Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
darauf erschütterte uns ein Ruck. Wie von einem unsichtbaren Katapult geschleudert, wurden wir nach oben gerissen.
Mit einem Mal standen wir aufrecht in der Luft, gefangen zwischen Himmel und Erde. Ich legte meinen Kopf in den Nacken. Ein hellblauer Fallschirm hatte sich wie ein Baldachin über uns geöffnet.
Zu unseren Füßen waren der bleigraue Fluss, giftig grüne Sträucher, schwarzblaue Tannen und Wiesen, mit zartem Grün überzogen.
Ich wünschte mir, für immer dahinzugleiten, frei zu sein, gemeinsam mit Asmodeo.
Viel zu schnell kam der Boden näher, viel zu schnell kamen unsere Füße auf der Wiese auf. Der Fallschirm fiel auf die Erde und riss uns mit einem harten Ruck nach hinten um.
Asmodeo keuchte als wir gemeinsam rücklings im Gras landeten und ich auf seiner Brust aufschlug.
Ich löste den Gurt der mich mit Asmodeo verband, riss mir die Schutzbrille vom Kopf. Dann drehte ich mich zu ihm um, nahm ihm vorsichtig seine Brille ab und sah ihm tief in seine leuchtend blauen Augen. Niemals zuvor hatte ich sie so voller Leben gesehen.
„Genug Vertrauen?“, fragte ich schwer atmend.
„Genug“, antwortete er.
Ich legte meinen Kopf auf seine Brust, packte seinen Arm und ließ mich von ihm festhalten. Ich schloss die Augen, hörte seinem Herzschlag zu und er strich mir leicht durchs Haar.
„Was machen wir jetzt?“, fragte ich nach einer Weile.
„Was hältst du davon, wenn wir einfach hier liegen bleiben. Es kann Wochen dauern, bis uns jemand findet.“
Ich fand die Idee im Prinzip einfach wunderbar. Ich öffnete die Augen und betrachtete die wenigen zerfransten Wolken, die über uns durch den blauen Himmel zogen.
Die Wolken waren weiß - wie der Tobok von Johannes.
„Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir gehen, Asmodeo.“
19
Etwas unbeholfen standen wir auf und lösten den Fallschirm von Asmodeos Geschirr. Wir rollten Schirm und Nylongurte zu einem Bündel zusammen und versteckten es am Rand der Wiese hinter einer Eiche. Gegenseitig zupften wir uns Grashalme und kleine Pflanzenreste aus den Haaren und klopften uns Erde und dicke Lehmstücke von unserer Kleidung. Unser beider Outfit hatte doch ganz erheblich gelitten.
Hand in Hand gingen wir einen Feldweg entlang, bis wir die Fachwerkhäuser einer kleinen Ortschaft vor uns auftauchen sahen. Es fiel uns nicht schwer eine Gaststätte zu finden, die über einen schattigen und weitläufigen Biergarten verfügte.
Die Gäste, alle im Sonntagsstaat oder in nagelneuer Wanderkleidung, drehten sich nach uns um. Auf ihren Gesichtern wurden ihre Vorstellungen deutlich, was wir ihrer Meinung nach im Gras gemacht hatten.
Wir kümmerten uns nicht um ihre Phantasien, die – so wild sie ihnen auch erschienen, die Wahrheit nicht auch nur annähernd streiften. Stattdessen suchten wir uns einen abgeschirmten Platz für zwei Personen.
Ein älterer Mann – anscheinend der Besitzer – rannte beinahe an unseren Tisch, um nach dem Rechten zu sehen. Als Alibi hatte er eine Speisekarte unter den Arm geklemmt.
Asmodeo sah ihm belustigt und etwas spöttisch entgegen. Aber schließlich entschied er sich doch, das grausame Spiel etwas abzukürzen. Er stand auf und legte seinen Arm um den Rücken des Gastwirts. Dann sprach er leise zu ihm. So leise, dass selbst ich ihn nicht verstehen konnte. Ich sah nur, dass er mit der anderen Hand ein paar Geldscheine in die Hemdtasche des Wirts stopfte. Der schaute Asmodeo wie versteinert an. Asmodeo klopfte ihm dann aufmunternd ein-, zweimal auf die Schultern und der Wirt verschwand eilends in der Gaststätte.
Asmodeo setzte sich.
Ich konnte meine Neugierde nicht mehr zügeln. „Was hast du ihm gesagt?“
„Nichts, was ich einer Dame gegenüber wiederholen könnte“, grinste Asmodeo.
„Du hast ihn doch hoffentlich nicht verschreckt?“, fragte ich entgeistert.
„Keine Angst. Ich habe ihm nur seine Alternativen aufgezeigt.“
Während ich darüber nachdachte, was das wohl bedeutete, kam der Wirt mit zwei weiteren Bedienungen zu unserem Tisch zurück und stellte eine riesige Schinkenplatte, Butter, zwei Maßkrüge mit dunklem Bier und einen Korb mit unterschiedlichen Brotscheiben vor uns auf den Tisch.
Ein etwa zwölfjähriger Junge rannte aus der Gaststätte zu uns her und stellte schnaufend einen zweiflammigen Leuchter neben die Speisen. Gut gelaunt hielt Asmodeo dem Jungen einen großen Geldschein hin, der das Gesicht des Kindes zum Strahlen brachte.
Mit zitternden Händen nahm der Gastwirt ein
Weitere Kostenlose Bücher