Fünf Schlösser
alles deutlich und mit genauster Hinweisung auf jedes Einschiebsel durch Zeichen, so daß Sie hierin nie irren können, wenn Sie nur recht aufmerksam sind und mit dem Vertrauen, daß alles richtig sei, jedes Zeichen bemerken und sein entsprechendes auf der Nebenseite suchen. – Beobachten Sie genau meine Rechtschreibung und Interpunktion und denken Sie nie, Sie verständen es besser: ich bin die Seele, Sie der Leib. – Habe ich, am Ende der Zeile, die in die Nebenseite hineingehenden Zusatzworte durch einen Haken der Zeile angeschlossen, so hüten Sie sich, solche für unterstrichen zu halten! – Was mit lateinischen Buchstaben geschrieben, in eckigen Klammern eingeschlossen steht, sind Notizen für Sie allein bestimmt. – Wo Sie eine Zeile ausgestrichen finden, sehn Sie wohl zu, ob nicht doch ein Wort derselben stehengeblieben sei, und überall sei das letzte , was Sie denken oder annehmen, dieses, daß ich eine Nachlässigkeit begangen hätte. – Manchmal habe ich ein fremdartiges Wort, das Ihnen nicht geläufig wäre, am Rande, auch wohl zwischen den Zeilen mit lateinischen Buchstaben wiederholt und in einige Klammern geschlossen. Bedenken Sie, wenn die vielen Korrekturen Ihnen beschwerlich fallen, daß eben infolge derselben ich nie nötig haben werde, auf dem gedruckten Korrekturbogen noch meinen Stil zu verbessern und Ihnen dadurch doppelte Mühe zu machen.
Ich setze gern doppelte Vokale und das den Ton verlängernde h, wo es früher jeder setzte. Ich setze nie ein Komma vor denn , sondern Kolon oder Punkt. – Ich schreibe überall ahnden , nie ahnen. – Ich schreibe ›trübsälig, glücksälig‹ usw., auch ›etwan‹, nie ›etwa‹. Teilen Sie diese Ermahnung dem Korrektor mit.
Ich wünsche, daß oben auf den Seiten die Überschrift des jedesmaligen Buches und Kapitels fortlaufend angegeben stehe, zum Beispiel auf der Seite zur Linken: ›Viertes Buch, Kap. 43‹, auf der zur Rechten: ›Erblichkeit der Eigenschaften‹ usf.
Bloß das erste Buch (nicht die andern) zerfällt in zwei Hälften, die nicht gerade durch ein Titelblatt gesondert zu werden brauchen, sondern die bloße Überschrift kann hinreichen.«
Das Schicksal dieser Manuskripte – seitdem vielleicht in Schopenhauerschen Sammelwerken veröffentlicht – ist mir unbekannt.
Der Ausschmückung seines zeitlichen Hauses widmete Wiesike durch ein halbes Jahrhundert hin nur wenig Sorgfalt, desto mehr seiner letzten Ruhestätte, nachdem ihm 1865 die Frau gestorben war. Im genannten Jahre beschloß er – vielleicht nicht ganz unbeeinflußt durch den eigenartigen Friedhof der Humboldts in Tegel –, einen Begräbnisplatz in seinem Park herzurichten, und ging auch sofort an die Ausführung dieses Beschlusses. Als ich (wie erzählt) 1874 zum ersten Male nach Villa Wiesike kam, war dieser Begräbnisplatz schon vorhanden und fesselte mich weniger durch seine Schönheit – darüber wäre zu streiten gewesen – als durch eine gewisse Originalität der Anlage. Ein etwa 300 Schritt langer Fliedergang führte zu einem großen, von einer Fliederhecke kreisförmig umstellten Rondeel: inmitten dieses Rondeels ein quadratisches Eisengitter und wiederum inmitten dieses Gitters ein Sockelbau mit einer Granitpyramide samt drei Grabstellen und einem Blumenbeet. Dies Blumenbeet in Front. In Front auch ein Marmorrelief, »Hygiea und Psyche« darstellend (mit der Legende: Mens sana in corpore sano), an beiden Seiten des Obelisken aber die Medaillonportraits des Wiesikeschen Ehepaars: Carl Ferdinand Wiesike und Julie Wiesike , geborene Tannhäuser . Endlich, an der Rückfront, nicht Bild, nicht Portrait, wohl aber die Inschrift: » Wilhelmine Rolle ; ihren langjährigen treuen Diensten zum Gedächtnis.« Nur erst Julie Wiesike, geborene Tannhäuser, hatte von den genannten dreien ihre Grabstelle schon bezogen, wovon, außer dem eingravierten Todesdatum, auch der Efeuhügel Zeugnis gab. Die beiden andern, der alte Herr und die treue Dienerin seines Hauses, freuten sich noch des himmlischen Lichts und traten täglich an die Stelle, wo sie, früher oder später, ebenfalls ihre Ruhestätte finden sollten. Ursprünglich, was nicht vergessen werden darf, war auch diese Stätte bestimmt gewesen, neben der Bestattung der Familie dem Kultus des Genius zu dienen, und statt »Hygiea und Psyche« hatten Hahnemann und Schopenhauer und des weiteren die Büsten von Äschylus, Bach und Kant den diese Stelle Besuchenden begrüßen sollen. Es war aber schließlich doch
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