Fünf Wochen im Ballon
Nachtheile mit in den Kauf zu nehmen; er construirte zwei von ungleicher Größe und schloß sie in einander ein. Sein äußerer Ballon, dem er die oben angeführten Dimensionen gab, enthielt einen kleineren von gleicher Gestalt, der nur fünfundvierzig Fuß im horizontalen, und achtundsechzig Fuß im verticalen Durchmesser hatte. Der Inhalt dieses inneren Ballons betrug also nur siebenundsechzigtausend Cubikfuß; er sollte in dem ihn umgebenden Fluidum schwimmen; eine Klappe öffnete sich von einem Ballon nach dem andern, und man konnte dadurch nach Bedürfniß eine Verbindung unter ihnen herstellen.
Diese Einrichtung bot den Vortheil, daß, wenn man, um zu fallen, Gas entweichen lassen wollte, zuerst dasjenige des großen Ballons preisgegeben wurde; selbst wenn man ihn ganz geleert hätte, wäre der kleine unangetastet geblieben; man konnte sich dann der äußeren Hülle wie eines lästigen Gewichts entledigen, und das zweite Luftschiff, nunmehr allein, diente dem Winde nicht in gleicher Weise zum Spielball, wie die halbentleerten Ballons.
Sodann hatte beim Eintreten eines etwaigen Unfalls, z.B. eines in den äußern Ballon gekommenen Risses, der andere den Vorzug, unversehrt geblieben zu sein.
Die beiden Luftschiffe wurden aus Lyoner Köperseide, die mit Guttapercha überzogen war, construirt. Diese gummi-harzige Substanz erfreut sich einer absoluten Undurchdringlichkeit; sie wird von den Säuren und Gasen durchaus nicht angegriffen. Der Taffet wurde am obern Pol des Globus, wo die stärkste Spannung ist, doppelt aufgelegt.
Diese Hülle war im Stande, das Fluidum eine unbeschränkte Zeit hindurch zurückzuhalten. Sie wog ein halb Pfund auf neun Quadratfuß. Da jedoch die Oberfläche des äußeren Ballons ungefähr elftausendsechshundert Quadratfuß betrug, wog seine Hülle sechshundertundfünfzig Pfund. Die Hülle des zweiten Ballons, welche neuntausendzweihundert Quadratfuß Oberfläche hatte, wog nur fünfhundertundzehn Pfund: also im Ganzen gleich elfhundertundsechzig Pfund.
Die Stricke, welche die Gondel tragen sollten, waren aus Hanf von größtmöglicher Festigkeit gedreht, und die beiden Ventile bildeten, gerade wie das Steuer eines Schiffes, den Gegenstand der minutiösesten Sorgfalt.
Die Gondel, welche kreisförmig war und fünfzehn Fuß im Durchmesser hatte, wurde aus Korbweide gefertigt, mit einem leichten Eisenbeschlag verstärkt und am untern Theile mit elastischen Sprungfedern versehen, welche die Bestimmung hatten, etwaige Stöße abzuschwächen. Ihr Gewicht betrug, mit Einschluß der Stricke, nicht über zweihundertundachtzig Pfund.
Außerdem ließ der Doctor vier Kasten von zwei Linien dickem Blech construiren, und diese untereinander mit Röhren verbinden, welche wiederum mit Hähnen versehen waren. Er setzte damit ein Schlangenrohr von ungefähr zwei Zoll Durchmesser in Verbindung, welches Letztere in zwei ungleich lange, gerade Enden auslief, deren größtes fünfundzwanzig Fuß maß, während das kürzere nur eine Höhe von fünfzehn Fuß hatte.
Die Blechkasten wurden dergestalt in die Gondel eingepaßt, daß sie einen möglichst geringen Raum einnahmen; das Schlangenrohr, welches erst später eingefügt werden sollte, wurde besonders verpackt, und ebenso eine sehr starke Bunsen’sche elektrische Batterie. Dieser Apparat war so sinnreich zusammengestellt, daß er nicht mehr als siebenhundert Pfund wog, sogar fünfundzwanzig Gallonen Wasser, die in einem besondern Kasten waren, mit inbegriffen.
Die für die Reise bestimmten Instrumente bestanden in zwei Barometern, zwei Bussolen, einem Sextanten, zwei Chronometern, einem künstlichen Horizont und einem Altazimuth, um entfernte und unzugängliche Gegenstände mehr hervortreten zu lassen. Die Sternwarte in Greenwich hatte sich dem Doctor zur Verfügung gestellt. Dieser hatte übrigens nicht die Absicht, physikalische Experimente zu machen; er wollte nur über die Direction im Klaren sein und die Lage der hauptsächlichsten Flüsse, Berge und Städte bestimmen können.
Er versah sich mit drei eisernen, genau erprobten Ankern, so wie mit einer leichten, widerstandsfähigen, etwa fünfzig Fuß langen, seidenen Leiter.
Fergusson berechnete auch das genaue Gewicht seiner Lebensmittel; diese bestanden in Thee, Kaffee, Zwieback, gesalzenem Fleisch und Pemmican, einer Zubereitung von getrocknetem Fleisch, welche bei sehr geringem Umfange viele nährende Bestandtheile enthält. Als Getränk stellte er, außer einem genügenden Vorrath
Weitere Kostenlose Bücher