Fünf Schlösser
Kapitel
Liebenberg unter den drei ersten Hertefelds von 1652 bis 1790
Jobst Gerhard von Hertefeld von 1652 bis 59
Oberjägermeister Samuel von Hertefeld (nach einem neunzehnjährigen Interregnum) von 1678 bis 1730
Kammerherr Ludwig Casimir von Hertefeld von 1730 bis 90
Die Hertefelds hatten in der Person Stephan von Hertefelds dem regierenden Hause Brandenburg einen wichtigen Dienst geleistet, aber zu dem Lande Brandenburg als solchem waren sie bis dahin in keine Beziehungen getreten. Auch das kam, und zwar unter einem der Söhne Stephans.
Jobst Gerhard von Hertefeld 1652 bis 59
Dieser Jobst Gerhard von Hertefeld erwarb, wie schon hervorgehoben, um das Jahr 1652 einerseits durch Tausch, andererseits durch Kauf ein großes Gutsareal, das aus den seit längerer oder kürzerer Zeit in Devastation übergegangenen Feldmarken von Häsen und Liebenberg (Grenze von Ruppin und Uckermark) und aus hundert Hufen ebenfalls wertlos daliegendem Havel-Bruchland bei Liebenwalde bestand.
Aus diesem Wertlosen einen Wert zu schaffen lag ihm ob. Und er war der Mann, sich dieser Aufgabe zu unterziehen.
Was er für Häsen und Liebenberg getan, darüber liegen keine bestimmten Mitteilungen vor, aber die Art und Weise, wie er die hundert Hufen Havel-Bruchland in Angriff nahm, muß als epochemachend für die Kulturgeschichte der Mark bezeichnet werden. Er zog nämlich clevisch-holländische Landarbeiter heran und gründete, nach vorgängiger Errichtung von Deichen und Dämmen, eine auf Viehzucht und Molkerei gerichtete Kolonie, der er den Namen Neuholland gab.
Er gab dadurch, und das war das wichtige, das erste Beispiel von Urbarmachung wertloser Bruchgegenden, ein Beispiel, das später am Rhin, an der Oder und Warthe befolgt und eine Quelle nationalen Wohlstandes geworden ist.
Er wurde (wie sein berühmterer Neffe, mit dem er nicht zu verwechseln ist) in Anerkennung seiner Verdienste zum Oberjägermeister ernannt.
Im Herrenhause zu Liebenberg , das er wenigstens zeitweilig bewohnt zu haben scheint, befindet sich ein gutes Bildnis von ihm, in betreff dessen dahingestellt sein mag, ob es schon bei seinen Lebzeiten oder erst gegen Ausgang des 17. Jahrhunderts gemalt wurde. Mir erscheint das letztere wahrscheinlicher. – Einem zweiten Bilde Jobst Gerhards begegnen wir auf einem großen figurenreichen Tableau, das sich im Oranienburger Waisenhause (wohin es, zu nicht zu bestimmender Zeit, aus dem Oranienburger Schlosse geschenkt wurde) vorfindet. Ich habe dies Tableau in dem Kapitel Oranienburg (Band III meiner »Wanderungen«) ausführlicher beschrieben. Es enthält, außer den Portraits von Kurfürst und Kurfürstin, die Bildnisse des Geheimrats Otto von Schwerin, des Obermarschalls Christoph Otto von Rochow, des Obersten von La Cave und des Oberjägermeisters von Hertefeld. Eine dieser vier Figuren führt eine halb spontonartige Waffe, woraufhin der , der diese Waffe trägt, von den Bildererklärern ohne weiteres als Oberst La Cave festgesetzt worden ist; aber gerade dieser Waffenträger ist sehr wahrscheinlich Jobst Gerhard von Hertefeld. Der angebliche. Sponton ist nämlich nichts weiter als ein Jagdspieß, der sich auch auf seinem Liebenberger Portrait vorfindet.
Jobst Gerhard starb 1659.
Oberjägermeister Samuel von Hertefeld bis 1730
Samuel von Hertefeld, unter allen seines Namens und Geschlechts der berühmteste, war ein Neffe Jobst Gerhards und folgte seinem Oheim erst 1678 im Besitze von Liebenberg. Auch um diese Zeit war er noch minderjährig.
Samuel von Hertefeld wurde 1667 geboren. Er trat mit fünfzehn Jahren in die Dienste des Kurprinzen Friedrich, der nachmals als der erste König von Preußen den Thron bestieg. Der junge Hertefeld war einer seiner Jagdpagen und bildete als solcher eine solche Fertigkeit in dem damals noch ganz ungewöhnlichen Schießen im Lauf und im Fluge aus, daß er bei den älteren Jägern in den Verdacht der Zauberei kam. Erst als er die feierliche Versicherung gegeben, daß alles natürlich zugehe, traute man ihm und ließ sich von ihm förmlich in der Fertigkeit des Im-Fluge-Schießens unterrichten. Als Ziele dabei dienten rollende Kegelkugeln.
Samuel von Hertefeld folgte dem Kurfürsten übrigens nicht nur auf seinen Jagden, sondern auch auf den Kriegszügen desselben gegen Frankreich und wohnte namentlich der bekannten Belagerung von Bonn bei. Im Jahre 1697 wurd er clevescher Jägermeister, 1704 aber, wie vor ihm sein Oheim Jobst Gerhard, Oberjägermeister in den
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