Fünf Schlösser
Trauerspiels sein wird. Denn »tant va la cruche à l'eau«.
L., 31. März 1812
Der König ist wie gewöhnlich nach Potsdam gegangen, um dort am Stillen Freitag zu kommunizieren. Er hat seine Garden mitgenommen; das Leibregiment blieb in Berlin und ist mobil, um mit den Alliierten zu ziehen. Alles übrige, als das 1. Brandenburger Reiterregiment, das Gardejägerbataillon etc., marschiert nach Schlesien. Berlin ist voll von den Truppen des Oudinotschen Corps; ich habe bis heut aber keine Nachricht, ob dieses weiterzieht oder nicht. Von den bei Euch ausgesprengten Nachrichten ist manches nicht richtig. Daß die Dohnas den Abschied gefordert haben, ist wahr, auch andere haben ihn verlangt, aber nicht alle haben ihn erhalten, sondern der König ist böse geworden und hat sich darüber hart ausgelassen. Ob Gneisenau den Abschied hat, kann ich nicht erfahren, nur das scheint festzustehen, daß Scharnhorst aus dem Generalstabe zurückgetreten ist; in welcher Verbindung er bleibt, weiß ich nicht, er geht aber nach Preußen und von da nach Schlesien zurück. Vom Prinzen August hieß es, er sei unwillig und hätte den Dienst verlassen wollen; er war aber all die Zeit über ruhig in Berlin, und gewiß ist die ganze Geschichte ihm angedichtet worden, obgleich man nicht darauf schwören kann, was er tun wird. G., der sich einen Posten in der Oberpolizei zu verschaffen gewußt, ist, wie es heißt, auf sein Gesuch verabschiedet. Es könnten noch mehrere verabschiedet werden, ohne daß der Staat darunter litte. Daß die Corps der Alliierten unter den Befehl eines französischen Divisionsgenerals gestellt werden sollen, ist denn doch empfindlich. Bei uns heißt es, daß Grawert, der unsere Truppen führen wird, nur vom Marschall Davoust abhängig sein soll. Die Zahl der Alliierten in der Großen Armee wird mit Einbegriff der Polen wohl drei Siebenteil ausmachen. Ich höre in mir immer noch die Stimme, die da sagt, wir spielen den letzten Akt, der mit dem Tode des Helden endigt.
L., 7.April 1812
Das Marschwesen bleibt immer dasselbe; die Etappenörter und nächst daran liegenden Dörfer gehen zugrunde, denn es wird alles aufgezehrt. Gewiß sind nun über 100 000 Menschen und vielleicht 20 000 Pferde diese und die Mecklenburger Straße gezogen, und schon sind abermals 5000 auf heut und morgen angesagt. In Berlin geht es ebenso; sie kommen und gehen weiter, aber andere rücken an ihre Stelle. Die Aufführung ist sehr verschieden, je nachdem die Divisionsgenerale auf Ordnung sehen. Was aus dem Ganzen werden soll, darüber läßt sich noch nicht urteilen; für uns ist auf alle Fälle Nachteil und Verderben in Sicht. – Die Bayern, von denen Du schreibst, sind als etwas grobkörnig bekannt. Du hast sehr recht, wenn Du sagst, daß man die weisen Herren, die uns mit ihren Floskeln so fleißig bedienen, nach den Etappenörtern hinjagen müßte, um für Magazine und Lebensmittel zu sorgen. Hier hüten sie sich, am Platze zu sein, und lassen oft die Unterbehörden in der größten Verlegenheit. Überhaupt überzeuge ich mich täglich mehr, daß die mehrsten unserer Faiseurs elende Praktiker sind, denn wenn sie's wirklich verständen, wie würden dann so viele Abänderungen und Erläuterungen über ihre neuen Gesetze stattfinden müssen. Ob der König nach Breslau gehen wird, kann ich nicht erfahren; solange sich seine Garden nicht in Bewegung setzen, bezweifle ich solches.
L., 9. April 12
Heut hat Bergsdorf wieder eine Compagnie Einquartierung, und in Zehdenick hört es damit gar nicht auf. Wir wissen aber nicht, von welchem Corps die Gäste sind. Einige sagen, sie gehörten zum Victorschen Corps; dann bliebe der aber nicht in Berlin, wie man bis dahin doch glaubte. – Bei der russischen Armee erwartet man den Kaiser Alexander in Person. Ich möchte sagen, daß dies ein böses Omen sei, denn jedesmal, daß er früher bei der Armee eintraf, bekam sie Schläge.
L., 18. April 1812
Du hast recht, man erhält jetzt sonderbare Besuche. Der, welcher Dich bis Mitternacht mit seiner Visite vom Schlafe abhielt, ist ein ganz elender Mensch. Er war einer der ersten, die anno 1794 nach Preußen kamen, von Profession ein Barbiergeselle, der von nichts als »Kopf ab« und totschießen sprach und dabei mit allen Händen nahm. Genug, er war immer, was man einen ganz gemeinen Kerl nennt, und an dem Dir verursachten Aufwand erkenn ich ihn wieder. Der Hunde-Knicker kommt gewiß nicht umsonst ; denn vor dem Feinde brauchen kann man ihn
Weitere Kostenlose Bücher