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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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am sonderbarsten ist, niemand bekümmert sich ernstlich darum. Wer dieses Edikt fabriziert hat, konnt ich bisher nicht erfahren, es kann aber nur ein Tollkopf sein, wie wir deren leider mehrere haben. Denn wenn sich der Staat vom Kapital seiner Mitglieder erhalten will, so muß er sowohl wie der Particulier, der sein Kapital angreift, zugrunde gehen. Was ich von dem Staatskanzler denken soll, weiß ich nicht; alles soll durch seine Hände gehen, und doch kann er nicht den hundertsten Teil von dem durchlesen, was an ihn kömmt. Alles wird so verkehrt, so linkisch angefangen, daß das allgemeine Vertrauen zugleich mit dem Kredite sinkt.  
L., 13. Juni 12
    Noch ist uns im Kreise nichts hinsichtlich Erhebung der Vermögenssteuer angesagt worden, und doch soll am 12. Juli schon der erste Zahlungstermin sein. Es ergibt sich schon hieraus, wie elend die Direktion des Ganzen ist. Geld wollen die Dirigenten immerfort haben, und doch wissen sie nicht vernünftige Einrichtungen zu treffen. Im neu kreierten Königreich Italien sieht es freilich noch toller aus. Dort müssen fünfzig Prozent Grundsteuer entrichtet werden, ohne die droits réunis, Personal- und Gewerbesteuern zu rechnen, so daß der Grundeigentümer von 100 Talern Einnahme nur etwa dreißig Taler behält.  
Berlin, den 16.Juni 1812
    Meine Hoffnung, Glück auf dem Wollmarkte zu machen, ist bis dato vereitelt. Die Käufer wollen nichts geben, und es wird vielleicht zwei Drittel der guten Wolle aufgesöllert werden. Die Käufer verlassen sich darauf, daß man am 24. Juni, wegen des ersten Termins der Vermögenssteuer, unter allen Umständen Geld haben muß. Einen solchen Einfluß üben die Ministerialübereilungen auf den Handel aus. Denn Käufer waren genug da, selbst aus dem Auslande.
    Wir sind wirklich in traurigen Händen. Unser Staatskanzler kann die Sachen nicht übersehen, und sein »Bureau« tut alles. Da sind wir denn zur Disposition der verschiedensten Räte, die dann wieder ihre Unterratgeber haben, allerhand unsaubere Schacherer, deren eingereichte Gutachten in den feinen Operationen zutage treten. Der Staatskanzler wird beschuldigt, daß er eine Liebesintrige mit Madame B. habe und daß sich nur hierauf des Hahnreis Einfluß gründe. Dieser Mann, den man nach Paris geschickt, um dort wegen unserer noch zu leistenden Lieferungen eine Übereinkunft zu treffen, versprach dreimal mehr, als wir leisten können. Der Kaiser selbst hat dies eingesehen, und Herr von Heydebrock , unser Gesandter in Dresden, der ihm ein wahres Tableau von unserem Zustande vorgelegt hat, ist wegen seiner Offenheit gelobt und an Daru verwiesen worden. Der General Dumas, dem die Geschäfte der Verpflegungsunterhandlung mit unserem Minister übergeben sind, soll über des B. übertriebene Versprechungen so aufgebracht gewesen sein, daß er dem Staatskanzler gesagt hat, während er auf B. hinzeigte: »Que vous êtes ou un fripon ou un imbécile.« So wird allgemein in der Stadt erzählt, und etwas Wahres ist gewiß daran.  
L., 23.Juni 1812
    Die Vermögenssteuer soll durchaus erhoben werden. Die Folge wird zeigen, ob das so gehen wird, wie man will. Die Urheber des Edikts will ich nicht nennen. Wir sind in den Händen von bloßen Schwindlern, die der große Haufe (freilich unter Schimpfen) anstaunt und die von allen vernünftigen Leuten aufs äußerste verachtet werden. Wenn die dreiprozentige Steuer durchgeht, so werde ich auch Karls Vermögen angeben und zahlen. Woher ich aber eine Summe von so vielen tausend Talern nehmen soll, weiß ich noch nicht. Besonders schändlich ist es, daß man in vielen Fällen die Papiere nur nach dem Cours nehmen will, so daß der Staat sein eigenes Papiergeld in Verruf bringt.  
L., 7. August 1812
    Alles verschweigt man uns, was zur hohen Politik gehört. Das Auswärtige geht uns nichts an. Aber ebenso dumm erhält uns unsre Oberfinanzbehörde über den Zustand unsrer Bedürfnisse. Es wird nur frisch auf den Beutel geklopft, ohne zu sagen, wann es ein Ende haben soll. Alle unsre neuen Abgaben sind der Art, daß man sich wundern muß, wie die Verordnungen darüber ohne Scham haben niedergeschrieben werden können.  
Den 11. August 1812
    Die fünf Schimmelhengste aus Prinz Heinrichs Stall, von denen Du mir schreibst, werden wohl nicht ohne Fehler gewesen sein, sonst hätt er sie nicht verkaufen lassen. Denn gemeiniglich werden nur die alten und schlechten öffentlich ausgeboten. Sind es übrigens die gewesen, die ich früher vor seiner Kutsche

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