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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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können, so wie Lutz. Na ja, so wie Lutz, wenn der nicht jede Nacht im Klub wäre und endlich mal regelmäßig zur Abendschule gehen würde. Er fragte sich, was er sonst noch aus seinem Leben machen könnte. Welche Interessen hatte er neben der Schauspielerei?
    Plötzlich erinnerte er sich, wie Tante Ebba einmal bei Tante Claire zu Besuch gewesen war, am Nachmittag nach der Schulaufführung, bei der er die Rolle eines Marienkäfers gegeben hatte. Seine Tanten glaubten, er würde in seinem Zimmer spielen, doch er hatte sich hinterm Sofa versteckt, und so hörte er Tante Ebba sagen: »Das da auf der Bühne, das war nicht Toni. Das war ein anderer Junge.« Ihre Stimme war voller Bewunderung gewesen. »Ich sag dir, Claire: Das hat der Junge wirklich gut gemacht.«
    Sollte er wirklich die Schauspielerei aufgeben? Sein Entschluss geriet ins Wanken. Vielleicht war es ja in Ordnung, wenn er sich noch ein weiteres Jahr gab, um es zu versuchen. Ein Jahr, in dem viel passieren konnte. Danach war er immer noch jung genug, um das Abitur nachzuholen.
    Er sah auf die Uhr. Eigentlich müsste er jetzt probieren, eine seiner Tanten zu erreichen. Sie hatten den Ablauf des heutigen Abends noch nicht abschließend geklärt. Er zog sein Handy hervor und beschloss, lieber eine SMS zu schreiben.
    Â»Essen um acht? Ich hole euch rechtzeitig in der Wohnung ab. Bis später.« Dann sendete er den Text an alle Handys seiner Tanten. Irgendeine würde ihr Gerät schon in den nächsten Stunden einschalten.
    Jetzt hatte er also noch ein paar Stunden Zeit, um seine Wunden zu lecken. Wenn er zurück in seine Wohnung musste, hoffte er, würde es ihm vielleicht schon wieder etwas besser gehen.
    Einige Stunden später ging Toni langsam die Treppenstufen hoch. Er wünschte sich, seine Tanten wären fort. Das Casting steckte ihm noch immer in den Knochen. Eigentlich bräuchte er jetzt seine Ruhe. Aber daraus würde wohl nichts werden.
    Irgendwo im Haus schien eine Party stattzufinden. Er hörte Lärm, Gelächter und Rufe. Etwas selbstmitleidig stellte er fest: Woanders gibt es Menschen, die sich amüsieren. Die glücklich sind. Er schleppte sich die letzten Stufen hinauf ins oberste Stockwerk.
    Dort wartete eine seltsame Überraschung auf ihn. Der Lärm kam aus seiner eigenen Wohnung. Lutz hatte doch nicht etwa Freunde eingeladen, nachdem die Tanten zu den Landfrauen gegangen waren? Noch eine Katastrophe würde er nicht verkraften.
    Er schloss die Tür auf und trat ein. Es roch köstlich in der Wohnung. Nach guter Papenburger Hausmannskost. Die Party fand offenbar in seiner Küche statt.
    Sein Atem wurde flach. Er trat zur Küchentür und zog sie auf. Hitze schlug ihm entgegen. Der Raum war voller Menschen. Am Esstisch war jeder Platz besetzt. Da saßen seine Tanten, Kayla, Lutz, Henrik und dessen Freundin Sandra. Der Tisch war gedeckt, Weinflaschen entkorkt, überall brannten Kerzen.
    Gerade lachten alle über einen Witz, den Sandra gemacht hatte. Sie saß im Unterhemd bei Tante Claire auf der Stuhllehne, Tabak und Blättchen vor sich ausgebreitet, und drehte sich eine Zigarette.
    Â»â€¦ und da kommt der Ausgrabungsleiter zu uns und sagt: Wenn ich euch noch einmal mit Drogen erwische, dann fliegt ihr raus. Ist das zu glauben? Der Typ hatte wirklich keine Ahnung, dass wir das Zeug in seinem Zelt gebunkert hatten.«
    Jetzt hatte Tante Ebba ihn in der Tür entdeckt.
    Â»Toni! Da bist du ja endlich!«
    Es folgte ein großes Hallo.
    Â»Dann kann ja jetzt das Essen auf den Tisch!«
    Â»Tante Immi hat ihren berühmten Schmorbraten gemacht, du weißt schon, den du als Kind so gerne gegessen hast.«
    Â»Wenn der so gut schmeckt, wie er riecht«, sagte Henrik und zündete sich einen Joint an, »… großartig!«
    Â»Besser«, meinte Tante Helga. »Er schmeckt besser.«
    Toni starrte fassungslos in seine Küche. Er suchte die Blicke von Kayla und Lutz, um eine Erklärung zu bekommen. Lutz hatte wenigstens noch den Anstand, einen Moment lang schuldbewusst zu gucken, doch Kaylas Blick sprach bereits eine andere Sprache: Jetzt schwing deinen Hintern rüber und spiel bloß nicht das Prinzesschen!
    Â»Wer hätte gedacht, dass du so nette Freunde hast?«, rief Tante Immi. »Wir haben uns einen richtig netten Nachmittag gemacht.«
    Â»Tante Immi, reichst du mir den Wein, bitte?«, sagte Lutz.
    Und Tante

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