Fuer eine Nacht und fuer immer
dann mal auf den Weg. Ich muss arbeiten, und …“
„Nic!“ Sie hob die Hände. „Nicht doch. Es tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint.“ Mit weit aufgerissenen Augen lief sie auf ihn zu.
„Du weiß genauso gut wie ich, dass das nicht gut für dich ist.“
„Nein.“ Sie berührte sacht seinen Arm. „Bitte … Es ist nur … Seitdem sie … gegangen sind …“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Es ist, als könnten sie jeden Moment von ihrer Reise zurückkommen, und als müsste ich hier sein, um …“
„Schon gut, Charlotte.“ Sanft, aber bestimmt nahm er ihre Hand von seinem Arm. Ich versuche ja, dich zu verstehen. Ihre Affäre auf den Fidschis kam ihm plötzlich ganz weit weg vor – dieses Mädchen war nicht diejenige mit der er zwei Wochen lang jeden Abend verbracht hatte. „Du solltest … dich ein wenig ausruhen. Du hast heute Nacht kaum geschlafen.“
„Aber du bist den ganzen weiten Weg hier rausgefahren. Willst du nicht wenigstens auf einen Kaffee bleiben?“
„Es ist das Beste, wenn ich jetzt gehe. Wir sehen uns demnächst.“
Ihm war klar, dass das vage klang, aber er wusste nicht, wie er mit all dem umgehen sollte. Er vergrub seine Hände in den Taschen, um nicht seinem Bedürfnis nachzugeben, ihr den Kummer aus dem Gesicht zu streicheln.
„Komm zum Abendessen“, sagte sie und klang, als erwarte sie eine Abfuhr. „Morgen Abend.“
„Ich sage dir Bescheid“, antwortete er und ging zur Treppe.
Charlotte folgte ihm. „Um sieben“, sagte sie mit festerer Stimme, als er sich an der Tür zu ihr umdrehte. „Ich koche uns etwas ganz Besonderes. Bitte komm, Nic.“
Wie konnte er diesen Augen widerstehen? „Also gut. Bis morgen.“
Auf der Fahrt musste er ständig daran denken, wie sie im Zimmer ihrer Eltern gestanden hatte. Wie frisch ihr Kummer und ihr Schmerz noch immer wirkten. Nach zwei Jahren.
Sie hatte das Haus zu einem Totenschrein gemacht. Nach allem, was er über ihr Leben seit dem Tod ihrer Eltern wusste, war ihr Beschluss, auf die Fidschis zu reisen, sicherlich die beste Entscheidung in den vergangenen zwei Jahren gewesen.
Aber würde sie jetzt, nachdem sie zurück war, auf ihren neuen Erfahrungen aufbauen, oder würde sie wieder in die alten Muster zurückfallen und für den Rest ihres Lebens in Gedenken an ihre Familie verbringen? Das war doch kein Leben!
13. KAPITEL
Den Rest des Tages verbrachte Charlotte trübsalblasend damit, auszupacken, Lebensmittel einzukaufen und zu überlegen, wie sie nun weitermachen sollte. Nachts konnte sie nicht schlafen und ärgerte sich über ihre Abwehrhaltung. Nic hatte ihr nur helfen wollen, und sie hatte verletzend und arrogant reagiert. Hatte ihm an den Kopf geworfen, dass er sie aufgrund seiner Herkunft nicht verstehen könne.
Das war ihr in dem Moment klar geworden, als sie es ausgesprochen hatte. Und sie konnte ihre Worte nicht zurücknehmen. Sie hatte nicht über ihn urteilen wollen, aber wie sollte jemand wie er verstehen, was Familie bedeutete?
Durch ihr Schlafzimmerfenster sah sie, wie sich der Himmel bereits rosa färbte. Nic war nur ehrlich gewesen, und zwar, weil er sich um sie sorgte.
Und er hatte recht. Sie konnte nicht weiter hier leben und sich mit der Vergangenheit umgeben. Ihre Eltern wären die Ersten gewesen, die ihr geraten hätten, damit abzuschließen. Sie hätten Nic beigepflichtet.
Ihr Telefon, das auf dem Nachtisch lag, summte. Als sie statt Nics Stimme die von Suzette hörte, war sie nur wenig enttäuscht.
„Ich komme heute Nachmittag zurück. Gegen fünf bin ich bei dir“, sagte Suzette. „Ich bringe ein paar Kleider für deine Modenschau mit.“
„Hmm. Nic kommt heute zum Abendessen.“ Falls er es sich nicht anders überlegt hatte.
„Ach, ich dachte, es sei vorbei?“
Charlotte schloss die Augen. „Suz, hast du ein paar Minuten Zeit? Ich würde gern mit dir reden.“
Nach dem Telefonat bereitete Charlotte das Essen zu. Frische Austern, einen Eintopf mit Lamm und Kartoffeln und eine Nachspeise mit Sherry und Früchten. Das war schnell zubereitet und einfach zu servieren. So würde sie genug Ruhe haben, Nics Anwesenheit zu genießen und hoffentlich die schlechte Stimmung, die gestern zwischen ihnen geherrscht hatte, zu vertreiben.
Sie liebte den Keller, von dessen roten Ziegelmauern ein rustikaler Charme ausging, der gut zu dem Nussbaummobiliar aus dem achtzehnten Jahrhundert passte. Nachdem sie den Tisch mit dem besten Porzellan und Besteck gedeckt hatte, wählte sie die
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