Fuer eine Nacht und fuer immer
der Himmel war knallblau. Die Nachmittagssonne schien durchs Fenster hinein und ließ das Rollfeld in der Ferne aufglänzen. Ob des grellen Lichts begann es in Charlottes Schläfen zu pochen, und sie zog die Gardinen zu. Kaum hatte sie das getan, fiel ihr auf, wie leicht Nic diese Aktion missverstehen konnte.
Nun war es schummrig im Zimmer, und die vertraute Atmosphäre, die dadurch erzeugt wurde, entging Nic nicht. Doch er sah auch Charlottes angespannten Gesichtsausdruck und ihre steife Haltung. Offensichtlich fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut.
Dasselbe traf auf ihn zu, allerdings aus völlig anderen Gründen. Seitdem er festgestellt hatte, dass sie noch köstlicher schmeckte, als er es sich hatte vorstellen können – und er konnte sich eine Menge vorstellen – befand er sich ununterbrochen in einem Zustand schmerzhafter Erregung. Er zeigte auf die Gardine. „Hast du immer noch Kopfschmerzen? Willst du dich vielleicht ein wenig hinlegen?“ Und darf ich mich vielleicht dazulegen?
„Weder noch, danke.“ In ihren Augen blitzte kurz etwas auf, als würde sie seinen Gedanken, miteinander ins Bett zu gehen, teilen. Doch sie sagte: „Ich würde ein bisschen fernsehen, wenn du nichts dagegen hättest.“
„Natürlich nicht. Mach es dir gemütlich. Ich werde ein wenig joggen gehen.“ Er zog Shorts, ein T-Shirt und Joggingschuhe aus seiner Tasche und ging ins Bad, um sich umzuziehen. Die kalte Luft Melbournes würde sein Blut ein wenig abkühlen.
Er lächelte sein Spiegelbild an. Jetzt wusste er, dass Ms Konservativ bei näherer Betrachtung doch nicht so konservativ war. Vielleicht könnten sie … Er schob die Bilder, die ihm in den Sinn kamen, beiseite, und warf seinem Spiegelbild einen strengen Blick zu. Er hatte ihr Unterschlupf gewährt. Und deshalb hatten sich die Spielregeln geändert. Wenn jetzt noch mehr passieren würde, dann nur auf ihre Initiative hin. Aber trotzdem … Er schüttelte den Kopf. Nein. Auf keinen Fall.
Als er aus dem Bad kam, stand sie noch an der gleichen Stelle wie vorher. Aber die Atmosphäre hatte sich verändert. Ihr Parfum und der Duft ihrer Haut rochen intensiver, wärmer. Feuchter. Wahrscheinlich hatte sie die Klimaanlage runtergestellt, denn es war wesentlich wärmer als vor ein paar Minuten.
Sie ließ ihren Blick an seinem Körper hinunterwandern, und seine Haut begann zu prickeln.
Schließlich holte sie tief Luft, als hätte sie eine Entscheidung getroffen und als wüsste sie nicht, ob sie ihn einweihen sollte.
„Alles in Ordnung?“
„Hör mal, ich will dich nicht aus dem Zimmer vertreiben. Bitte bleib. Es ist in Ordnung für mich.“ Sie sah zum Bett hinüber und dann wieder zu ihm, und er hätte schwören können, dass die Luft zwischen ihnen knisterte. „Um genau zu sein, würde ich mich wesentlich besser fühlen, wenn du bliebest.“
Ach ja? Das war bei ihm nicht anders. „Okay …“ Dieses Glitzern in ihren Augen … Erregt. Sicher, auch ein wenig verunsichert, aber auf jeden Fall erregt. Alle Muskeln in seinem Körper spannten sich an; ihm wurde heiß und kalt. Mit einer beiläufigen Bewegung legte er seine ausgezogenen Kleider auf die Lehne des Schreibtischstuhls. „Wie heißt du eigentlich? Oder überspringen wir das alles?“
„Charlotte, das habe ich doch schon gesagt. Aber bitte keine Nachnamen oder Gespräche über unser Privatleben. Morgen sind wir weg.“
Damit war sie ganz auf seiner Linie. Also ließ sie sich auf das Spiel ein. Nichts Persönliches, nichts Kompliziertes. Eine Nacht. Heute musste sein Glückstag sein. „Einverstanden.“
„Ich gehe kurz duschen“, sagte sie. „Allein.“ Sie warf ihm einen Blick zu, der ihm bedeutete, dass sie es ernst meinte. „Bis gleich.“
„Bis gleich. Ich gehe solange joggen. Wenn ich wiederkomme …“, in der Tür wandte er sich noch einmal nach ihr um, „werden wir ja sehen, wie wir miteinander klarkommen.“
Er lief durch die Skybridge, joggte anschließend auf der Grünfläche und der Straße zum Ankunftsgebäude und dachte daran, wie er und Charlotte sich geküsst hatten und wie sie darauf reagiert hatte. Ganz so, als könne sie nicht genug davon bekommen. Wer hätte das gedacht? Charlotte Wieauchimmer war eine ziemlich heiße Frau.
Und sie wartete in seinem Zimmer auf ihn. Worauf wartete er also noch? Warum lief er hier in der Kälte herum, wenn er es sich in einem großen Bett gemütlich machen konnte, mit einer Frau, die, wenn er sie richtig deutete, das Gleiche wollte wie
Weitere Kostenlose Bücher