Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
übersprungen.“
„Wie kann man vergessen, abends etwas zu essen“, empörte sich Gerti.
„Ich war anderweitig beschäftigt.“
„Ach, du warst ja mit Johannes verabredet.“ Sie machte eine Pause. „War der Abend nett?“
Ich kaute mit vollen Backen und überlegte mir eine geeignete Antwort. Anlügen wollte ich sie nicht, aber ich hatte auch nicht vor, ihr von dem gestrigen Nachmittag zu berichten - und gleich gar nicht von dem anschließenden Unfall.
Ich schüttelte den Kopf. „Der Abend verlief nicht, wie ich es mir gedacht hatte.“
Gerti blickte mich sorgenvoll an.
„Mach dir keinen Kopf. Mit Johannes hatte das nur indirekt zu tun. Ich bin nach dem Training einfach ein wenig mit dem Motorrad herumgefahren.“
Über das Gesicht meiner Oma glitt eine Welle der Erleichterung. „Willst du noch einen Kaffee, mein Findling?“
Wir tranken in aller Ruhe unsere Tassen aus und dann hörte ich draußen das Surren eines großen starken Motors. Das Geräusch erstarb. Niemand kam.
„Gerti?“, setzte ich an, „könntest du bitte die Tür aufmachen? Ich glaube, Asmodeo steht davor.“
„Und warum klingelt er nicht?“
Ich lächelte. „Frag besser nicht. Aber du solltest ihm schon öffnen.“
Meine Oma zuckte irritiert mit den Schultern, kam aber meiner Bitte nach. Sie öffnete die Tür mit einem Ruck.
Asmodeo stand im Türrahmen mit dem größten Strauß roter Rosen in der Hand, den ich jemals gesehen hatte. Wortlos erhob ich mich vom Esstisch, um ihm entgegenzutreten.
Asmodeo war für seine Verhältnisse regelrecht salopp gekleidet. Er trug eine Designerjeans im used look und ein teuer aussehendes weißes Poloshirt. Über seine Schultern hatte er betont lässig einen weichen, feinen Cashmere-Pullover geknotet. Er lächelte gewinnend und seine blauen Augen leuchteten wieder, aber anders als in der Turnhalle. An der linken Seite seines Kinns blühte ein blauroter Bluterguss.
„Für dich, Lilith.“ Er streckte mir den Rosenstrauß entgegen.
Typisch! Warum meinen alle Männer, dass Frauen auf rote Rosen abfahren? Aber ich verstand, was er damit ausdrücken wollte. Und letztendlich zählte nur die gute Absicht und die musste ich einfach anerkennen.
Ich nahm die Blumen, steckte meinen Kopf in deren Mitte und atmete tief ein. „Hm, die duften wirklich herrlich.“
Asmodeo stand immer noch vor der Schwelle. Obwohl ich eigentlich nicht wollte, musste ich lachen.
„Jetzt komm endlich herein, du musst nicht immer warten, bis dich eine von uns bittet. Wenn wir dich nicht wollen, merkst du das sehr schnell, denn dann lassen wir einfach die Tür zu.“
Asmodeos Gesichtszüge entspannten sich.
Gerti lief freudig schnatternd in die Küche, um eine Blumenvase zu suchen, die für den Mega-Strauß groß genug war.
„Ich war mir nicht sicher, wie ich heute empfangen werde“, meinte er mit einem mehr als deutlichen Anflug von Ironie in der Stimme, doch sein Blick sagte mir, dass er wirklich unsicher gewesen war.
„Ich war mir auch nicht sicher, wie ich dich heute empfangen würde “, erklärte ich ihm. „Aber ich habe mich sehr über die Rosen gefreut….Über das, was du damit aussagen wolltest. Du hast aber hoffentlich nicht das Blumenbeet unseres Nachbarn geplündert, oder?“
Wir mussten beide lachen.
Gerti hatte mittlerweile eine Vase gefunden und platzierte die Rosen auf dem Esstisch im Wohnzimmer. Sie machten sich dort wirklich gut.
„Nanah“, sagte Asmodeo, „ich entführe dir Lilith.“
Sie tat besorgt. „Aber bring sie mir wieder zurück!“
Seine Miene blieb ernst. „Selbstverständlich bringe ich sie zurück, wenn sie das will.“
15
Vor unserer Einfahrt stand sein Mercedes SLS McLaren Roadster. Das dunkelblaue Dach war eingeklappt und hatte ihn in ein echtes Cabrio verwandelt.
Asmodeo hielt mir die Schlüssel entgegen. „Willst du heute fahren?“
Er bemühte sich sehr, mich bei Laune zu halten.
„Nein“, sagte ich. „Dein Batmobil fährst du gefälligst selbst. Wer weiß, was da alles passiert, wenn man auf die Knöpfe drückt.“
Wie zwei Flügel öffneten sich die Türen des Wagens. Wir stiegen ein. Ich hatte das Gefühl, nur wenige Zentimeter über dem Straßenbelag zu sitzen.
Asmodeo startete.
Der Wagen fuhr nicht, er schien über der Straße zu schweben. Obwohl wir mit offenem Dach unterwegs waren, strich der Wind nur unmerklich über mein Haar.
Wir nahmen die Autobahn. Er beschleunigte, aber ich merkte nichts von der Geschwindigkeit, bis ich auf das
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