Fünf Schlösser
1850.«
Blumen und Efeu wachsen drüber hin, und zur Seite steht eine Gruppe von Zypressen und Weimutskiefern.
Einer Enkelin letzte Ruhestatt und darunter ein Leben, das vielleicht ernst und schwermütig gerade hier erlosch, an einer Stelle, wo die schöne »Grandmama« den Becher der Freude leerte, erst den Schaum und dann – den Rest.
Ohne Beziehungen zu Hoppenrade selbst, noch zu seiner vieljährigen Herrin, der schönen Frau von Amstedt, steht der schon auf S. 208 von uns erwähnte Fähnrich von Arnstedt, der uns in einem Schlußkapitel dieses Abschnittes beschäftigen soll. Nur eine Namensvetterschaft liegt vor, freilich begleitet von einer in mehr als einem Stück verwandten, keine Selbstbeherrschung kennenden Natur- und Temperamentsanlage, die die schöne Frau schließlich bis an den Rand des wirtschaftlichen Ruins, den Namensvetter aber aufs Schafott führte.
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Um diese Zeit soll Wülknitz einem Anverwandten die Lebensregel mit auf den Weg gegeben haben: Wenn du einem Bredow begegnest, so wisse, er ist dein Feind.. Ob die Bredows ebenso summarisch verfahren sind, weiß ich nicht. In jedem Falle war ihnen stark mitgespielt worden. ._.
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Emil von Arnstedt
Fähnrich im Leibregiment; enthauptet am 25. April 1837
I
Am 25. April 1837 mittags stand an den Straßenecken in Frankfurt a. O. die folgende Warnungsanzeige : Der Portepeefähnrich Emil Otto Friedrich Alexander von Arnstedt des 8. Infanterieregiments, einundzwanzig Jahre alt, aus Ballenstedt im Herzogtum Anhalt-Bernburg gebürtig, hatte – aus Rache für angeblich von seinem Lehrer an der hiesigen Divisionsschule, dem Lieutenant Wenzel, unverdient erhaltene Zurechtweisungen und vermeintliche, aber unbegründet befundene Verleumdungen bei den höheren Vorgesetzten – am 5. Dezember v. J. morgens, mit schon Tags vorher überlegtem Vorsatze, den Wenzel im Gange der Kaserne durch einen Pistolenschuß getötet. Das in der Untersuchungssache wider den von Arnstedt am 7. Januar d. J. angeordnete Kriegsgericht hatte seinerseits dahin erkannt: daß der Angeschuldigte wegen Ermordung des Vorgesetzten mit dem Rade von oben herab vom Leben zum Tode zu bringen, welcher Ausspruch durch Allerhöchste Cabinets-Ordre vom 14. d. M. dahin mildernd bestätigt worden: daß der Angeschuldigte wegen Ermordung des Vorgesetzten, statt der verwirkten Strafe des Rades von oben, durch das Beil vom Leben zum Tode zu bringen sei, und ist diese Todesstrafe heut öffentlich an dem von Arnstedt vollzogen worden. 1) Frankfurt, 25. April 1837. Königl. Gericht der 5. Division.
Hierdurch war eine Sache zum Abschluß gebracht, die, vom ersten Augenblick an, nicht nur in Frankfurt a. O., sondern auch in den Adels- und Militärfamilien der ganzen Provinz ein großes und gerechtfertigtes Aufsehn erregt hatte. Hinsichtlich des voraufgegangenen Lebens des von Arnstedt aber stehe hier, was ich darüber bei Personen, die dem Unglücklichen einst nahestanden, erfahren konnte.
Emil von Arnstedt wurde 1816 zu Ballenstedt im Anhaltischen geboren. Sein Vater war der Hauptmann von Arnstedt, der sich zu nicht genau zu bestimmender Zeit, wahrscheinlich gleich nach Schluß der Befreiungskriege, mit einer sehr schönen Dame, einer geborenen Aldobrandini, vermählt hatte. Während der zwanziger Jahre wurde von Arnstedt, der Vater, als Hauptmann in das 12. Infanterieregiment, dessen eines Bataillon damals in Sorau stand, versetzt, und auf dem Sorauer Gymnasium empfing Emil von Arnstedt, der Sohn, seine Ausbildung. »Wir vergeudeten unsere Zeit«, so heißt es in Mitteilungen eines ihn überlebenden Mitschülers. »Es wurd uns nichts geboten, was wir im späteren Leben hätten brauchen können. Immer Latein und Griechisch und daneben etwas Mathematik, noch dazu bei Lehrern, die selber keinen Begriff davon hatten. Wir mußten uns damit getrösten, einen Direktor zu haben, der als ein Ausbund von klassischer Gelehrsamkeit galt und vielleicht es auch war. Aber daß diese Gelehrsamkeit einem von uns zugute gekommen wäre, dürfte sich kaum behaupten lassen. So war uns die Schule widerwärtig, und anstatt etwas zu lernen, gingen wir Abenteuern nach oder durchlebten sie doch in unserer Phantasie. Bei Arnstedt kam noch sein Äußeres hinzu. Er war bildhübsch und schien für Aventüren und Liebesverhältnisse wie geboren. Etwa mit achtzehn Jahren kam er nach Frankfurt und trat ins Leibregiment. Sein Umgang und seine Lektüre waren, wie sie damals zu sein pflegten. Avantageure,
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