Fuenf Maenner Fuer Mich
verliebt. Im Moment will ich keine anderen Männer“, sage ich kleinlaut.
Ich werde knallrot. Zum Glück sieht er mich jetzt nicht. Jörg reagiert verständnisvoll. „Das passt sogar ganz gut“, meint er versöhnlich. „Ich hab eine neue Flamme und vielleicht sollte ich mich erst mal ein wenig auf sie konzentrieren.“
„Wir können uns ja irgendwann auf einen Kaffee treffen!“, schlage ich erleichtert vor. „Wir müssen ja nicht immer Sex haben, immerhin kennen wir uns schon so lange.“
Jörg ist einverstanden. Was für eine revolutionäre Idee. Nur Kaffee trinken!
Ich blicke durchs Fenster in meinen verwunschenen Garten. Ich fühle ein Kitzeln in meiner Brust, in meinem Bauch. Das Kitzeln der Liebe – zart und unauffällig, und doch deutlich spürbar. Ich lächele. Bei mir ist die temporäre Monogamie ausgebrochen. Aber das behalte ich tunlichst für mich. Tekim darf davon auf keinen Fall erfahren.
Das Geständnis
„Wann triffst du dich eigentlich mit deinen anderen Lovern?“, fragt Tekim. Seit Wochen sehen wir uns fast jeden Tag, oft sogar mehrfach. Sobald wir uns begegnen, fallen wir übereinander her. Wir lieben uns auf Sofas, Tischen, Stühlen, Waschmaschinen. Wir verwandeln die öffentlichen Grünflächen des Stadtviertels in unsere Spielwiese. Jetzt aber werde ich rot. Murmele irgendetwas in mich hinein. Ich kann doch nicht zugeben, dass ich alle anderen Lover in die Wüste geschickt habe, weil sie mich nicht mehr interessieren.
„Jetzt sag schon“, insistiert er und schaut mir tief in die Augen.
„Na ja, halt so dann und wann, ist doch auch egal … oder?“, weiche ich ihm aus.
Er lacht. Ich finde das gar nicht lustig.
Ich rufe meine Freundin Lola an. „Sag ihm doch die Wahrheit“, ermuntert sie mich. Aber das will ich nicht. Ich habe zu große Angst davor, mein sicheres 5L-Schutzschild aufzugeben. Ich will mich nicht in diese Liebe fallen lassen; will mich nicht einem einzelnen Mann ausliefern. Ich schüttele den Kopf. Nein, ich werde ihm nichts sagen. Soll er doch denken, was er will. Das bleibt mein Geheimnis.
Aber er lässt nicht locker. „Du bist meine Einzige“, sagt er. Ich freue mich wie ein kleines Kind, drehe aber schnell meinen Kopf weg, damit er mein glückliches Lächeln nicht sieht. Dann fahre ich für eine Woche nach Spanien. Er ruft täglich an und ich verliebe mich immer mehr. Lola spricht mir zu wie einem kranken Gaul. „Du bist verliebt! Erlaub es dir!“ Ich trau mich nicht. Zwei Tage vor meiner Rückreise schreibe ich eine SMS: „Vielleicht verrate ich dir ein Geheimnis.“ Das hätte ich lieber nicht tun sollen. Er ruft dreimal hintereinander an, um mir das Geheimnis zu entlocken. Ich schweige wie ein Grab. Kaum bin ich zu Hause, besucht er mich. Noch bevor er mir die Bluse zerreißt, fragt er: „Und? Jetzt sag schon!“
„Heute nicht!“, wehre ich ab. „Ich sag’s dir morgen.“
Am nächsten Tag erlaubt er keinen weiteren Aufschub. „Erzähl!“, fordert er mich auf. Ich gucke zum Fenster raus. „Na?“ Ich betrachte meine Fingernägel. „Hm?“ Ich wische ein paar unsichtbare Krümel vom Tisch.
„Also … ich ….“, draußen fährt scheppernd die Müllabfuhr vorbei. „Ich habe eigentlich im Moment …“ Tekim schaut mich aufmerksam an. „Also … Ich habe keine anderen Lover mehr!“
Es ist raus. Puh, war das schwer! Ein breites Grinsen liegt auf seinem Gesicht. Er nimmt mich in den Arm. „Dein Projekt ist also zu Ende?“
Ich schlucke. Das klingt schlimm, geradezu beängstigend. Er streichelt meine Wangen. „Aber unser Projekt ist doch viel schöner!“ Er küsst mich. Und ich beginne drei meiner 656 Muskeln zu entspannen. Und dann weitere drei und dann noch mal drei …
Von da an sehen wir uns täglich. Wie eine Katze, die sich an ihren Besitzer anschmiegt, kuschele ich mich ins Gefühl des Aufgehobenseins. Lasse mich fallen in Tekims starke Arme, versinke in seinen schwarzen Augen. Seine Körperwärme ist Weichspüler für meine Haut, meine Poren. Alles ist weich in mir. Ich schwebe einen halben Zentimeter über dem Boden. Das Licht meines Stadtviertels hat eine Prise Sonnenblumengelb dazubekommen, wirkt wie an der Côte d’Azur nachmittags um halb vier. Der Geruch der Asphaltstraßen ist einem Duft von Flieder und Jasmin gewichen, und das mitten in Köln. Aller Schmerz weit weg gerückt, nur noch ein zartes Echo davon hallt in der Ferne.
Die bilaterale Monogamie wird unilateral gebrochen
Nur einen Monat später
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