Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
praktisch verschwunden waren. »Sie haben einen perversen Sinn
für Humor, Holman «, sagte er leise. »Ich erinnere
mich einer Gelegenheit, wo ich gezwungen war, Ihnen eine ernsthafte Lektion in
der Respektierung von Leuten, die Ihnen überlegen sind, zukommen zu lassen —
aber Sie scheinen das bereits vergessen zu haben.«
    »Nein, Sie täuschen sich«,
versicherte ich ihm und spürte, wie das Lächeln meine Lippen anspannte, bis sie
schmerzten. »Ich habe keine einzige Sekunde dieser Lektion vergessen, Ramón.
Ich habe seither immer gehofft, Sie einmal wiederzutreffen — irgendwo, wo Ihr
Rang als Mörderhäuptling nicht allzuviel bedeutet,
wie hier zum Beispiel.«
    Valero machte einen schnellen Schritt
auf mich zu, hielt aber inne, als er den Druck von Pérez’ Hand auf seinem Arm
spürte.
    »Nicht nötig, Juan«, sagte
Ramón leichthin. »Er ist lediglich ein verängstigter Mann, der sich selber Mut zupfeift .«
    »Sie wissen genau, was ich bin,
Ramón«, sagte ich gelassen. »Ein typisches Produkt einer veralteten kapitalistischen
Gesellschaft — geneigt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit seinen Vorteil
wahrzunehmen. Dies hier ist eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen
werde. Sie werden also hoffentlich ein recht interessantes Wochenende erleben.«
    »Ramón!« Zelda schob sich mit
einer schnellen Bewegung zwischen uns beide. »Sie sollten sich mit einigen
meiner anderen Gäste unterhalten. Graf von Arlsburg möchte Sie zu gern kennenlernen.«
    Sie zupfte beharrlich an seinem
Ärmel, bis er sich schließlich von ihr zu von Arlsburg führen ließ, der auf seinem Stuhl saß und düster über einem Krug Bier brütete.
    Valero lächelte mich an und entblößte
dabei unglaublich weiße Zähne. »Es ist amüsant, Señor«, sagte er mit tiefer Baßstimme . »Etwa so, wie wenn man beobachtet, wie eine sehr
kleine Fliege versucht, den Wolf einzuschüchtern, indem sie droht, ihn zu
stechen.«
    »An Ihrer Stelle, mein Freund«,
sagte ich ernsthaft, »würde ich meine Zeit nicht mit Unterhaltungen mit mir
vergeuden. Da, wo Ihr Boss im Augenblick steht, ist er für jeden Burschen, der
mit einer Maschinenpistole draußen auf der Terrasse steht, eine bequeme
Zielscheibe.«
    Er erstarrte und wandte sich
schnell der Glaswand zu, welche den Wohnraum von der Terrasse trennte. Dann
entspannte er sich plötzlich und grinste mich an.
    »Ein Spaß«, sagte er. »Sehr
amüsant, Señor. Vielleicht kommt einmal ein Zeitpunkt, wo wir beide miteinander
allein sind. Dann, glaube ich, kann ich mich für Ihr Versprechen, ein
interessantes Wochenende zu erleben, revanchieren.«
    Der plötzliche explosionsartige
Knall zerspringenden Glases ließ ihn erneut herumfahren, und seine rechte Hand
verschwand in seiner Anzugjacke — wo sie wie versteinert steckenblieb, während
er zusah, wie der Neuankömmling sich hochrappelte — , überraschenderweise fast ohne
jede sichtbare Schnittverletzung.
    Harry Tighe schwankte ein paar Sekunden lang alarmierend und schielte dann vage in Zeldas
Richtung. »Was soll das, zum Teufel?« fragte er mit belegter Stimme. »Warum
hast du da keine Tür — wie gewöhnliche Leute?«
    Rex Courtney, der ihm am
nächsten stand, packte ihn am Arm und schob ihn in den sicheren Hafen des
nächsten Sessels. Tighe lehnte sich ein paar Sekunden
lang mit ausgestreckten Beinen zurück und blickte dann streitlustig zu Courtney
empor. »Stehen Sie nicht so rum«, maulte er ungeduldig. »Holen Sie mir etwas zu
trinken, verdammt noch mal!«
    Courtney zuckte hilflos die
Schultern und blickte Zelda fragend an, die ihrerseits Lee Brogan ansah.
    »Ich werde den Butler anweisen,
ihm einen Drink zurechtzumachen und dann die Schweinerei zusammenzukehren«,
sagte Brogan und grinste beglückt. »Der gute alte Harry, er fällt doch nie aus
der Rolle. Was? Wenn er hier nüchtern eingetroffen wäre, hätte er uns alle zu
einer Sauferei verleitet.«
    So wie Tighe im Augenblick aussah, schien er eher eines Leichenwagens als eines Drinks zu
bedürfen. Sein stacheliges schwarzes Haar war mit Grau vermischt, und sein
kurzer untersetzter Körper sah aus, als würde er nun schnell fett werden. Die
braunen Augen hatten einen verschwommenen Blick, der zu der undisziplinierten
Schlaffheit seines dicklichen Gesichts paßte . Er
zupfte mit ungeschickten Fingern an einem Glassplitter, der noch vorn in seiner
Jacke steckte, und warf ihn mit vollendeter Gleichgültigkeit über seine
Schulter, während er unbefangen die Leute ansah, die ihn

Weitere Kostenlose Bücher