Fünf Schlösser
kein günstiges Gemälde von der Lage der Truppen, sie litten Mangel am Notwendigsten, und Krankheiten äußerten sich über Erwartung. Wie es unserem Yorckschen Corps geht, wissen wir aus einigen Soldatenbriefen; sie klagen über Mangel und melden, daß Wasser ihr Hauptgetränk sei. Dem Gerüchte, daß mit Rußland eine Übereinkunft getroffen sei und der Krieg nicht statthaben werde, kann ich keinen Glauben schenken; vielmehr will ich wetten, daß in vierzehn Tagen Tätlichkeiten vorgefallen sein werden. Wir sehen voller Ungewißheit in die Zukunft, und obgleich Ängstlichkeit nicht in mir liegt, so bin ich doch überzeugt, daß wir, es möge glücklich oder unglücklich ablaufen, immer als der leidende Teil aus diesem Kriege hervorgehen werden. Alliierter oder Feind, wir werden aufgezehrt.
L., 12.Juni
Aus Glogau höre ich, daß Marschall Bessières nur eine Nacht bei Danckelmanns im Quartier gewesen ist. Er benahm sich etwas steif, sonst höflich.
Bei Danzig und in unserm Westpreußen wird schon grün fouragiert für die Kavallerie. Einige französische und badische Offiziere, die zum Rekrutenholen von der Armee zurückkamen, haben ohne Rückhalt erzählt, daß Mangel und Krankheiten die Menschen und Hunger die Pferde aufriebe. Alles ist unzufrieden bis zum Schimpfen. – In Stettin hat sich vor circa vierzehn Tagen eine ähnliche Geschichte wie die in Glogau zugetragen. Der Tambourmajor eines badenschen Regiments hatte sich mit einem Franzosen geschlagen und diesem derart zugesetzt, daß er niederstürzte. Darauf sind mehrere Franzosen über den Tambour hergefallen und haben ihn, wie es heißt, totgestochen. Dies wurde selbstverständlich von den badenschen Soldaten sehr übel genommen, die sich nun zusammenrotteten. Eine Schlägerei entstand, Gewehr und Bajonette sind in Gang gekommen, und als man endlich Frieden gestiftet hatte, zählte man siebzig Tote und Blessierte, unter denen sogar Offiziere sein sollen. Man erschrickt, wenn man sieht, daß alle Ordnung sich auflöst und überall nur das Recht des Stärkeren gilt. Es soll der sächsische Graf Einsiedel sein, der einen französischen General, man sagt Reynier, vielleicht einen Bruder des Corpskommandeurs, zu Warschau totgeschossen hat.
L., 23.Juni 12
Zwischen Kyritz und Wusterhausen hat sich am 14. d. M., um neun Uhr abends, ein sonderbarer Vorfall ereignet. Ein wohlgekleideter Reisender, der zu Fuß nach Kyritz ging, wurde auf der Landstraße von vier Kerls angegriffen, von denen zwei mit Säbeln und die beiden andern mit dicken Prügeln bewaffnet waren. Gegen diese wehrt er sich und ruft um Hilfe. Ein des Weges gehender invalider Gardejäger, mit Namen Romanus, eilt herbei und schlägt auf die Mörder so gewaltig los, daß diese die Flucht ergreifen. Romanus hat vier Hiebe in seinen Tschako und einen am Kopfe bekommen, jedoch nicht gefährliche. Der Reisende hat seinen Namen dem Romanus nicht sagen wollen, sondern nur erklärt, »er sei der Graf von G.,« hat dann dem Romanus freundlich gedankt und ihm seine Börse angeboten, die dieser jedoch nicht hat annehmen wollen. Am anderen Tage hat man, nicht weit vom Kampfplatz, ein an den Kommandeur der Invalidencompagnie, bei welcher Romanus steht, gerichtetes und an einem Baum befestigtes Blatt gefunden, worin um Bekanntmachung der edlen Tat des Romanus in einem sehr gebildeten Stil gebeten wird. Auch dieses Billet war unterzeichnet Gr. von G. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es der Graf von Gottorp, der, nachdem ihn die Herrnhuter in Gnadenfrei nicht haben aufnehmen wollen, nun, um nicht bemerkt zu werden, zu Fuß reist. Wohin, das mag nur er wissen. Sollten ihm nicht auch Spione nachgeschickt sein, um ihn gelegentlich aus der Welt zu schaffen? War es doch in derselben Gegend in der Nähe von Perleberg, wo, vor fünf Jahren, ein englischer zurückreisender Gesandter (Lord Bathurst) verschwand.
L., 1. Juli 12
Gestern kam das 4. Westfälische Regiment hier durch, zum Teil bloße Jungen. Unser benachbartes Bergsdorf hat davon eine Compagnie futtern müssen. Sie eilen nach Stralsund, weil man französischerseits in der Furcht ist, daß die Engländer es besetzen möchten. Übrigens hab ich Dir aus Bergsdorf noch zu berichten, daß Knorrs Bruder, als er einen großen Stein einsenken wollte, durch ebendiesen Stein totgequetscht worden ist. Wenn man diesen doch über den Niemen senden und an richtigem Ort und, versteht sich, zu gleichem Zweck aufstellen könnte.
L., 7. Juli
Wenn Ochsen sich zu
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