Fuenf Maenner Fuer Mich
spüre ich deutlich: Da stimmt was nicht. Ich träume unruhig. Ich habe Schmetterlinge im Bauch, aber sie fühlen sich dunkel an. Es sind nicht die Schmetterlinge der Verliebtheit, sondern dunkle Nachtfalter der Angst. Ein paarmal frage ich Tekim: „Ist irgendwas? Bitte sag’s mir!“
Er weicht mir aus. Auf manche Fragen antwortet er mit geschlossenen Augen. Wie ein kleines Kind, das nicht beim Lügen ertappt werden will. Als er endlich mit der Sprache herausrückt, wählt er dafür den ungünstigsten Moment, den man sich vorstellen kann. In höchster Ekstase keucht er: „Ich brauche noch andere Frauen. Aber … du … gehörst … mir … ganz … allein.“
Eine orgasmusbedingte Fantasie, denke ich zunächst. Aber ich hake trotzdem nach: „Wie hast du das denn gerade gemeint?“
Er legt sich ein Handtuch um den durchtrainierten Bauch und lässt sich in meinen einzigen Sessel sinken: „Ich habe eine Frau kennengelernt, die mich sehr in Versuchung bringt. Ich möchte sie gerne ausprobieren. Aber ich wollte es dir vorher sagen.“
Ich bin schockiert. Da hat er monatelang um meine Exklusivität gekämpft, und schon ist alles wieder vorbei?
„Wenn du das nicht möchtest, dann mache ich es auch nicht“, sagt er ein wenig halbherzig, aber es hört sich versöhnlich an und tröstet mich eine halbe Minute lang über die Pein hinweg. „Na, komm schon“, versucht er mich aufzumuntern, da es mir augenscheinlich die Sprache verschlagen hat, „wir werden bestimmt eine Lösung finden …“
In der folgenden Nacht kann ich nicht schlafen. Kein Auge mache ich zu. Die alte Wunde ist aufgerissen und blutet. Ich wollte doch nicht. Ich wollte mich doch nicht in diese Liebe fallen lassen!
Ich erinnere mich an eine Geschichte, die wir, als ich zwölf war, in der Schule durchgenommen haben. Ein Vater fordert seinen kleinen Sohn auf, eine Leiter hochzusteigen, und bittet ihn, herunterzuspringen. Der kleine Junge hat furchtbare Angst vor dem Sprung in die Tiefe. Doch der Vater bleibt geduldig: „Komm, mein Kleiner, spring! Du weißt doch, dein Papa fängt dich auf, hab Vertrauen …“ Irgendwann fasst sich der Kleine ein Herz und springt. Da tritt der Vater einen Schritt zurück und lässt das Kind auf den Boden fallen.
Anschließend sollten wir diskutieren, ob das ein guter oder schlechter Vater sei. Schlecht, weil er das Kind einfach fallen ließ? Oder gut, weil er dem Kind eine wichtige Lektion ins Leben mitgab: Vertraue niemandem, nicht mal deinem eigenen Vater.
Die Geschichte geht mir nicht mehr aus dem Kopf und ich krame eine Postkarte aus dem Haufen Papiere, die auf der Fensterbank verstauben, und schreibe: „Ich habe dir mein Herz geschenkt. Jetzt kann ich dich nicht mehr teilen. Das hat sehr wehgetan. Danke für die wunderschöne Zeit. Ich wünsche dir viel Glück.“
Meine beiden besten Freundinnen raten mir, zumindest einmal darüber zu schlafen, bevor ich den Brief abgebe. Ich lasse mich überzeugen, doch schon um fünf Uhr morgens wache ich wie gerädert auf. Ich spüre die Gewissheit, dass der Brief noch heute seinen Adressaten erreichen muss. Welch Trost, dass es das 5L-Projekt gibt. Nun muss ich dort weitermachen, wo ich vor wenigen Wochen aufgehört habe. Mein Herz zittert.
Die vierte Chance
I ch schreibe eine SMS an Birkensohle: „Fick mich!“ Zwei Minuten später ruft er an: „Aber gerne, jederzeit!“ Eine Stunde später ist er da. Hätte ich um Hilfe gerufen, geschrieben: „Mein Herz brennt“, er wäre nicht gekommen. Es lebe 5L!
Birkensohle kommt um Mitternacht und bleibt bis zum Morgengrauen, dazwischen schlafen wir für drei Stunden ein. Das hatten wir uns nach sechs Orgasmen meinerseits auch wirklich verdient. Ein Höhepunkt meines bisherigen Sexlebens. Sein bestes Stück fühlt sich größer an als das der anderen Lover. Das Beste an Birkensohle: Er ist ganz und gar zu meinem Vergnügen da. Und endlich auch ohne emotionale Verwicklungen. Er ist ein echter Kumpel mit dem gleichen Lieblingshobby. Als er mir von seiner neuen Freundin und ihrem gemeinsamen Urlaub auf Mallorca erzählt, gesteht er mir, dass er beim Sex mit ihr fast ständig an mich denke. Auch wenn er sehr verliebt in sie sei. Ich spare mir den komplizierten Gedankengang und stelle mir nicht die Frage nach dem Warum. Nur mit mir könne er über das „Vertrackte der Liebe“ sprechen, wie er es nennt. Jede andere Frau gehe ihm sofort an die Gurgel, wenn er sagt: „Ich bin nicht monogam.“ Aber die Logik habe
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