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Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Tatsache
durchaus bewußt«, sagte er energisch. »Aber trotzdem keine Polizei.«
    »Sie sind in der Tat übergeschnappt«,
sagte ich und wandte mich der Tür zu.
    Ich hatte vier Schritte
gemacht, als Valeros höfliche Stimme mich innehalten
ließ.
    »Señor?«
    Ich drehte mich um und starrte
in den Lauf einer breiten, schwerkalibrigen automatischen Pistole.
    »Der General hat gesagt, keine
Polizei, Señor.« Valero lächelte, als wäre er
besorgt, ich könnte seine Situation nicht verstehen und ihn für anmaßend
halten.
    »Wenn wir die Polizei nicht
sofort rufen, werden wir alle zu Mitschuldigen«, sagte ich so geduldig wie
möglich. »Man kann uns alle miteinander einsperren, und man wird es auch aller
Wahrscheinlichkeit nach tun.«
    »Das ist im Augenblick nicht
von vordringlicher Wichtigkeit«, sagte Pérez kalt.
    »Wenn ich Ihnen den geringsten
Sinn für Humor zutraute, Ramón«, sagte ich verdutzt, »würde ich dies als einen
sehr komischen Ausspruch bezeichnen.«
    »Wenn ich in einen Mordfall
verwickelt werde«, fuhr er mich an, »dann sind sowohl mein Land als auch El Presidente in ihn verwickelt. Ich
kann das nicht zulassen.«
    »Wie wollen Sie das verhindern,
Sie Wunderknabe?« fragte ich interessiert.
    »Colonel Valero hält in diesem Augenblick ein zugkräftiges Argument in seiner rechten Hand, Holman .« Ramón lächelte finster. »Aber wenn Sie unser
Argument auf seine Stärke prüfen wollen, wird Ihnen der Colonel liebend gern
diesen Gefallen tun.«
    Ich warf einen erneuten Blick
auf die geradewegs auf mich gerichtete Pistole, und die Mündung schien mit
jeder Sekunde größer zu werden.
    »Aber, General!« Nina starrte
ihn mit offenem Mund an. »Was sollen wir denn sonst tun? Harry ist ermordet
worden — seine Leiche liegt oben in dem gräßlichen Zimmer — , wir müssen die Polizei rufen.«
    »Wenn wir die Polizei riefen,
so wäre das der sichere Untergang für uns alle«, knurrte Ramón. »Ich mache mir
über Ihre geistige Kapazität keine Illusionen, Frau, aber ich hätte gedacht,
daß selbst jemand, der so dumm ist wie Sie, sich dieser Tatsache bewußt wäre.«
    Ninas Gesichtsfarbe wechselte
zwischen heftigem Rot und fleckigem Weiß, während sie ihre Wut bis zu einem
Punkt unterdrückte, an dem sie eine Flut von wilden Beschimpfungen entfesseln
konnte.
    »Ich habe das unangenehme
Gefühl, daß der General recht hat«, sagte Rex Courtney plötzlich. »Was wollen
wir denn eigentlich der örtlichen Polizei sagen, wenn sie anrückt? Vielleicht
all die plastischen Details von Zeldas reizendem kleinen Erpressungsplan, und
daß wir alle bereit waren, darauf einzugehen, mit Ausnahme von Harry Tighe ?«
    Seine Mundwinkel verzogen sich
zu einem krampfhaften Grinsen nach unten. »Können Sie sich den verwunderten Ausdruck
auf ihren Gesichtern vorstellen, wenn die Beamten all die intimen Einzelheiten
hören, die nach Zeldas Wunsch auf den Titelseiten der Weltpresse veröffentlicht
werden sollen, woran wir sie mit solchem Eifer zu hindern trachten? Wenn wir
den Mord der Polizei melden, Nina, altes Mädchen, dann sind wir geliefert.«
    Langsam verschwand die Wut aus
Ninas Augen und machte einem vorsichtigen, berechnenden Ausdruck Platz. Sie
nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe; und ich fragte mich, ob Courtneys Worte
so tiefgründig gewesen waren, daß es ihr nicht reichte, lediglich darüber
nachzugrübeln, sondern daß sie sie auch noch sozusagen abschmecken mußte, um
sich ihres Aromas zu versichern.
    »Also?« Von Arlsburg lächelte, und es war, als ob all das massige Fleisch plötzlich von seinem
Gesicht abgeschält worden sei, um den grinsenden Totenschädel darunter
freizulegen.
    »Ihre gewissenhafte Befolgung
der marxistischen Prinzipien fasziniert mich, Pérez«, sagte er mit feistem
Kichern. »Alles fließt — alles befindet sich in einem steten Wechsel! Und jede
Situation ist einmalig, also muß man alle Faktoren prüfen, bevor man
Entscheidungen trifft. Ich finde es hinreißend.«
    Ramón starrte ihn mit finsterem Mißtrauen an. »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ich habe es in der besten aller
Schulen gelernt«, sagte von Arlsburg milde, »in
russischer Kriegsgefangenschaft, wo die Strafe für begriffsstutzige Schüler im Erschossenwerden bestand. Sie haben nun also bereits die
Situation und ihre einmaligen Merkmale geprüft, General. Es würde mich
interessieren, ob Sie sich schon für bestimmte Aktionen entschieden haben —
oder dafür, sich einfach passiv zu verhalten, indem Sie die

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