Fuer eine Nacht und fuer immer
er sich überrascht um.
„Nic …?“
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, das unecht wirkte. „Hey, Süße, das Hemd sieht an dir ja noch besser aus als an mir!“
„Nic, es ist eiskalt hier draußen!“
Er schüttelte den Kopf. „Geh wieder ins Bett, Charlotte.“
„Du wist dich erkälten.“ Sie hielt ihm ihren Mantel hin.
„Hör auf, mich zu bemuttern.“ Doch er nahm den Mantel und zog ihn an. „Zufrieden?“
„Nicht ganz. Soll ich dir etwas Warmes zu trinken machen?“ Sie biss sich auf die Lippe. Stop. Das reicht.
„Ich bin versorgt, danke.“ Er nahm die Brandyflasche, die auf dem Tisch neben ihm stand, und goss sich ein Glas ein.
„Hast du schlecht geträumt?“, fragte sie. „Ich meine, etwas gehört …“ Doch sie sprach nicht weiter. Ein Mann wie Nic würde eher sterben als es zuzugeben.
„Ich arbeite“, sagte er und nahm einen großen Schluck. „Träume geben mir eine neue Sicht auf die Dinge. Der Held sitzt gerade ein wenig in der Klemme.“
„Bist du sicher, dass das …“
„Die Inspiration kommt zu den sonderbarsten Zeiten. Außerdem kann ich nachts am besten arbeiten.“ Er sah gen Himmel. „Um diese Uhrzeit wirkt es, als kämen die Sterne näher als sonst. Das gibt einem das Gefühl, dass man mit etwas, das größer ist als man selbst, verbunden ist.“
Vielleicht. Aber eines war sonnenklar: Er wollte und brauchte ihre Gesellschaft nicht. Verletzt zog sie sich zurück, und zwar sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne. „Also gut, dann überlasse ich dich deiner Inspiration.“
12. KAPITEL
Den Rest der Nacht flüchtete sich Nic in seinem Arbeitszimmer in seine Cyberwelt. Als der Morgen graute, sah er auf das indigoblaue Meer mit seinen Wellen hinaus.
Er atmete langsam und tief durch, bis sein Kopf frei war von der erstickenden Düsternis, die ihn seit seiner Kindheit heimsuchte. Offenbar hatte seine persönliche Hölle auch Charlottes Schlaf gestört. Ob er wohl geschrien hatte? Hoffentlich nicht! Schlimm genug, dass er nur mit Ach und Krach geschafft hatte, aus dem Lift zu kommen, ohne sich komplett lächerlich zu machen.
An ihrem Blick hatte er gesehen, dass er sie verletzt hatte, als er nicht mit ihr ins Bett gegangen war, obwohl er sich doch so sehr nach ihrem Trost gesehnt hatte. Weil er ihr etwas bedeutete. Sie hatte sich in ihn verliebt, und das war nicht geplant gewesen.
Und entgegen allen seinen Regeln hatte er sich auch in sie verliebt. Ein großer Fehler, Nic. Welche Frau wollte schon einen Mann, der so einen Haufen Geheimnisse und Ängste mit sich herumschleppte? Charlotte Dumont war ein Familienmensch; er hatte keine Ahnung vom Familienleben. Und er brauchte niemanden, der ihn bemutterte. Er war sein Leben lang alleine klargekommen. Außerdem gehörte sie zu einer Sorte Frauen, die er normalerweise mied – zu der Sorte, die gern über Gefühle sprach.
Was er selbst nicht tat. Seitdem er seiner Mutter gesagt hatte, dass er sich im Dunkeln fürchtete, wenn sie nicht bei ihm war, redete er nicht mehr über Gefühle. Wozu auch? Es hatte nichts genützt, darüber zu sprechen. Ganz im Gegenteil, dadurch, dass er darüber geredet hatte, war die Dunkelheit nur umso greifbarer und bedrohlicher geworden.
In der von ihm geschaffenen künstlichen Welt war er nicht eingesperrt, er war frei. Er konnte zusammensein, mit wem er wollte und tun, was er wollte. Aber mit Charlotte war das anders. Also würde er in der Zeit, die ihnen noch blieb, weiter der gut gelaunte Typ sein, den sie am Flughafen kennengelernt hatte. Nachdem er das beschlossen hatte, machte er sich wieder an die Arbeit.
Als Charlotte am nächsten Morgen aufwachte, war Nic bereits hellwach und angezogen und schlug vor, in einem der kleinen Cafés unten zu frühstücken.
Während sie aßen, fand sie keine Spur mehr von dem Mann, den sie in der vergangenen Nacht auf dem Balkon zurückgelassen hatte; er war wieder der heitere, charmante Nic, den sie kannte. Und mit diesem Mann konnte sie umgehen, vor ihm konnte sie ihre wahren Gefühle verbergen.
„Rote Küche, rote Handtücher, rotes Auto“, sagte sie, als sie sich auf den Beifahrersitz setzte, um sich von Nic nach Hause fahren zu lassen.
„Ein Ferrari muss rot sein.“ Er warf einen Blick auf ihre Jeans und ihr graubraunes Top. „Dich würde ich auch gern mal in Rot sehen. In knallroter Seide. Oh, du würdest so heiß darin aussehen!“
„Ich trage kein Rot. Wenn, dann nur rote Dessous.“
Während er den Wagen
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