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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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nicht, er sucht also irgendwas anderes wegzuschnappen.  
L., 21. April 1812
    Bei meiner neulichen Anwesenheit in Berlin hab ich manches gehört, ob es aber zu verbergen ist, steht dahin. Viele behaupten, das dem Kaiser Alexander vorgelegte Ultimatum laute wie folgt: 1) Abtretung Polens. 2) Abtretung von Kurland und einem Teile von Liefland an die Herzöge von Mecklenburg. 3) Sperrung allen Handels mit England und Beitritt zum Kontinentalsystem. 4) Erlaubnis, sich auf Kosten der Türken zu vergrößern, und Anerbieten einer Hilfsarmee, um sie aus Europa zu verjagen. 5) Restitution von Finnland an Schweden. Mecklenburg und Schwedisch-Pommern sollen an den König von Preußen kommen, dahingegen soll die französische Besitznahme Deutschlands bis an die Elbe von Rußland anerkannt werden. Der König von Westfalen wird in Zukunft König von Polen. Wenn diese Sage erdacht ist, so ist sie doch nicht ohne alle Wahrscheinlichkeit erdacht, denn schon vor dem Tilsiter Frieden war von einem neuen Königreich Polen die Rede. – Hier in der Mark steht noch immer das Corps. des Marschall Oudinot, welches auch, wie man glaubt, bis zum Angriffsmomente stehenbleiben wird. Die Durchmärsche hören noch immer nicht auf. Unserer Rechnung nach sind schon 200 000 Mann durchgezogen, und wie die französischen Offiziere behaupten, wird die aufgestellte Macht 400 000 Mann betragen. Einzelne sind noch immer der Meinung, daß Rußland sich fügen und der Frieden erhalten werden wird. Allem Anscheine nach geht der König nicht nach Schlesien; er soll ruhig und guter Laune sein. Unsere Garden rücken erst wieder in Berlin ein, wenn das Oudinotsche Corps vorwärts geht. Es mag nun kommen, wie's will, unter allen Umständen sind wir hart mitgenommen; denn bleibt Friede, so muß doch alles, was hier durchgezogen, auch wieder zurück, und da haben wir abermals eine kräftige Abfutterung zu erwarten. Man versinkt in Ahnungen und Sorgen und verliert den Glauben, daß Wahrheit und Ehrlichkeit je wieder den Platz einnehmen werden, den jeder gewissenhafte Mensch ihnen gerne zugesteht. Ob der französische Kaiser nach Berlin kommt, ist noch ungewiß, obgleich Zimmer für ihn und Berthier auf dem Schlosse bereit sind. Deserteurs und Exzedenten sind mehrere totgeschossen worden, und im ganzen herrscht Ordnung, wenngleich die Herren Generals und Colonels im Widerspruch zu den publizierten Reglements gern bei ihren Wirten vorliebnehmen.  
L., 28. April 12
    Den General Grouchy, der bei Dir im Quartier gelegen hat. kenne ich bloß dem Namen nach. Er zog 1806 mit seiner Abteilung hier durch, und seitdem hab ich nichts von ihm gehört. Daß Du einen großen Unterschied zwischen seinem Benehmen und dem seines Vorgängers gefunden hast, wundert mich nicht, letzterer ist mir als ein Wüstling und Plünderer bekannt. Von Herzen beklag ich die Landleute, wo die Italiener hinkommen; sie taugen alle nicht; selbst die bei den französischen Regimentern angestellten, die 1806 mit ebendiesen Regimentern hier durchkamen, zeichneten sich durch ihre Exzesse aus. Ich bin fest überzeugt, daß, wenn die Armee nicht bald vorwärts geht, auch hier Not und Mangel entstehen werden. Tramnitz sagte mir gestern, daß Zehdenick nun schon 57 000 Mann in Quartier gehabt hätte; rechnest Du nun hinzu, was auf dem Lande gelegen hat und über Gransee, Bernau, Frankfurt an der Oder gegangen ist, so reichen keine 200 000 Mann, die durch unsre Sandgegend gezogen sind. Das Davoustsche Corps ist großenteils schon in Polen, das Oudinotsche aber ist noch ganz hier und kantoniert teils in Berlin, teils, von Prenzlau an, in der Uckermark und in Pommern. Das Neysche Corps stand noch in der Neumark; Frankfurt a. O. war so belegt, daß zwanzig Mann bei jedem Bürger lagen. Das Gemisch der Truppen ist das sonderbarste von der Welt. Die letzten, die hier durchzogen, waren Schweizer und Illyrier; vorher Kroaten. Die Fuhren zur Fortschaffung ruinieren uns, um so mehr, als sie gerade in die Saatzeit treffen. Wie man mit uns umspringt, ist daraus schon klar, daß wir Spandau den Franzosen haben einräumen müssen. Wir werden, wenn der Krieg beginnt, das Depot für alles sein, was nachfolgt, und einfach aufgezehrt werden. Um uns kein fremdes Geld zu hinterlassen, wird den Truppen kein Sold ausgezahlt; sie sind so arm, daß sie kein Pfund Tabak bezahlen können. An Krankheiten fehlt es auch nicht; in den zu Lazaretts aptierten Berliner Kasernen liegen schon 1000 Menschen. Dies ist aber

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