Fuer dich mein Glueck
Das ist gut, sagte er sich. Das Internetgerücht war bisher nicht wieder aufgetaucht. Vermutlich würden sie sich darüber keine Sorgen mehr machen müssen. „Weshalb wolltest du dich mit mir treffen?“
„Ich möchte dir ein Geschäft anbieten“, sagte sie. „Du sollst ein Video für mich drehen.“
„Da hast du dir genau den Richtigen ausgesucht.“ Er versuchte, enthusiastisch zu klingen. Bestimmt brauchte sie einen PR-Film für das Inn am Willow Lake, einen dieser „Entfliehe dem Alltag und finde dich selber“-Filme mit sanfter Musik und plätscherndem Wasser. Es war zwar nicht gerade Zachs Lieblingsgenre, obwohl er Dutzende solcher Videos gemacht hatte und entsprechend gut darin war, aber mit dem Auftrag von Mickey Flick im Hintergrund war es schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
„Einen Kräutertee bitte“, sagte Nina zu dem Mädchen hinterm Tresen. „Ich versuche im Moment, Koffein weitestgehend zu vermeiden“, erklärte sie Zach. „Mein Anliegen mag ein wenig maßlos erscheinen.“ Nina suchte nach den richtigen Worten.
„Schieß los.“ Er wartete, während sie Honig in den Tee tröpfelte, der mehr nach Blumen als nach Tee roch.
Sie verschloss den Becher mit einem Plastikdeckel. „Gehen wir ein Stück.“ Sie gingen die Straße hinauf in Richtung Blanchard Park, der direkt am See lag. Sonnenlicht fiel durch die Bäume auf den Weg, der normalerweise von Joggern, Menschen mit Kinderwagen und dem einen oder anderen schlaksigen Teenager und Skateboarder genutzt wurde. Doch so früh am Morgen war der Park noch relativ einsam. Vögel zwitscherten, und in der Ferne hörte man das Pfeifen des Zuges, der in den Bahnhof einfuhr.
„Kommen wir zum Geschäftlichen“, sagte Nina. „Ich möchte, dass du meine Schwangerschaft dokumentierst.“
Zach wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. „Wie bitte?“, fragte er überrascht.
Nina reckte das Kinn und ging weiter. „Ich bin schwanger. Nun tu nicht so geschockt. Frauen in meinem Alter bekommen andauernd Kinder.“
„Ich meinte nicht …“, stotterte er.
„Mach dir keine Sorgen, ich ziehe dich nur auf. Alle sind überrascht, sobald sie davon hören. Deshalb ist Sonnet dieses Wochenende auch aus der Stadt gekommen.“
„Tja dann, herzlichen Glückwunsch.“ Zach fühlte sich unbehaglich. Eine Schwangerschaft mit der Kamera festhalten? Ninas Schwangerschaft? Okay, jetzt hatte er offiziell die Twilight Zone betreten. Egal, wie faszinierend das Heranwachsen eines Babys für die Beteiligten auch sein mochte, für alle anderen war es garantiert so langweilig, wie Farbe beim Trocknen zuzusehen.
„Ich würde es ja selber machen“, fuhr sie fort. „Aber ich will, dass es wirklich gut wird. Professionell. Ich würde gerne ein Videotagebuch führen.“
„Nina, ich wünschte, ich könnte dir helfen.“
Sie fiel ihm ins Wort. „Zach, ich muss das tun. Verstehst du, es gibt einige Komplikationen mit der Schwangerschaft. Nicht nur, weil ich eine ältere Mutter bin, sondern es ist noch etwas anderes aufgetaucht. Ich muss diesen Prozess wirklich dokumentieren, und zwar gut. Du bist der Beste, Zach. Ich habe deine Arbeit gesehen und weiß, dass du genau der bist, den ich brauche.“
Er grinste. „Du machst es mir schwer, abzulehnen.“
„Dann werden wir uns vielleicht einig. Zach, bevor du dich entscheidest, muss ich dir sagen, um welche Komplikation es sich handelt.“
Für Zach waren alle Schwangerschaften kompliziert. „Ich höre.“
„Die Aussicht, ein Baby zu bekommen, ist wundervoll. Aber es gibt auch eine nicht so gute Nachricht. Es fällt mir schwer, es zu sagen.“ Ninas Stimme zitterte und verebbte dann.
Er schaute zu ihr und sah, dass sie sehr schnell blinzelte. Ihre Haut spannte sich straff über den Wangenknochen. Nachdem er Hunderte von Hochzeiten gefilmt hatte, kannte er diesen Gesichtsausdruck. Es war die Miene einer Frau, die gegen Tränen ankämpfte. Na großartig.
„Hey, alles okay?“, fragte er. Oh Gott, wie lahm. Menschen, denen die Tränen in den Augen standen, ging es nie gut.
„Ich bin, ach, es wird mir wieder gut gehen, Zach. Es ist nur, ich habe Krebs.“
Ach du Scheiße. Zach wusste, dass er merklich zusammengezuckt war. Krebs. Ich habe Krebs . Vermutlich die drei schlimmsten Wörter in jeder Sprache. Drei Wörter, die niemand jemals sagen oder hören will.
„Nina, das tut mir leid.“
„So was passiert. Du müsstest das am besten wissen, deiner Mom erging es ja nicht anders. Das war
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