
in der Liebe eben nichts zu suchen, sie existiere dort nicht.
Sein Liebesplan sei es, eine Frau Nummer 1 zu haben, die er liebt, und dazu jede Menge Gespielinnen. Denn mehr als eine Frau zu lieben, könne er emotional nicht verkraften. Ich fühle mich wunderbar. 5L ist zurück und meine Freiheit auch. Ich darf nur nicht meine Nagelbrett-Übung vernachlässigen, dann kann mir nichts passieren. Birkensohle steht auf jeden Fall zu meiner Verfügung.
Hoffentlich hält dieses wundervolle Gefühl den ganzen Tag an! Ich überlege mir, ob ich auch Volker reaktivieren soll. Diesmal muss 5L wirklich zu 5L werden und nicht zu 2L und dann zu 1L. Es leben die Fünf, Viva!
La Galana
In diesen Tagen denke ich oft an Lola. Ich habe Angst davor, dass sie uns bald verlassen könnte. Für mich ist dieser Gedanke unvorstellbar. Erst vor wenigen Minuten bekam ich eine SMS von ihr: „Hallo, meine Schöne! Freu dich auf deinen Tag! Ich bin in Gedanken bei dir. Ich liebe dich!“ Tränen kullern über mein Gesicht und eine tiefe Traurigkeit steigt in mir auf.
Ich sitze im Büro und lasse den Blick über Aktenordner, alte Plakate, Künstlerfotos und den Holztisch gleiten, auf dem seit einiger Zeit einmal in der Woche Zigarren gerollt werden. Das begann vor Tag null und lief dann einfach so weiter. Die Zigarrenrollerei führte ein Eigenleben, ohne mein aktives Zutun. Seit Monaten habe ich hier nicht innegehalten. Entweder trieb mich die Panik aus dem Haus oder die Sehnsucht nach Zärtlichkeit, nach einem Mann an meiner Seite. Oder aber ich versank in tiefer Nachdenklichkeit vor meinem Computer. Effektives Arbeiten gehört wohl der Vergangenheit an, denke ich gerade resigniert, als jemand an mein Fenster klopft. Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. Eine Gruppe von jungen Geschäftsleuten steht vor der Tür. „Dürfen wir bei Ihnen mal eine Zigarre rauchen?“, fragen sie.
Ich verstehe nicht ganz: „Zigarre rauchen, hier?“
„Ja, wir haben gehört, dass bei Ihnen Zigarren gerollt werden, und Sie haben doch dienstags immer die Rollerinnen aus Kuba da, oder?“
Ich bin verblüfft, woher wissen sie das denn?
Die Zigarrenrollerei ist mir irgendwann zugeflogen wie ein verirrter Papagei. Wenn ich darüber nachdenke, wo ich diesen Papagei zum ersten Mal sah, dann höre ich Meeresrauschen vermischt mit Gitarrenklängen. Ich erschnuppere den Rauch einer Zigarre in der salzig-feuchten Luft des Meeres, sitze auf einer Veranda in Havanna neben dem knarrenden Schaukelstuhl von Gregorio Fuentes, dem ehemaligen Kapitän von Ernest Hemingway. Er war damals 103 Jahre alt und ich verbrachte mit ihm den letzten Tag des vergangenen Jahrtausends. Er trank in kleinen Schlückchen süßen kubanischen Rum, den er auch mir in einer angestoßenen Porzellantasse anbot, und murmelte dabei Komplimente: „Que linda eres … quedate aqui conmigo.“ – Wie schön du bist, bleib hier bei mir.
Jahrelang hatte ich Tourneen für kubanische Musiker organisiert und dabei auch die „Vieja Trova Santiaguera“ nach Europa gebracht: fünf von der Zeit zerknitterte schwarze Charmeure, insgesamt 400 Jahre alt, die mit Kontrabass, Gitarre, Maracas und Gesang noch vor dem Boom des „Buena Vista Social Clubs“ die Konzertsäle zum Toben brachten. Ich tourte mit „Madera Limpia“, einer Band von jungen wilden Rappern aus Guantánamo, oder Felix Dima, einem 60-jährigen Trovador aus Santiago de Cuba mit seiner Gitarre. Irgendwann baten mich einige Festivalveranstalter, die karibische Musik durch eine Darbietung der Zigarrenrollkunst zu ergänzen. Ein Showact, bei dem kubanische Torcedoras aus frischen Tabakblättern Puros rollen sollten. Als begeisterte Künstlermanagerin sagte ich erst mal zu, wenngleich ich keine Ahnung hatte, wie ich das organisieren sollte. Das ist sowieso meine Lebenseinstellung. Erst mal Ja sagen zu einer Herausforderung, einen Weg finde ich dann schon. Ich suchte also zuerst nach geeigneten Zigarrenrollerinnen. In Westfalen leben die jüngsten in Deutschland ausgebildeten Dreherinnen, sie sind um die 85 Jahre alt. Jüngere gab es nicht. Ich aber brauchte Frauen im besten Alter, am liebsten Kubanerinnen, die dieses Handwerk beherrschen. Ich suchte und suchte und ich fand sie, oder besser gesagt, sie fanden mich: Yoly, Alicia und Silvia aus Kuba, Yanegsi aus Venezuela und später noch andere fröhliche Lateinamerikanerinnen.
Nun stellte sich die Frage nach der Erlaubnis. Was darf man in diesem Land? Eines jedenfalls ganz bestimmt nicht: aus
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