Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer eine Handvoll Bisse

Fuer eine Handvoll Bisse

Titel: Fuer eine Handvoll Bisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
Vom Netzwerk:
ich nur eine unschuldige Zuschauerin gewesen war.
    War das Trauer? Die aufgestauten Gefühle, mit denen sie sich hatte auseinandersetzen müssen, als Ethan starb? Die Frustration, dass er nach seiner Wiederbelebung nicht zu ihr zurückgekrochen kam? Was auch immer es war, es war so entscheidend für sie, dass sie mir sogar nachspionierte.
    »Er hat sich für mich einem Pflock in den Weg geworfen«, sagte ich. »Celina hat mich pfählen wollen, und er ist ihr entgegengetreten. Er hat mein Leben gerettet. Wie kannst du es wagen, sein Opfer gering zu schätzen?«
    Sie zeigte auf mich, und ihre Wut loderte in ihren Augen auf. »Du bist eine gottverdammte Lügnerin.«
    »Ich bin keine Lügnerin.«
    Sie musste von meinem Gesicht abgelesen haben, dass ich die Wahrheit sagte, denn ihre Miene änderte sich schlagartig, und für einen Augenblick sah sie wie ein trauriger Mensch aus, ein Mädchen, dem man den Laufpass gegeben hatte. Sie sah so zerbrechlich und bedauernswert aus, dass mir ein Stich durchs Herz ging. Kein besonders schmerzhafter, aber immerhin.
    Sie hatte Ethan geliebt. Sie hatte viele Dinge in ihrer Beziehung als selbstverständlich angenommen. Sie war davon ausgegangen, ihm mehr als alles andere zu bedeuten - und hatte dann erleben müssen, was ich ihm bedeutete. Wenn ich richtig lag, dann hatte ich ihr gerade bewiesen, dass sie seine Gefühle falsch eingeschätzt hatte. Und Lacey war nicht die Sorte Frau, die das einfach so hinnahm.
    Sie schniefte taktvoll, und dann, als ob sie einen Hebel umgelegt und vor mir niemals die Kontrolle verloren hätte, war sie wieder kühl, ruhig und gefasst.
    Na gut, ich konnte auch ruhig und gefasst sein. Wenn sie wirklich glaubte, sie hätte etwas gegen mich in der Hand, dann würde sie damit sofort zu Ethan gehen, ungeachtet der GP -Zeremonie. Aber sie wusste nicht, was genau sie gesehen hatte. Sie wusste nur, dass ich mich mit Jonah auf einem Parkplatz getroffen hatte. Sie wusste nicht, dass ich ihn nur wegen der RG getroffen hatte und weil ich in die RG aufgenommen worden war.
    »Du wirst es ihm erzählen«, befahl sie.
    »Es gibt nichts zu erzählen.«
    »Du wirst, oder ich übernehme das für dich.« Sie kam einen Schritt näher. »Wie kannst du mir von dem Opfer erzählen, das er für dich auf sich genommen hat, wenn du ihm nicht mal die Wahrheit sagen willst?«
    Bedauerlicherweise hatte sie damit nicht unrecht, und ich fühlte mich ziemlich schlecht deswegen.
    »Erzähl es ihm«, wiederholte sie, und ihr Mund verzog sich langsam zu einem widerwärtigen Grinsen. »Erzähl es ihm oder mach mir die Freude zu beweisen, was ich die ganze Zeit schon gewusst habe. Wie primitiv du wirklich bist«, flüsterte sie, und jedes Wort tropfte wie Gift in meine Ohren. »Du hast vierundzwanzig Stunden.«
    Damit drehte sie sich um und ließ mich stehen. Ihre Stöckelschuhe klackten auf dem Bürgersteig, als sie ins Haus zurückkehrte.
    Ich stand einfach da, völlig durcheinander, und versuchte, mir darüber klar zu werden, was ich tun sollte.
    Was immer ich auch machte, ich war wohl in jeder Hinsicht am Arsch.
    Ich kehrte ebenfalls ins Haus zurück. Kalter Schweiß lief mir den Rücken herunter, und das Herz schlug mir bis zum Hals. Das Haus war völlig nervös und ich auch. Ich brauchte kurz Zeit, um mich zu beruhigen, und rannte daher in mein Zimmer im ersten Stock, das ich nicht mit Ethan teilte. Ich schloss die Tür auf und verriegelte sie wieder hinter mir.
    Ich riss mir die Jacke herunter, warf sie zu Boden und eilte ins Badezimmer, wo ich mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, bis es an meinem Pony heruntertropfte. Ich packte den Waschbeckenrand mit beiden Händen.
    Lacey wusste Bescheid.
    Sie wusste vielleicht nicht alles, aber genug, und es gab nichts auf dieser Welt, was sie daran hindern würde, es gegen mich zu verwenden. Sie liebte Ethan, sie hasste mich und glaubte, dass ich nicht gut genug für ihn wäre. (Und das trotz meiner akademischen Errungenschaften, Kampffähigkeiten, reichen Eltern und meines unerhört großartigen Sinns für Humor.)
    Ich betrachtete mich im Spiegel: nasse Ponyfrisur, verfilzte Haare, blasser noch als sonst, fehlendes Hausmedaillon. Wir waren alle dabei, uns neu zu erfinden, denn wir verließen dieses internationale Vampirkollektiv, um etwas anderes zu werden. Ich war Teil dieses Vorgangs, denn ich wurde in Cadogan zum Blutsauger gemacht, und wie alle anderen musste ich den Wechsel vollziehen. Aber was würde aus mir werden?
    Ich schnappte mir

Weitere Kostenlose Bücher