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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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uns.«
    Â»Bestimmt können Sie uns eine Menge über Toni erzählen.«
    Claire schüttelte den Kopf, ließ ihre Schwestern mit der Nachbarin allein und ging nach nebenan, wo Ebba und Immi das Schlafzimmer inspizierten.
    Â»Ganz so schlimm wie gestern sieht’s ja nicht mehr aus«, sagte Ebba. »Aber der Schmutz sitzt in den Ecken.«
    Â»Schon als kleiner Junge war er immer so unordentlich«, meinte Immi. »Viel unordentlicher als andere Kinder in dem Alter.«
    Â»Wie es aussieht, müssen wir das Programm der Landfrauen sausen lassen. Der Raum hier braucht dringend eine Grundreinigung. Und der Rest der Wohnung wahrscheinlich auch.«
    Â»Ebba, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, mischte sich Claire in das Gespräch. »Vielleicht sollten wir so was vorher mit Toni absprechen.«
    Â»Ach was! Der wird schon nichts dagegen haben. Und wenn wir hier nicht Hand anlegen, tut das keiner, das weißt du hoffentlich.« Sie wandte sich an Immi. »Wollen wir nachsehen, was er an Putzmitteln dahat? Vielleicht müssen wir noch in die Drogerie.«
    Â»Ja, du hast recht.«
    Sie verschwanden nach draußen in den Flur. Claire blieb allein zurück. Wieder hatte sie kein gutes Gefühl bei der Sache. Damit würden sie es sich vielleicht endgültig mit Toni verderben.
    Ebbas Stimme drang von draußen herein. »Vielen Dank, Fräulein Barnes, aber bemühen Sie sich nicht. Toni wird doch irgendwo Scheuermilch haben. Das gibt’s doch gar nicht!«
    Claire sah in den Flur, wo Ebba und Immi gerade die Köpfe in die enge Kammer steckten.
    Â»Hier sind schon mal Eimer und Wischmopp«, meinte Immi. »Und außerdem haben wir einen Staubsauger. Mal sehen, was noch zu finden ist.«
    Â»Was ist denn da hinten in den beiden Kartons?«, fragte Ebba. »Sind da vielleicht noch Putzmittel drin?«
    Â»Meinst du wirklich?«
    Â»Na, sieh doch einfach nach.«
    Â»Warte, ich komme nicht ran.«
    Â»So dick bist du auch nicht, Immi. Stell dich nicht so an. Na also, geht doch. Und, was ist drin?«
    Schweigen.
    Â»Immi! Was da drin ist!«
    Toni schleppte sich die Stufen hoch. Er wollte nur noch ins Bett. Und zwar alleine. Vielleicht würde Henrik ihm ja einen Joint schenken, dann könnte er sich zurückziehen und seine Wunden lecken.
    Er hatte den falschen Text gelernt. Bernd, Boris – Boris, Bernd. Kein Wunder, dass er durcheinandergekommen war. Trotzdem. Es war ein Anfängerfehler. So etwas durfte einfach nicht passieren. Schon gar nicht, wenn alles davon abhing. Er hatte wieder mal versagt, und zwar auf ganzer Linie.
    Endlich erreichte er das oberste Stockwerk und zog seinen Schlüssel hervor. Aus seiner Wohnung waren Stimmen zu hören. Er hielt inne und lauschte.
    Â»Ich kann doch nicht wissen, was da drin ist!« Das war Tante Immi. »Wer soll denn das ahnen?«
    Â»Scheuermilch!« Das war Tante Ebba. »Ich hab von Scheuermilch gesprochen! Doch nicht davon !«
    Â»Mein Gott! Ich kann es immer noch nicht glauben!«
    Sie zeterten herum. Wie üblich. Wenn seine Tanten miteinander sprachen, hörte sich das meistens an, als würde ein riesiger Streit vom Zaun gebrochen werden. Das war ihm als Kind schon auf die Nerven gegangen.
    Warum waren die denn nicht bei den Landfrauen? Die Führung im Reichstag. Hatte es bei der Polizei so lange gedauert? Und worüber redeten sie denn gerade? Über Immis gestohlene Handtasche?
    Lautlos trat er zurück. Den Schlüssel verstaute er wieder in seiner Tasche. Auf keinen Fall würde er jetzt seine Wohnung betreten. Nicht in seiner Verfassung. Das würde er nicht überleben. Er musste irgendwohin, wo er mit sich alleine war.
    Er schlich die Treppe wieder hinunter und trat auf den Bürgersteig. Unschlüssig blieb er stehen. Dann ging er in den Park. Setzte sich unter einen Baum und sah Kindern beim Ballspielen zu. Beinahe hätte er angefangen zu heulen. Das war die große Chance gewesen, sein Leben mit einem Schlag zu verändern. Und er? Er hatte einen Flüchtigkeitsfehler begangen.
    Wären nur seine Tanten nicht zu Besuch gekommen. Dann hätten Micha und er sich nicht gestritten, und er hätte sich die E-Mail von der Agentin viel konzentrierter angesehen.
    Aber vielleicht sollte es ja so sein. Vielleicht war das ja ein Zeichen. Der richtige Zeitpunkt, um abzuspringen. Er war noch jung, und er würde ohne Probleme das Abitur nachholen

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