Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
vertrauen?
„Das dachte ich mir“, sagte Asmodeo als ich ihm nicht antwortete. Sein Gesicht war ausdruckslos.
Er wartete, bevor er weitersprach. „Ich weiß, dass ich dich verletzt habe. Ich habe dich nicht respektiert. Selbstsüchtig wollte ich dir meinen Willen aufzwingen, um dich an mich zu binden. Das war falsch.“
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen“, sagte ich.
„Ich entschuldige mich nie. Entschuldigen ist ein Zeichen von Schwäche. Und Schwäche gehört nicht zu meinem Charakter.“
Wir schwiegen beide. Unter uns wuchsen dunkle Wälder über schroffe Höhen, dazwischen lagen die Dächer von Bauernhäusern wie kleine rote Punkte.
„Wenn ich dich bitte, mir zu vertrauen, könntest du dich darauf einlassen? Wenn ich dich bitte, mir jetzt und in diesem Moment zu vertrauen, könntest du das versuchen?“
Seine Augen brannten Löcher in mein Herz.
Ich streckte meine Hand aus und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. Es war stark und dicht. Es bot meiner Hand Widerstand.
„Lass es uns versuchen“, sagte ich.
17
Asmodeo griff hinter seinen Sitz und zog einen schwarzen Lederbeutel hervor, der etwas kleiner als meine Sporttasche war. Er kramte darin herum und reichte mir eine Art ungetönter Skibrille.
Ich setzte sie auf.
Als nächstes nahm er einige schwarze Nylongurte heraus, entwirrte sie und gab sie mir.
„Leg sie dir um, wie die Träger von einem Rucksack.“
Ich kam seiner Aufforderung nach.
Er prüfte den korrekten Sitz der Gurte und zog sie fest.
„Steh bitte auf.“
Gebückt stand ich in der Kabine, mein Kopf berührte fast die Decke.
„Schließ deine Augen.“
Es fiel mir schwer, dieser letzten Aufforderung nachzukommen. Ich musste meine gesamte Willenskraft aufwenden, um seinem Wunsch zu entsprechen. Ich atmete tief durch und schloss meine Lider.
Auf einmal spürte ich Asmodeos Hände in meinem Rücken, kurz darauf seinen Körper hinter meinem. Er kam eng an mich heran, legte beide Arme um mich und hielt mich fest. Sein Atem war in meinem Nacken und weckte in mir die Erinnerung an unser Erlebnis in dem französischen Schloss. Ich wollte, dass er mich fester hielt.
In diesem Moment griff er um mich herum. Ein kratzendes, quietschendes Geräusch ertönte und ein peitschender Luftzug zerrte an meinem Gesicht.
Seine samtweiche Stimme flüsterte mir zu, dunkel und liebevoll: „Mach deine Augen auf, Lilith.“
Und ich gehorchte.
Ich stand nur wenige Zentimeter von der offenen Seitentür des Flugzeugs entfernt, unter mir Bäume und Häuser, stecknadelgroß, Felder in der Größe von Briefmarken.
Panik überwältigte mich. Ich warf mich mit ganzer Kraft nach hinten gegen Asmodeo, bei dem Versuch, der Gefahr zu entkommen. Ich bekam nicht mehr genug Luft.
Asmodeo hielt mich mit eiserner Kraft.
„Ruhig, Lilith“, flüsterte er mir ins Ohr, „ruhig!“
Adrenalin schoss mir ins Blut. Flucht war mein einziger Gedanke.
Asmodeos Griff war gnadenlos fest. Ich spürte seinen gleichmäßigen Atem und konzentrierte mich auf ihn, bis ich die Details der Landschaft unter mir wieder erkennen konnte und die steilen Felsen sah, die aus den sanften grünen Hügeln zu uns emporragten.
„Mach schon“, sagte ich mit rauer Stimme.
18
Einige Sekunden, die mir wie eine Unendlichkeit vorkamen, blieben wir stehen, nach vorne gekrümmt, eng aneinandergepresst. Dann spürte ich, wie Asmodeo nach vorne sprang und mich mit ihm aus der Flugzeugtür hinaus riss.
Kopfüber, wie bei einem Hechtsprung ins Wasser, schossen wir nach unten. Meine Augen nahmen nichts mehr wahr, mein Gehirn war wie gelähmt. Der Fallwind riss an meinem Körper und drohte, ihn zu zerfetzen.
Asmodeo lag eng auf mir. Sein Griff blieb fest. Er veränderte kaum merklich seine Körperhaltung und wir stürzten nicht mehr mit dem Kopf nach vorne. Stattdessen fielen wir waagrecht mit nahezu unverminderter Geschwindigkeit nach unten.
Ich hatte vergessen zu atmen. Jetzt sog ich gierig Luft durch die Nase ein. Ich fühlte mich wie in Trance. Nie zuvor war ich lebendiger gewesen und hatte mein Dasein in einer solchen Intensität wahrgenommen.
Die Zeit hörte auf zu existieren. Es gab nur noch den Wind, unseren Sturz ins Bodenlose, Asmodeo und mich.
Asmodeo lockerte seinen Halt. Er streckte zuerst einen Arm aus und dann den anderen. Ich tat es ihm gleich. Meine Finger schnitten durch den Wind, während ich Asmodeos Gewicht auf meinem Rücken fühlte.
Asmodeo umfasste mich erneut mit einem Arm und gleich
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