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Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nieder. Der Nachtwind war stärker
geworden und wehte kühl und rein gegen mein Gesicht. Es war eine schöne Nacht,
die in aufmunternder Weise das Gefühl der Frische und der Unverdorbenheit vermittelte.
Ich fragte mich, wie lange es her sein mochte, seit Nina Farson ähnlich empfunden hatte. Dann versuchte ich, mich zu erinnern, wie lange es her
war, seit ich so empfunden hatte.
     
    Es war später, viel später, als
ich im Haus ein Geräusch hörte, aber es dauerte so kurz, daß ich nicht sicher
war, ob ich es mir nur eingebildet hatte oder nicht. Dann wurde die Stille
durch einen schrillen Schrei erschüttert — einen Schrei äußersten Entsetzens,
in voller Lautstärke, ein stetiges, ununterbrochenes Kreischen, das meine
Nervenenden bis zu beginnender Panik reizte.
    Meine Beine reagierten
schneller als mein Gehirn und trugen mich aus dem Zimmer und den Korridor
entlang, bis zur Quelle dieses unaufhörlichen, nervenzerfetzenden Gekreisches,
das mich bereits an den Rand des Wahnsinns brachte. Die Tür stand weit offen,
und ich rannte ins Zimmer in der Erwartung, weiß der Himmel, welcher Barbarei —
aber nicht dessen, was ich wirklich vorfand.
    Zelda stand in der Mitte eines
dicken Teppichs, beide Füße in das üppige Gewebe gestemmt, den Kopf
zurückgeworfen, wobei ihre gespannten Nackenmuskeln hervortraten.
    »Zelda!« schrie ich heiser.
»Was ist los?«
    Sie ließ durch nichts erkennen,
daß sie mich gehört hatte, und ihr Schreien erschütterte nach wie vor mit
schneidender Eindringlichkeit mein Trommelfell. Es sah ganz nach einem schweren
hysterischen Anfall aus, und dafür gab es eine einfache und schnelle
Heilmethode. Ich schlug ihr einigermaßen kräftig meinen Handrücken über den
Mund, und der Lärm brach abrupt ab, so wie wenn jemand mit einer heftigen
Drehung einen Wasserhahn zudreht. »Zelda«, sagte ich erneut, »was, zum Kuckuck,
ist hier los?«
    Langsam senkte sich ihr Kopf,
und dann öffneten sich ihre Augen, um mich mit einem vagen, von tiefstem
Entsetzen erfüllten Blick anzustarren. Ihr Mund öffnete und schloß sich mehrere
Male, aber es kamen keine Worte heraus.
    »Immer mit der Ruhe, Süße«,
sagte ich mit beruhigender Stimme. »Du bist okay, nun versuch, dich ein bißchen
zu fassen. Niemand wird dir etwas tun.«
    »Rick?« Ihre Lippen formten das
Wort mehr, als daß sie es aussprachen.
    »Klar bin ich Rick, Süße«,
sagte ich tröstend. »Hast du einen Alptraum gehabt, oder was ist los?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf,
hob dann den Arm und wies hinter sich. Erneut mühte sie sich, und diesmal
drangen in rauhem Geflüster Worte aus ihrem Mund.
    »Auf dem Bett!«
    Ich wandte langsam den Kopf,
wobei mir plötzlich bewußt wurde, daß dies keineswegs Zeldas Zimmer war, daß
mir die Einrichtung fremd, daß ich niemals zuvor hier gewesen war. Mein Blick
streifte langsam an der Kommode, dem Toilettetisch ,
den üppigen Vorhängen an den Fenstern vorbei und blieben an der auf dem Boden
stehenden Flasche haften. Ich registrierte jede Einzelheit mit kristallener
Klarheit wie eine Serie von Großaufnahmen. Es handelte sich um eine Scotchflasche , eine gute Marke, noch ungeöffnet. Und doch
erweckte sie irgendwie den Eindruck, als habe sie jemand aus einem feuchten,
schmutzigen Stück Rasen geborgen. Dann, mit einem seltsamen Gefühl des Zögerns,
hob ich den Blick und sah auf das Bett und auf das, was darauf lag.
    Harry Tighe lag ausgestreckt dort, das Gesicht nach unten, und das schneeweiße Kissen war
mit einer glitzernden scharlachroten Flüssigkeit durchweicht. Ich begann,
trocken zu würgen, als ich allmählich die Einzelheiten in mich aufnahm. Was die
Flasche anbetraf, so hatte ich mich in einem wichtigen Detail getäuscht: Es war
keineswegs nasses, schmutziges Gras, das an ihr haftete — es war eine Mischung
aus Blut, Gehirnmasse und Haar. Jemand hatte Harrys Hinterkopf eingeschlagen.
    Meine Hände tasteten nach einer
Zigarette, fanden irgendwie eine und auch ein Streichholz, um sie anzuzünden,
und dann wandte ich mich wieder Zelda zu, als draußen schwere Schritte den
Korridor entlangkamen. Zwei Sekunden später platzte Nina Farson ins Zimmer, gefolgt von Colonel Valero und von Arlsburg ; danach kamen Ramón Pérez, Rex Courtney und Lee
Brogan. Der Raum wimmelte plötzlich von Leuten. Alle blieben schweigend und wie
versteinert stehen, während sie auf das Opfer einer Wahnsinnstat starrten, das
dort stumm auf dem Bett lag.
    »Um Himmels willen!« sagte Nina
schließlich mit dünner

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