Fuer eine Nacht und fuer immer
startete, warf er einen Seitenblick auf ihr Dekolleté. „Heißt das, dass du mir demnächst deine roten Dessous vorführen wirst?“
„Vielleicht.“ Er war ein Überredungskünstler.
Als sie in die Hauptstraße einbogen, sagte er: „Dass du kein Rot trägst, ist kein Grund. Man kann sich ja ab und zu mal ein bisschen ändern.“
Oh, und wie sie sich geändert hatte! Vielleicht war ihm nicht klar, wie sehr er zu ihrem Wandel beigetragen hatte. Sie war nicht mehr die Frau, die Flynn kannte. Nic hatte sie dazu gebracht, ihr Leben anders zu sehen als vorher, und darum würde sie ihn fürchterlich vermissen. Und nicht nur darum.
Sie sah jetzt so vieles anders. Das, was sie mit Flynn gehabt hatte, kam ihr jetzt wie ein billiger Abklatsch der wahren Liebe vor.
Während der einstündigen Fahrt ins Barossa Valley rief sie potenzielle Besucher ihrer Modenschau an. Gestern hatte sie die Räumlichkeiten gebucht, in denen die Veranstaltung in zwei Wochen stattfinden sollte.
Nic hörte nur mit halbem Ohr zu, während sie ihre Telefonate führte. Schließlich erreichten sie Barossa Valley; die Straße war von Weinfeldern gesäumt. Am Horizont erhoben sich hellbraune Hügel.
Auf Charlottes Anweisung hin bog er in einen Privatweg ein, der in einen Rundweg um einen leuchtend grünen Rasen mündete. Hinter einem von bunten Frühlingsblumen umgebenen zweistöckigen Springbrunnen befand sich ein großes, zweistöckiges Gebäude aus Tonschiefer mit einer riesigen Vordertür. Weiße Säulen stützten die Außengalerien des Hauses, die beide Stockwerke umgaben.
„Komm“, sagte sie. „Jetzt zeige ich dir mein Zuhause.“
Von innen war das Haus nicht weniger beeindruckend. Eine Treppe wie in ‚Vom Winde verweht‘, Buntglas und Perserteppiche. Es roch nach Möbelpolitur und nach sehr viel Geld.
Nic starrte den riesigen Kronleuchter an, der an der Decke hing. „Wie viele Zimmer hat dieses Haus?“
„Zweiundzwanzig. Den Keller mitgezählt, in dem es übrigens auch einen Kronleuchter gibt“, sagte sie und folgte seinem Blick.
„Ein Kronleuchter im Keller?“
„Es ist nicht einfach nur ein Keller, sondern auch ein Speisezimmer. Ich zeige es dir später.“
Bloß nicht! „Und du wohnst allein hier?“ Er sah, wie ihr Blick sich verdüsterte.
„Suzette übernachtet manchmal hier, seitdem Flynn mich verlassen hat“, erwiderte sie leise. „Ich kann es nicht verkaufen. Es ist das Einzige, was von meiner Familie übrig ist.“ Sie wandte sich ab und ging weiter ins Haus hinein. „Sieh dich ein bisschen um, ich setze uns einen Kaffee auf.“
Er vermutete, dass sie nicht des Kaffees wegen verschwunden war, sondern um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Er ging die Treppe hinauf. Unter solchen Umständen in ein leeres Haus zurückzukommen musste schrecklich sein. Eigentlich hätte er ihr irgendwie beistehen müssen.
Doch was sollte er tun? Er hielt es nicht für förderlich, dass sie hier wohnen blieb und in der Vergangenheit lebte. Aber ihm war bewusst, dass er ihr nicht so leicht klarmachen könnte, dass es besser wäre, das Haus zu verkaufen.
Er schlenderte den breiten Flur entlang, an Schlafzimmern und Gästesuiten voller alter Möbel vorbei und blieb vor einem Raum stehen, der offensichtlich das Schlafzimmer ihrer Eltern gewesen war.
„Ich habe alles so gelassen, wie es war“, hörte er sie hinter sich sagen. Ihre Schultern berührten sich, als sie an ihm vorbei in den Raum schlüpfte. Sie ging zum Erkerfenster und berührte ein Stück Stoff, das auf einer Stuhllehne lag. „Die Stickerei, an der Mum gerade gearbeitet hat.“
Auf dem Tisch davor lagen ein halb fertig gelegtes Puzzle und eine Brille.
„Abends saßen sie immer hier. Es war ihnen wichtig, sich jeden Abend mindestens eine Stunde ungestört miteinander zu unterhalten.“
„Charlotte …“ Er ging langsam auf sie zu. Dabei prickelte sein Rücken, als seien die früheren Bewohner des Raumes noch immer anwesend. Und für Charlotte waren sie es. „Das ist nicht gut, Liebste. Du musst damit abschließen.“
Er hob die Hand, um ihre Wange zu streicheln, doch sie trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Sag mir eins, Nic. Woher willst du das wissen?“
Ja, woher, Nic? Von finsteren Gefühlen ergriffen ließ er seine Hand sinken und ballte sie zur Faust. Diese Welt – Charlottes Welt – war fremdes Terrain für ihn. Rückwärts ging er Richtung Tür. „Du hast recht. Ich weiß gar nichts. Ich mache mich
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