Fünf wünschen Ihren Tod
sonst?« sagte Nina müde.
»Ich erfuhr lange Zeit nichts davon. Ich dachte lediglich, sie amüsiere sich
bei den Partys und Verabredungen, die sie jeden Abend in der Woche hatte, köstlich.
Die Wahrheit fand ich rein zufällig heraus, als ein Mann anrief und nicht
abwartete, ob es auch wirklich Zelda war, mit der er sprach. Bevor ich die
Möglichkeit hatte, ihm zu sagen, ich sei es, platzte er mit allem heraus —
Zeit, Ort und Preis — und legte dann auf. Ich warf Zelda gleich am nächsten
Morgen aus dem Haus, und das war eine Szene, die sie nicht einmal in einem
französischen Film zu bringen wagen würden!«
»Lassen Sie uns auf Ihr
ursprüngliches Problem zurückkommen«, schlug ich vor. »Selbst wenn das stimmt
und Zelda sich als Call-Girl betätigt hat, müßten Sie das erst noch beweisen.«
»Sie haben natürlich recht,
Rick«, sagte sie eifrig. »Aber wenn ich ihr Tagebuch in die Hand bekäme, könnte
sie mich nicht mehr erpressen. Nicht wahr?«
»Vielleicht nicht«, sagte ich
zweifelnd.
»Und da brauche ich Ihre Hilfe,
Rick.« Sie rückte ein wenig näher. Ihre riesigen Augen schimmerten
erwartungsvoll. »Wenn Sie das Tagebuch für mich bekommen könnten, so würde ich
— sagen wir — zehntausend Dollar zahlen, in bar bei der Übergabe.«
»Tut mir leid, Nina«, sagte
ich. »Aber da mache ich nicht mit.«
Sie starrte mich ungläubig an.
»Na gut, sagen wir fünfzehntausend — aber das ist die absolute Grenze, Rick.«
»Nichts zu machen«, erwiderte
ich. »Im übrigen brauchen Sie sich sowieso keine
allzu großen Sorgen zu machen. Soviel ich gehört habe, will Harry Tighe bei der Sache ohnehin nicht mitmachen und zahlen.
Wenn er also nicht will, ist es für die anderen zwecklos zu zahlen. Sie würden
damit nur Harry als zukünftige Bedrohung an die Stelle Zeldas rücken.«
»Seien Sie nicht so verdammt
selbstgefällig«, sagte sie eisig. »Ich mache mir wegen Harry keine Sorgen — irgend jemand wird ihn schon dazu bringen, demnächst seine
Ansicht zu ändern, nun, da Männer wie Ramón Pérez und von Arlsburg im Haus sind. Ich möchte dieses Tagebuch haben, und ich werde Zelda nicht die
Genugtuung verschaffen, Geld aus mir herauszupressen.«
»Warum suchen Sie denn nicht
selber danach?« sagte ich ungeduldig. »Was meine Formulierungen, >nein<
zu sagen, anbelangt, so bin ich ausverkauft, Nina.«
»Na gut.« Sie wandte sich
zornig von mir ab und trat mit entschlossenen Schritten, die alle
Verführungskraft verloren hatten, ins Zimmer zurück.
Auf halbem Weg zur Tür blieb
sie stehen, drehte sich um und blickte mich verächtlich an. Ihr Körper war
starr. Der Nylonmorgenrock und das Nachthemd sahen aus wie der sechste und
siebente Schleier, die abzulegen ein Sultan, der seine nackten Schönen
verschleiert liebt, ausdrücklich verboten hatte.
»Sie sind ein Idiot, Holman «, sagte sie wütend. »Ich wette, Sie rechnen damit,
einen fetten Anteil aus Zeldas billigen Erpressungsmanövern zu ergattern. Aber
ich kann Ihnen schon jetzt sagen, daß Sie nicht einen Penny kriegen werden.
Haben Sie mich verstanden?«
»Ich habe Sie verstanden,
Nina«, sagte ich höflich. »Aber das hat keinerlei Bedeutung.« Ich starrte
eindringlich auf die spitzen Brüste unter dem durchsichtigen Nylon. »Ich sehe
Sie auch vor mir, Nina, und das zählt noch weniger.«
Ein tiefes Rot überzog ihre
Wangen, und ihre Augen funkelten in einem drohenden grünlichen Glanz. Ihr
ganzer Körper begann plötzlich zu zittern, als habe er soeben einen heftigen
Schlag erhalten.
»Sie Dreckskerl«, sagte sie
langsam und leidenschaftlich. »Sie dreckiges Schwein!« Und dann stolzierte sie
hocherhobenen Hauptes aus dem Zimmer, die Tür hinter sich zuschlagend.
Ich überlegte, daß sie
möglicherweise den Text des Drehbuchs geändert hatte, um ihn ihrem Auftritt
anzupassen, aber der Schlußauftritt stammte
zweifellos aus einem ihrer Filme. Subtilität war nie Ninas Stärke gewesen. Ich
brauchte mich nur an die Zeit in Acapulco damals zu erinnern. In ihrer
Aufmachung hatte immer viel von einer Schmierenkomödiantin gelegen, aber
darunter verbarg sich ein gefährlicher Hang zur Bösartigkeit, den niemand, der
halbwegs bei Verstand war, einschließlich Zelda, je unterschätzen konnte. Es
war faszinierend, Überlegungen darüber anzustellen, welche der beiden die
Wahrheit über Zeldas Abenteuer während der Zeit, als sie Ninas Gast gewesen
war, erzählt hatte.
Ich schleppte einen Stuhl aus
dem Zimmer auf den Balkon und setzte mich
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