Fünf Tanten und ein Halleluja
»dafür sorgen wir!«
»Na also. Das hört sich schon viel besser an.«
Es klingelte an der Tür. Ãberrascht blickten die Schwestern sich an, dann stand Kamilla auf und öffnete. Es waren Ebba und Immi, die mit niedergeschlagenen Gesichtern in die Küche traten.
Die Aufbruchstimmung war damit fürs Erste verflogen.
»Und?«, fragte Claire. »Was hat die Polizei gesagt?«
»Ach! Gar nichts!« Ebba goss sich verärgert einen Kaffee ein. »Das waren Pat und Patachon, bei denen wir da gelandet sind. Ich hab noch nie so inkompetente Polizisten gesehen, das kann ich euch sagen.«
»Aber was hätten sie denn tun sollen?«, meinte Immi.
»Was weià ich! Sie hätten uns Verbrecherkarteien zeigen können oder so. Ich hätte den Typen sofort wiedererkannt. Aber diese Nichtsnutze haben nur dagesessen und sich die FüÃe gekrault. Na ja, reden wir besser nicht mehr drüber.«
Sie blickte sich um. »Habt ihr euch die Zimmer schon angesehen?«
»Ja, das haben wir, und ich komme schon zurecht«, sagte Kamilla tapfer. Die kleine Märtyrerin.
»Es sind zwei groÃe Räume«, meinte Claire. »Toni sagt, er und Lutz könnten bei einer Nachbarin schlafen. Dann haben wir ein Zimmer für Kamilla und ein sehr groÃes für uns vier.«
Ebba warf Kamilla einen Blick zu.
»Ich kann nicht mit anderen in einem Raum schlafen«, stieà die hervor. »Bitte, Ebba. Herbert und ich schlafen seit dreiÃig Jahren in getrennten Zimmern. Ich würde die ganze Nacht kein Auge zutun. Und ich habe schon gestern Nacht nicht geschlafen.«
Aber Ebba hatte sich längst damit abgefunden.
»Kein Problem, Kamilla. Am Platz soll es nicht scheitern.« Sie leerte ihre Kaffeetasse. »Also gut, dann wäre das geklärt. Und jetzt? Was machen wir?«
»Ich habe eben mit Helene Bruns gesprochen«, sagte Claire. »Es gibt eine Führung durch den Reichstag, die könnten wir noch schaffen. Und danach geht es zum Fernsehturm.«
»Das hört sich doch gut an. Komm, Immi. Dann wollen wir uns mal das Zimmer ansehen.«
Es kam Bewegung in die Küche. Claire räumte den Tisch ab, Helga rief noch mal zu Hause an, um ihren Mann zu beruhigen, Immi und Ebba kramten ihre Siebensachen zusammen und brachten sie in Tonis Schlafzimmer.
Da klingelte es wieder an der Tür. Kamilla öffnete. Auf der Schwelle stand eine groÃe, dunkelhäutige Frau, die in ihrem weiÃen Muskelshirt aussah wie eine Ringkämpferin. Sie grinste breit und zeigte dabei eine Reihe schneeweiÃer Zähne.
»Entschuldigen Sie«, sagte sie mit tiefer, rauchiger Stimme. »Ist Toni nicht da?«
Kamilla blickte sie an wie eine Marienerscheinung.
»Ich ⦠nein. Nein, er ist nicht da. Kann ich ⦠ich meine, kann ich Ihnen vielleicht helfen?«
Sie deutete mit dem Daumen in den Hausflur. »Ich wohne gegenüber. Mein Name ist Kayla Barnes. Ich bräuchte nur ein Ei zum Kochen. Toni und ich helfen uns da immer aus.«
»Ach so. Ja, natürlich. Ãhm ⦠Kommen Sie doch rein.«
Claire lächelte. Es war wahrscheinlich das erste Mal in ihrem Leben, dass Kamilla mit einer schwarzen Frau sprach. Ihre Schwester bemühte sich nach Kräften, sich zu geben, als wäre das alles ganz selbstverständlich für sie. Doch Claire hatte sie längst durchschaut, und wie es aussah, ging es Tonis Nachbarin genauso.
»Wir sind Verwandte von Toni«, sagte Claire, die ihrer Schwester in den Wohnungsflur gefolgt war. »Sie wissen schon, auf Berlinbesuch. Seine Tanten, um genau zu sein.«
»Ach, wirklich? Dann sind Sie aus Papenburg?«
»Ja, das stimmt. Wir sind seit gestern hier. Kommen Sie doch mit in die Küche. Ich sehe mal im Kühlschrank nach. Möchten Sie nicht einen Kaffee?«
Kayla folgte den beiden und schien sich dabei prächtig über irgendwas zu amüsieren.
Helga, die am Küchenfenster stand und gerade das Gespräch mit ihrem Mann beendet hatte, bekam ebenfalls groÃe Augen. Die Frau nahm Helgas zierliche Hand in ihre Pranke und drückte sie.
»Kayla Barnes. Nett, Sie alle kennenzulernen.«
»Das ist Tonis Nachbarin«, sagte Kamilla begeistert. »Sie möchte sich nur ein Ei ausleihen. Du weiÃt schon, zum Kochen.«
»Ach, wie schön.« Helgas Augen leuchteten. »Kommen Sie doch herein. Wir trinken gerade Kaffee. Setzen Sie sich zu
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