Fünf wünschen Ihren Tod
Stimme. »Sie hat ihn umgebracht!«
SECHSTES KAPITEL
H ier, trink das.« Ich drückte
das Glas in Zeldas Hand, und sie lächelte mich zitternd und dankbar an.
»Ich werde das nie vergessen,
solange ich lebe — niemals«, sagte Nina Farson mit
bebender Stimme. »Wie er da ausgestreckt auf dem Bett lag und überall das Blut
und...«
»Bitte«, sagte Courtney mit gepreßter Stimme. »Würden Sie bitte den Mund halten?«
Zelda saß in einem Lehnsessel
neben der Bar im Wohnzimmer, und wir übrigen hatten uns in einem engen
Halbkreis um sie geschart. Ich blickte alle der Reihe nach an. Nina war noch
immer völlig durchsichtig in dem Nylonnachthemd und Morgenrock, die sie schon
bei ihrem Besuch in meinem Zimmer getragen hatte. Lee Brogan in
konventionellem, leichtem Pyjama und Rex Courtney in schwarzem Seidenpyjama,
seine Initialen in züchtigem Weiß auf die Tasche gestickt, schienen die beiden
einzigen gewesen zu sein, die geschlafen hatten. Pérez, Valero und von Arlsburg waren völlig bekleidet.
Als Zelda ihr Glas leer
getrunken hatte, nahm ich es ihr aus der Hand, während sie in einem
unzulänglichen Versuch, ihre Nacktheit zu verhüllen, ihren Satinmorgenrock eng
um ihren Körper zog.
»Erzähl uns, was passiert ist,
Süße«, sagte ich freundlich.
»Finden Sie nicht, es ist
verdammt offensichtlich, was passiert ist, alter Junge?« sagte Courtney mit
nervöser, gepreßter Stimme. »Sie hat dem armen alten Tighe eins mit der Scotchflasche auf den Kopf gegeben. Haben Sie gesehen, daß sie noch verschlossen war? Ich
fand das eine makabre Ironie des Schicksals, daß ein Mann wie Tighe mit einer Flasche erschlagen wird, bevor er Zeit
hatte, ein Glas daraus zu trinken. Finden Sie nicht auch?«
Brogan starrte ihn aus
rotgeränderten Augen an. »Warum halten Sie nicht Ihr blödes Maul?« knurrte er
streitlustig.
Courtney starrte eine kleine
Weile mit eiskalter Gelassenheit zurück. Dann zuckte er leicht die Schultern.
»Entschuldigung — .« Seine Stimme klang sachlich. »Ich dachte nur, ich erwähnte
damit lediglich etwas, was uns allen bekannt ist.«
Zelda blickte sich in dem
Halbkreis der sie eindringlich beobachtenden Gesichter um, und ihre Augen
weiteten sich ein wenig.
»Ihr glaubt doch nicht etwa
alle, ich hätte Harry umgebracht?« fragte sie nervös.
»Bitte, laß den routinierten
Unschuldsblick«, sagte Nina schroff. »Nach all diesen Jahren steht er dir nicht
mehr besonders, Darling. Er ist an den Rändern ein bißchen ausgefranst.«
»Aber er war schon tot, als ich
hereinkam«, sagte Zelda mit dünner Stimme. »Ich dachte, ich könnte ihn
vielleicht überreden, seine Ansicht zu ändern und bei der Sache mitzumachen —
.«
»Und wir brauchen nicht zu fragen,
auf welche Weise du das versuchen wolltest«, sagte Nina spöttisch, auf die
entblößten und wohlgeformten Roxane-Beine starrend.
Zelda zupfte verzweifelt am
Morgenrock, ein Versuch, die Oberschenkel zu verhüllen. »Er antwortete nicht,
als ich an seine Tür klopfte«, fuhr sie fort. »Ich dachte, er schliefe
vielleicht oder wäre betrunken. Die Tür war nicht verschlossen, und so ging ich
hinein und sah...« Sie schauderte krampfhaft bei der allzu frischen Erinnerung
an das, was sie dort vorgefunden hatte.
»Es klingt einleuchtend«, sagte
ich. »Wäre Zelda wohl dort stehengeblieben und hätte sich die Lunge aus dem
Hals geschrien, wenn sie ihn vorher umgebracht hätte?«
»Möglicherweise haben Sie
recht, Holman «, sagte von Arlsburg milde. Er stand unmittelbar unter einem Kronleuchter, und seine Glatze
leuchtete wie ein Fanal. »Es wäre unlogisch für einen Mörder, seine Anwesenheit
auf dem Schauplatz des Verbrechens unmittelbar nach besagtem Mord auf diese
Weise zu verkünden.«
»Wir können es uns nicht
leisten, die Zeit mit Ihrer bourgeoisen Logik zu vergeuden«, sagte Ramón Pérez
mit scharfer, ungeduldiger Stimme. »Dazu ist zuviel zu tun.«
»Ich war noch nicht fertig«,
sagte von Arlsburg barsch. »Wenn wir uns darin einig
sind, daß ein beträchtlicher Zweifel darüber besteht, daß Zelda Tighe ermordet hat, dann erhebt sich eine interessante
Frage: Wer war es also?«
»Ich nehme an, es ist Aufgabe
der Polizei, das herauszufinden«, sagte ich. »Wir hätten sie gleich anrufen
sollen. Ich werde es jetzt tun.«
»Nein«, sagte Ramón mit
ausdrucksloser Stimme. »Keine Polizei.«
»Sind Sie übergeschnappt?«
sagte ich ungeduldig. »Hier ist jemand ermordet worden, Pérez.«
»Ich bin mir dieser
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