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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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eingestreut in eine ziemlich dicht stehende Kiefernheide, jeder eigentlichen Entwicklungsmöglichkeit und damit auch aller Gelegenheit zu Wohlgestalt und Schönheit entbehrt hatten. Ihnen Hilfe zu bringen wurde nunmehr Aufgabe, deren erstes Ziel das war, an die Verwachsenen und Verkrüppelten heran zukommen, ihnen Freiheit, Luft und Licht zu verschaffen. Und so fiel denn zunächst die hemmend und hindernd um sie her stehende Kiefernheide. Jetzt erst konnte der Kliniker und Orthopäd an seine Kranken heran, die, kaum in liebevolle Behandlung genommen, auch schon nicht mehr sie selber waren und jetzt in voller Pracht und Stattlichkeit das um sie her neu beforstete Terrain überragen.
    Der Vormittag des Prinzen gehörte den verschiedenen Forstbeständen, die wie Klassen, höhere und niedre, gemustert wurden. Um zwölf aber unterbrach er diese Mustrung auf eine Stunde, nahm ein zweites Frühstück, ein Lunch, und kehrte erst mit Beginn des Nachmittags in seinen geliebten Wald zurück. Um fünf war dann Diner, das entweder im engsten Kreise der Adjutanten oder aber im weitren einer bestimmten Anzahl von Gästen genommen wurde. Die darauf folgenden Stunden gehörten teils der Korrespondenz, teils der Lektüre. Der Prinz las viel, zog jede Wissenschaft heran und hatte selbst ein Herz für die belles lettres. Ein glückliches Gedächtnis, das, als ein Hohenzollernerbteil, auch ihm geworden, unterstützte ihn bei diesen Studien und erleichterte ihm nicht nur das Eindringen in immer neue Stoffe, sondern auch, im lebendigen Gegenwärtighaben des Gelesenen, einen Ideenaustausch, ein Gespräch darüber. Auf jedem Gebiete bewandert, über das Neueste stets orientiert, war es ihm ein leichtes und zugleich eine liebe Gewohnheit, im Verkehr mit seinen Gästen in der Sprache dieser zu sprechen. »Suum cuique.« Er hatte eben auch wissenschaftlich einen Blick für und über das Ganze, wenn aber ein einzelnes sich rühmen darf, mit besondrer Lust in den Kreis seiner Betrachtung gezogen worden zu sein, so wäre hier wohl in erster Reihe das Ethnographische zu nennen, das Länder- und Staatenkundliche, das Völkerpsychologische. Womit zwei seiner Passionen zusammenhingen: die für das Reisen und die für die Marine, Neigungen, in denen er lebhaft an den zu früh geschiedenen Admiral Prinz Adalbert erinnerte, mit dem er auch andre Züge gemein hatte: das Affable, das Einfache, das helfende Mitleid und den ruhigen Mut.
    Ich komme darauf zurück, insonderheit auch auf die bevorzugten Gesprächsthemata des Prinzen, und begnüge mich damit, an dieser Stelle mit einer an die Dreilindner Forstkulturen anknüpfenden Anekdote zu schließen.
    Es war im Frühjahr 1871, als, von Fontainebleau her, wo sich der Prinz nach Abschluß der Friedenspräliminarien aufhielt, Ordre nach Dreilinden kam, »einen bestimmten Schlag zu rajolen und demnächst mit jungen Eichen zu bepflanzen«. Der Befehl lautete strikt genug; aber ihm zu gehorchen war nicht leicht, denn alles junge Volk stand damals noch in Frankreich. An Arbeitskräften war also Mangel, und so kam es denn, daß, behufs dieser vorzunehmenden Rajol- und Pflanzarbeiten, von dem benachbarten Spandau her ein Trupp französischer Gefangener erbeten wurde, der wirklich am andren Tage schon in Dreilinden eintraf. Mit ihm zugleich die Benachrichtigung, »daß, nach drei Wochen, Ablösung dieses Trupps erfolgen werde«. Sonderbares Los für alle die, die sich zu diesem Dienste kommandiert sahen, und doch ward »Eichenpflanzen beim Prinzen« alsbald allgemeines und nur zu begreifliches Begehr, denn der Tagelohn war gut und die Tagesverpflegung noch besser, des sonntäglichen Huhns und der halben Flasche »Roten« ganz zu geschweigen, unter deren gedoppeltem Einfluß schließlich auch der chauvinistischste Chauvinismus erliegen mußte. Wenigstens sind Ausbrüche desselben nie zu verzeichnen gewesen. Im Gegenteil, das Benehmen der Abkommandierten war durch all diese Wochen hin ein gleichmäßig vorzügliches und stellte der Einsicht, dem Charakter und der guten Lebensart unsrer Feinde das beste Zeugnis aus. Sie waren fleißig, heiter, dankbar, und wenn doch vielleicht (was zu den Möglichkeiten zählt) ein paar halblaute Verwünschungen über die Dreilindner Stecklinge hin ausgesprochen sein sollten, so müssen sie, nach Art aller Flüche, die keinen Schuldacker vorfinden, bedeutungslos verklungen sein, denn überall auf dem Territorium des »Bezwingers von Metz« wachsen und gedeihen neben den von deutscher

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