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Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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haben?«
    Ich folgte Brogans Beispiel und
stand auf, um den neuesten Wochenendgast zu begrüßen. Es war lange her, seit
ich sie das letztemal gesehen hatte; und sie hatte
sich nicht verändert, ebenso wenig wie Zelda. Im Show-Geschäft, so erinnerte
ich mich, blieben alle Frauen etwa zwanzig Jahre lang im selben Alter, um dann
— ungleich alten Soldaten — einfach zu verwelken.
    Nina Farson mußte so nahe an Vierzig sein, daß sie leicht die Hand ausstrecken und sie
berühren konnte, aber sie sah beinahe zehn Jahre jünger aus. Sie war eine große
dunkelhaarige Frau mit dem schlanken, beinahe mageren Körper eines Mannequins.
Die scharfen Züge ihres Gesichts betonten ihre riesigen, grünfleckigen haselnußbrauen Augen mit dem ihnen eigenen feucht
schimmernden Ausdruck, die ein Drittel der männlichen Bevölkerung der Welt von der
jungfräulichen Gesichertheit einer Million von
Fernsehschirmen aus verführt hatte.
    »So was«, sagte sie mit ihrer
schön modulierten Stimme, »wenn das nicht Rick Holman ist! Was für eine unerfreuliche Überraschung, Sie hier zu sehen, Rick! In
dieser Branche bedeutet das immer, daß die widerwärtigsten Scherereien mit der
äußersten Diskretion zurechtgebügelt werden — ohne daß auch nur ein verdammter
Gedanke an die Rechte der dabei Beteiligten verwandt wird. Ich bin bereits
deprimiert.«
    »Sie sind wegen dieser Sache in
Acapulco immer noch wütend auf mich, Nina«, sagte ich mitfühlend. »Aber, Süße,
dieser Bandleader saß bereits auf dem absterbenden Ast — und die Alimente, die
er schuldig geblieben war, haben beinahe eine sechsstellige Zahl erreicht. Das
Studio wollte nur sein investiertes Geld schützen.«
    »Das Studio hat mich nicht
gestört«, sagte sie bissig. »Aber die lausige Art und Weise, wie Sie die Sache
gehandhabt haben — indem Sie vorgaben, mit seiner dritten Frau aufzutauchen und
in unser Zimmer hineinzuplatzen, und das mitten in der...« Sie brach abrupt ab,
und ein süßes anmutiges Lächeln veränderte ihr Gesicht. »Oh, Darling!«
schnurrte sie mit weicher Stimme.
    Einen Augenblick lang dachte ich,
sie hätte plötzlich den Verstand verloren, aber dann wurde mir klar, daß sie
nicht mich ansah, sondern über meine Schulter hinweg blickte. Ich drehte mich
um und sah Zelda die Terrasse entlanggleiten, beide Arme ausgestreckt, ein
strahlendes Willkommenlächeln auf dem Gesicht. »Nina,
Darling!«
    Sie umarmten einander aufs
zarteste, so daß weder beider Make-up noch die haute couture in Unordnung gebracht wurden.
    »Du siehst wundervoll aus,
Darling«, sagte Nina begeistert, »einfach wundervoll.«
    »Du auch, Darling«, erwiderte
Zelda mit demselben Enthusiasmus. »Wenn ich in deinem Alter auch nur halb so
jung aussehe, dann werde ich wahnsinnig glücklich sein.«
    Ninas Lächeln wich und wankte
nicht. »Mach dir keine Sorge, Darling«, flüsterte sie mit tragender Stimme.
»Dein Geheimnis ist absolut sicher bei mir aufgehoben. Bin ich als letzte
angekommen?«
    »Es werden noch zwei weitere
Gäste erwartet«, versicherte ihr Zelda. »Du bist also völlig rechtzeitig
gekommen, es wird dir nicht das geringste entgehen. Wollen wir nicht alle
hineingehen und etwas Hübsches trinken, solange wir auf die anderen warten?«
    Sie nahm Ninas Arm, und die
beiden schlenderten über die Terrasse zurück, miteinander animiert plaudernd
wie zwei kleine Mädchen bei Schulbeginn in der neuen Klasse.
    Lee Brogan sah ihnen mit einem
seltsam konzentrierten Gesichtsausdruck nach, bis sie im Haus verschwunden
waren.
    »Das ist es, was ich an schönen
Frauen schätze«, sagte ich vulgär, »ob sie kommen oder gehen, es lohnt sich
immer, ihnen dabei zuzusehen. Das Hinterteil der Farson ist so ungefähr die einzige Stelle, an der sie heutzutage noch etwas wie eine
Rundung hat.«
    »Ich erinnere mich — an etwas,
was sich vor langer Zeit ereignete«, sagte Brogan mit ausdrucksloser Stimme.
»Es war während unserer Kampfausbildung in der Armee, als wir gerade instruiert
wurden, wie man mit einer Handgranate umzugehen hat; und irgendein Trottel, der
frisch von einer Farm in Iowa kam, bekam irgendwie eine scharfe zwischen die
Finger. Er alberte an diesem Abend damit in der Kaserne herum und zog aus
Versehen den Sicherungsstift heraus. Ich glaube, es standen wenigstens zwanzig
Burschen um ihn herum, und alle wußten, daß sie nicht mehr als fünf Sekunden
Zeit hatten, um etwas zu unternehmen. Ich meine damit gar keine Heldentat oder
so was — nur die Möglichkeit, am Leben

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