Fuer Akkie
noch berühmt!«
»Versprochen!«, sagte ich.
Es lief dann alles anders als gedacht, und nach Ankes Tod habe ich sehr lange daran gezweifelt, ob ich die Geschichte überhaupt aufschreiben könnte, denn dieses Ende wollte ich eigentlich nicht für mein Buch.
Nach einiger Zeit überlegte ich mir dann jedoch, dass es noch viel mehr Kinder gibt, die den Kampf gegen die Leukämie aufnehmen müssen; zum Glück werden sie immer häufiger auch wieder gesund.
Es gibt auch Kinder, die aus nächster Nähe erleben, dass jemand stirbt, den sie sehr liebhaben. Als Schriftsteller kann man wenigstens versuchen, die Gefühle, die all dieser Kummer mit sich bringt, in Worte zu fassen. Wenn man nicht aufpasst, gerät es allerdings schnell zu einer sentimentalen Geschichte. Und das wollte ich ja gerade vermeiden. Ich wollte so normal wie möglich schreiben, ohne jeden Firlefanz.
Ich bekomme oft Briefe von Kindern, natürlich auch zu diesem Buch. Ein Junge schrieb mir, nach dem Lesen habe er endlich über den Tod seiner kleinen Schwester weinen können. Ein Mädchen meinte: »Ich habe gelacht und geweint, während ich dein Buch las.«
Ein größeres Kompliment kann sich ein Schriftsteller kaum wünschen.
Natürlich war ich selbst auch oft sehr traurig, als Anke starb, und ich habe mit den Kindern aus meiner Klasse geweint. Danach habe ich mehrfach angefangen, die Geschichte niederzuschreiben, aber es ging einfach nicht. Es machte mich jedes Mal so traurig, dass ich es wieder sein ließ. Erst acht Jahre später – als ich mir überlegt hatte, dass ich ein paar Dinge in der Geschichte ändern musste, um den nötigen Abstand zu gewinnen – klappte es. Es war, als würde ich in einem kleinen Flugzeug über der Geschichte kreisen.
Anfangs hatte ich über meine eigene Klasse geschrieben, und ich war der Lehrer. Erst als ich Anke im Buch Akkie nannte, den Kindern aus ihrer Klasse andere Namen gab und mich selbst in Ina verwandelte, konnte ich die Geschichte endlich schreiben. Ina ist übrigens echt. Ich habe sie einmal getroffen, als ich als Autor auf einer Lesung in einer Schule war. Sie erzählte mir von sich und warum sie noch immer Lehrerin war: Sie wollte gerade aufhören mit dem Unterrichten, als plötzlich ihr Mann starb. Darum beschloss sie, doch noch an der Schule zu bleiben. Diese Geschichte habe ich auch in mein Buch aufgenommen.
Ich habe also nicht alles, was in dem Buch steht, selbst erlebt. Wenn ich eine Geschichte schreibe, enthält sie immer eine Mischung aus tatsächlichen Ereignissen und Dingen, die ich mir ausdenke, die aber so hätten passiert sein können. Dennoch erkennen Kinder und Erwachsene, die diese Zeit miterlebt haben, sehr vieles in der Geschichte wieder.
Als das Buch erschien, wollten es viele Kinder lesen, und es gewann sogar den Prijs van de Nederlandse Kinderjury (Preis der niederländischen Kinderjury), eine sehr wichtige Auszeichnung in den Niederlanden.
Ich bin fest davon überzeugt, dass man auch Kindern schwierige Themen erzählen kann, es kommt nur darauf an, wie man das macht.
Ankes Eltern sind immer noch sehr glücklich über dieses Buch, und sie erkennen ihre Tochter nur allzu gut in der Geschichte wieder. Sie finden, dass es ein Denkmal für Anke und für all die Kinder geworden ist, die den Kampf gegen die Leukämie verloren haben. Und natürlich sind sie und ich sehr stolz darauf, dass das Buch auch verfilmt wurde.
Ankes Wunsch ist in Erfüllung gegangen: Sie ist jetzt wirklich berühmt!
Jacques Vriens
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