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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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nichts gegen Danzig, wo das vollständige Lazarettfieber die Menschen wie Fliegen hinrafft. Von einem der dort liegenden Regimenter ist schon ein Transport zurückgegangen, um 800 Rekruten zu holen, woraus ersichtlich, daß schon ebenso viele daselbst gestorben sind. Großer Gott, wie geht man mit deinen vernünftigen Geschöpfen um! Und was leiden nun nicht erst die Unvernünftigen, die geradezu in den Tod getrieben werden. Man darf über all das nicht tief nachdenken, sonst gerät man in Zweifel, die nicht aufzulösen sind.
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L., 28. April 12
    Aus Glogau hör ich, daß General Grouchy sein Quartier daselbst genommen hat und sich höflich, still und mit allem zufrieden zeigt. Er will sein Hauptquartier nach Fraustadt verlegen und seine Wohnung bei D.s lediglich als Absteigequartier behalten, womit sie sehr zufrieden sind. Die Division Italiener liegt nun in und um Glogau; die Kerls sollen stehlen wie die Raben. Der Duc d'Abrantes, der sie kommandiert, traut ihnen so wenig, daß er zwar zwei Italiener zur Schildwacht vor dem Hause, im Innern aber zwei Sachsen zur Wache hat. Ebenso machen es auch die andern Generale. Des Kaisers Garde kömmt nun auch noch nach Glogau.  
L., 5. Mai 1812
    Über das Einrücken der heute bei Dir erwarteten, sehr prätentiösen Gäste (die Kaisergarde) bin ich für Dich besorgt, denn ich glaube nicht daß man auf die Schildwachen des Generals Grouchy Rücksicht nehmen, sondern Dir Einquartierung geben wird. Es wird in der Tat schrecklich mit uns verfahren. So müssen wir jetzt beispielsweise zur Komplettierung der französischen Artillerie Pferde liefern, alles auf Konto der vermeintlich rückständigen Kontribution, wodurch unsere besten Pferde fortgehen. Und deren sind nur noch wenige. Für den Tag, wo ein Corps in den Etappenplatz einrückt, wird nichts mehr vergütet; die Vergütigung gilt nur für Kantonierungen. Ich bin froh, daß ich mein Vieh gestern auf die Weide treiben konnte, denn mit dem Futter war es am Ende. Hafer laß ich so geschwind als möglich säen, denn was in der Erde keimt, kann wenigstens nicht genommen werden. Ob der Marschall Victor in Berlin bleibt, ist noch nicht gewiß; einen unangenehmeren Gouverneur hätte man nicht wohl wählen können. Er ist noch in zu frischem Andenken. Übrigens ist er in der Stadt Paris abgetreten, was fast vermuten läßt, daß er auf eigne Kosten zehren wird. Nun hoffen wir, daß alles, was nach Norden soll, hier durch ist; auch werden wir durch die Wassertransporte in etwas erleichtert. Einer unserer Liebenberger, der mit in den Krieg ist, schreibt aus Friedland in Preußen, daß dort ein grobes Brot zwanzig Groschen Courant und das Quart Branntwein einen Taler koste, woraus man auf das übrige schließen kann. Am Ende wird Hunger und Elend bewirken, was durch menschliche Kraft nicht erzwungen werden konnte.  
L., 12. Mai 12
    Gestern hatt ich wieder Nachrichten aus Glogau. Die Gegend ist mit Truppen überdeckt, so daß nun schon der vollständigste Mangel an allem herrscht. Außer dem Corps des Herzogs von Abrantes, welches noch stehenbleibt, liegen 20 000 Mann Garden von Glogau bis Liegnitz in Quartier. Letztere kennt man als nie genug habende Buben. Am 3. Mai hat Glogau einen großen Schreck gehabt. In einem Sauf- und Tanzhause haben sich sächsische und italienische Soldaten verzürnet. Die Italiener waren meistens Dalmatiner. Sie haben sich geschlagen, andere von beiden Teilen sind hinzugekommen, und so ist die Schlägerei in den Straßen fortgesetzt worden, ohne daß die Offiziere die Macht gehabt hätten, die Kerls auseinanderzubringen. Nur durch Generalmarschschlagen hat man sie wieder zur Ruhe gebracht. Fünf sind tot, über fünfzig schwer blessiert. Abrantes ist besonders auf den sächsischen Obersten, der sich ängstlich benommen hat, böse gewesen, und weil die Gärung unter den Soldaten fortwährte, so hat er die Italiener ausmarschieren lassen und auf die Dörfer verlegt. – In unserm Ostpreußen ist noch kein Franzose; es heißt dort, daß diese Provinz allein unsern Truppen verbleiben werde. – Am Sonnabend lagen in Zehdenick und Umgegend neun Compagnien Matrosen, die zwar nach Matrosenart gekleidet, aber im übrigen wie Musketiere bewaffnet waren. Sie kamen von Boulogne und zogen nach Danzig, welches ein Spaziergang von dreihundert Meilen ist. Also will Napoleon auch Flotten ausrüsten. Es heißt, er wolle sie auf dem Kaspischen Meere gebrauchen, und man erinnert sich, daß schon ein

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