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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Leibe gehabt. – Wenn ich nur unsre Festungen in unsern Händen wüßte. Vor allen Dingen aber müßten wir Wittenberg haben, welches der darin kommandierende französische General total ruiniert. Überhaupt hausen die Franzosen, wo sie hinkommen, wie die Schinder. Unter andren zeichnet sich der General Vandamme, den Du ja kennst, als ein vorzüglicher Bösewicht aus. Er wird aber, denk ich, auch seinen Lohn bekommen, denn das Corps an der Niederelbe verstärkt sich täglich und wird ihn wohl aus Bremen herausjagen. – Die Schweden stehen, wie es allgemein heißt, in englischem Sold. – Der Vizekönig Stein tut alles Mögliche, um die Sachsen in Gang zu bringen, und der davongelaufene Ölgötze riskiert alles , wenn die Alliierten Glück haben. Von seiner Armee existieren vielleicht nur noch 8000 Mann, wovon 5000 in Torgau (unter Thielemann) die Neutralität ergriffen haben; die anderen sind in französischen Händen. – Wahrscheinlich wird in kurzem etwas Wichtiges vorfallen, denn Ney, der jetzige Liebling Napoleons, hat mit allem, was er zusammenzubringen imstande war, eine Bewegung gegen die Alliierten vorwärts gemacht. Vielleicht auch nur in der Absicht, sich die Kosaken vom Halse zu schaffen, die bis Eisenach gestreift haben.  
L., den 7. Mai 1813
    Gestern bekam ich das in Berlin angeheftete Extrablatt über die am 2. vorgefallene fürchterliche Bataille bei Lützen , also auf demselben Terrain, wo Gustav Adolf den Wallenstein schlug. Da das Blatt sagt, »daß die Nacht die Schlacht unentschieden gelassen habe«, so bin ich über die Folgen nicht ohne Sorge. Privatnachrichten meldeten, daß der Prinzessin Wilhelm Bruder geblieben und General Blücher leicht verwundet sei.
    Zur Landwehreinstellung hier hab ich zwar alle pro forma losen lassen, dann aber ist eine Auswahl gemacht und die sind genommen worden, die am entbehrlichsten waren. Aus Liebenberg sieben, die ich alle ausgerüstet habe, einen als Kavalleristen und sechs als Fußgänger. Mit dem Landsturm sieht es konfuser aus, weit alles mit soll, was noch kriechen kann; Piken werden geschmiedet, und alles muß marschieren und schwenken lernen. Am allermeisten ärgern mich die unberufenen Aufforderer »zu allerlei Gaben«, nicht zu vergessen die Damenvereine. Wenn man dieser Menschen Aufforderungen liest, so sollte man glauben, es sei noch nichts geschehen, und wahrlich ein jeder hat gegeben und viel gegeben. Besonders wir Landleute und kleinen Städte, die die Magazine stets füllen mußten und doch zu allen anderen Beiträgen mit herangezogen worden sind. Und was alles vorgeschlagen wird! Ein Narr will zum Landsturm von zehn zu zehn Schritt eine kleine eiserne Kanone haben, wo aber Artilleristen und Munition herkommen sollen, das sagt er nicht. Ein anderer will alles Kirchensilber in die Münze liefern, ein dritter dagegen schlägt »silberne Kelche« als Prämien für die Taten des Landsturms vor. Flugs ist ein vierter Narr da und sagt, »nein, nicht silberne, sondern eiserne Kelche«. Aber auch er ist noch nicht der letzte, denn ein fünfter hat sogar sammetgestickte Kanzel- und Altardecken in Vorschlag gebracht. Wahrlich, die mehrsten solcher Kleinigkeitskrämer gehörten ins Tollhaus. Alles soll einen religiösen Zweck haben, im Grunde aber liegt ein mir ekelhafter Servilismus und Fanatismus im Hinterhalte, dessen mehrere Geistliche sich anjetzo bedienen, um die Hände mit im Spiel zu haben. Unter diesen ist der Herr Propst Hanstein nicht der letzte. Einige Prediger haben den Auftrag, »die Landwehr beim Ausmarsch durch eine Anrede zu ermuntern«, so weit getrieben, daß sie den Landwehrmännern das Abendmahl gereicht haben. Die Landwehr unseres Kreises ist mit einigen Compagnien des Havellandes nach Spandau eingezogen worden, um diese Festung, die vor kurzem kapitulierte, zu reinigen und ihr als Garnison zu dienen. Kaum aber ist sie zwei Tage dort gewesen, als sie nach Burg aufbrechen mußte, was vermuten läßt, daß von der französischen Garnison zu Magdeburg allerlei zu befürchten sei. Wollte Gott, daß der allgemeine Menschenschinder bald seinen Untergang fände!  
L., den 18. Mai 13
    Am 12. dieses ging ich nach Berlin. Ich fand daselbst solche Bestürzung und so eine Furcht, als ob schon die ganze feindliche Armee vor den Toren stünde. Der Justizminister, mehrere Geheime Staatsräte und die vornehmsten Banquiers waren abgereist. Die Prinzessinnen von Oranien und Hessen brachen in der Nacht nach Stargard auf; die Prinzessin Wilhelm hatte

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